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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Geräusch überhaupt nicht diskutiert, wie sollten sie auch, mit dem Klebeband vorm Mund. Aber Tryggve konnte sich daran erinnern, dass sie zwischendurch mal so ein tiefes Brummen hörten«, sagte Carl. »Außerdem meinte Tryggve, Poul sei bei so was wie Geräuschen und Technik immer sehr gut gewesen. Aber es stimmt schon: Letztlich kann das Geräusch sonst was gewesen sein.«
    Carl sah Tryggve vor sich, dort drüben in Schweden, verweint und still, wie er im Licht des frühen Morgens den Flaschenbrief zum wiederholten Mal las.
    »Der Brief hat einen starken Eindruck auf Tryggve gemacht. Er hat mehrfach gesagt, dass das alles so typisch sei für seinen großen Bruder. Überhaupt keine Zeichensetzung, nur ein paar Gedankenstriche. Und dass Poul immer schrieb, wie er sprach. Den Brief zu lesen sei wie ihn sprechen zu hören.«
    Carl verscheuchte das Bild aus seinem Sinn. Ganz klar: Sie mussten Tryggve dazu bringen, nach Kopenhagen zu kommen, sobald er sich von dem Erlebnis erholt hatte.
    Yrsa runzelte die Stirn. »Hast du Tryggve eigentlich gefragt, ob es in den Tagen, als sie im Bootshaus saßen, überhaupt windig war? Habt ihr, du oder Assad, in den Wetteraufzeichnungen nachgesehen? Habt ihr beim Meteorologischen Institut nachgefragt?«
    »Mitte Februar? Da stürmt es doch immer. Damit die Windräder sich drehen, braucht’s doch nicht viel.«
    »Na ja, trotzdem. Habt ihr gefragt?«
    »Leite die Frage an Pasgård weiter, Yrsa. Der untersucht das mit den Windrädern. Aber im Augenblick habe ich eine andere Aufgabe für dich.«
    Sie setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich weiß, was du sagen willst. Ich soll jetzt mit den Vereinen und Selbsthilfegruppenfür Sektenaussteiger reden, stimmt’s?« Sie zog ihre Handtasche heran und fischte daraus eine Tüte Chips. Und noch ehe Carl seine Antwort formuliert hatte, war die Tüte bereits aufgerissen und der Inhalt halb zermalmt.
    Man kam aus dem Staunen nicht raus.
     
    Als er in seinem Büro das Wetterarchiv des Dansk Metereologisk Institut öffnete, musste er feststellen, dass es nur bis 1997 zurückreichte. Also rief er im Institut an, stellte sich vor, formulierte seine einfache Frage und rechnete mit einer einfachen Antwort.
    »Können Sie mir sagen, wie das Wetter in den Tagen nach dem 16.   Februar 1996 war?«
    Sekunden später kam bereits die Antwort.
    »Am 18.   Februar wurde Dänemark von einem extremen Schneesturm heimgesucht. Das Land war drei bis vier Tage nahezu von der Außenwelt abgeschnitten, die deutsch-dänische Grenze wurde sogar dichtgemacht«, sagte die Frau am anderen Ende.
    »Tatsächlich? Und das gilt auch für Nordseeland?«
    »Das gilt fürs ganze Land. Aber am schlimmsten war es im Süden. Im nördlichen Dänemark waren die Straßen in weiten Gebieten trotz allem befahrbar.«
    Warum zum Teufel hatten sie sich nicht schon früher nach dem Wetter erkundigt?
    »Es war also sehr stürmisch, sagen Sie?«
    »Ja, allerdings, das war es.«
    »Und wie ist das bei einem solchen Wetter mit Windrädern?«
    Die Frau antwortete nicht gleich. »Sie wollen wissen, ob der Sturm zu stark war für einen Betrieb der Anlagen?«
    »Äh, ja, das meinte ich wohl. Glauben Sie, man muss die Windräder bei solchem Wetter anhalten?«
    »Tja, ich bin keine Windradexpertin, aber ja, natürlich mussman die Windräder an solchen Tagen anhalten. Die würden ja sonst förmlich auskugeln.«
    An der Stelle fischte sich Carl eine Zigarette aus der Packung und bedankte sich. Was mochten die Kinder in dem Bootshaus bloß gehört haben? Die hatten da drinnen festgesessen und gefroren und konnten nicht nach draußen sehen. Hatten sie denn überhaupt etwas von dem Sturm mitbekommen?
    Carl suchte Pasgårds Handynummer heraus und gab sie ein.
    »Ja«, antwortete der. Das klang extrem unfreundlich, dabei war es nur ein einzelnes Wort.
    »Carl Mørck hier. Hast du überprüft, wie das Wetter in der Zeit war, als die Kinder eingesperrt waren?«
    »Noch nicht. Kommt aber noch.«
    »Kannst du dir sparen. In den letzten drei der fünf Tage, die sie in dem Bootshaus saßen, hatten wir Schneesturm.«
    »Na so was.«
    Wie – na so was? Typische Pasgård-Bemerkung.
    »Vergiss die Windräder, Pasgård. Der Wind war zu stark.«
    »Ja, aber du sagst drei der fünf Tage. Was ist mit den ersten beiden?«
    »Tryggve hat mir erzählt, dass er dieses Brummen an allen fünf Tagen gehört hat, an den letzten dreien etwas schwächer. Das könnte sich durch den Sturm erklären. Der hat das Geräusch

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