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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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vier Abschlüssen waren die Kreditgeber mit einem roten Marker unterstrichen.
    Kreditgeber mit J.
    »Versucht ihr, mir zu sagen, dass hinter all den kurzfristigen Krediten, die diese Firmen aufnahmen, ehe sie abbrannten, mehr oder weniger dieselbe Bank stand?«
    »Ja!«, kam es wieder im Chor.
    Carl betrachtete die Abschlüsse genauer. Das war wahrhaftig ein Durchbruch.
    »Okay, Yrsa«, sagte er. »Du sammelst mal alle Informationen über diese vier Banken, die du bekommen kannst. Wofür stehen die Buchstaben, wisst ihr das?«
    Yrsa lächelte wie ein Hollywood-Star, der sonst nichts zu bieten hat. »RJ: Radomir Jankovic. AIJ: Abram Ilija Jankovic, MJ: Milica Jankovic und TJ: Tomislav Jankovic. Vier Geschwister. Drei Brüder und die Schwester Milica.«
    »Okay. Leben sie hier im Land?«
    »Nein.«
    »Sondern?«
    »Nirgendwo, kann man sagen.« Yrsa zog die Schultern bis an die Ohren hoch.
    Sie und Assad sahen aus wie zwei Schulkinder, die sich heimlich ein paar Kilo Feuerwerkskörper in die Ranzen gestopft hatten.
    »Nein, Carl, um es kurz zu machen: Alle vier sind seit mehreren Jahren tot.«
    Natürlich waren sie tot. Was konnte man auch sonst erwarten?
    »Sie haben sich in Serbien einen Namen gemacht, als der Krieg ausbrach.« Nun übernahm Yrsa wieder. »Vier Geschwister, die immer Waffen liefern konnten, zu stattlichen Preisen. Das waren ein paar ganz Schlimme.« Sie stieß ein Glucksen aus, das ein Lacher sein sollte.
    »Ja, Untertreibung hilft dem Verständnis, sagt man nicht so?«, tönte Assad.
    Falscher konnte man wohl kaum liegen.
    Carl betrachtete die glucksende Yrsa. Woher hatte dieses absonderliche Wesen all diese Informationen? Konnte sie auch noch Serbisch?
    »Ihr wollt vermutlich darauf hinaus, dass ein äußerst zweifelhaftes Vermögen hier im Westen in legale Kreditgeschäfte kanalisiert wurde, oder? Aber hört mal her, ihr beiden. Wenn der Fall tatsächlich so liegt, dann finde ich, sollten wir ihn an unsere Kollegen oben weiterreichen. Die verstehen ein bisschen mehr von Wirtschaftskriminalität.«
    »Zuerst musst du dir aber das hier ansehen, Carl.« Yrsa wühlte in ihrer Tasche. »Wir haben ein Foto der vier Geschwister. Es ist alt, aber trotzdem.«
    Sie legte das Foto vor ihn hin.
    »Aha«, sagte er und nahm den Eindruck von vier gemästetenAngusrindern in sich auf. »Eine kräftige Familie, meine Herren! Waren die nebenbei auch noch Sumo-Ringer?«
    »Schau genau hin, Carl«, sagte Assad. »Dann weißt du, was wir meinen.«
    Er folgte Assads Blick. Die vier Geschwister saßen ordentlich nebeneinander an einer gedeckten Tafel, weißes Tischtuch, Kristallgläser. Alle hatten sie die Hände ordentlich auf der Tischkante platziert, wie von einer strengen Mutter angeordnet, die außerhalb des Fotos stand. Vier Paar kräftige Hände – und alle trugen sie am linken kleinen Finger einen Ring. Die Ringe schnitten tief ins Fleisch ein. Klar, bei der Leibesfülle.
    Carl blickte auf und sah seine Mitarbeiter an, zwei der merkwürdigsten Individuen, die je durch die Gänge dieses schreckenerregenden Gebäudes gelaufen waren. Und diese beiden hatten soeben einen Fall in eine völlig neue Dimension erhoben. Einen Fall, der im Grunde nicht mal ihrer war.
    Verdammt surreal, das alles.
     
    Eine Stunde später wurde erneut in Carls Aufgabenverteilung herumgewühlt. Der Anruf kam vom Stellvertreter, von Lars Bjørn. Einer seiner Leute war unten im Archiv gewesen und hatte ein Gespräch zwischen Assad und dieser Neuen mit angehört. Was war denn das schon wieder? Hatten die einen Zusammenhang zwischen den Brandfällen gefunden?
    Carl wiederholte kurz, worum es ging, während der Torfstecher am anderen Ende bei jedem zweiten Wort Brummlaute von sich gab, um zu zeigen, dass er Carls Ausführungen folgte.
    »Bist du so freundlich und schickst Hafez el-Assad nach Rødovre hinüber, damit er Antonsen informiert? Wir werden mit den Bränden hier in der Stadt weitermachen. Aber diesen alten Fall dürft ihr aufklären, wo ihr damit nun schon mal angefangen habt«, sagte Lars Bjørn gönnerhaft.
    Das war das Ende des Friedens.
    »Ich glaub ehrlich gesagt nicht, dass Assad dazu Lust hat.«
    »Na, dann musst du’s eben selbst machen.«
    Bjørn, dieser Schweinehund, der kannte ihn einfach zu gut.
     
    »Carl, das ist doch nicht dein Ernst? Das ist doch nur ein Scherz, oder?« Assads Lachgrübchen zwischen den Bartstoppeln waren tief, aber sie verschwanden blitzschnell.
    »Du nimmst den Dienstwagen, Assad. Gib acht auf das

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