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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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extrem magere Gesichter. Das verhieß nichts Gutes.
    Sie kamen direkt auf ihn zu, ihre Absicht war klar. Gleich würden sie ihn zu Boden reißen und seine Taschen leeren. Ganz offenkundig war das ihre Art des Broterwerbs.
    Er hielt die Hand warnend hoch und deutete auf das Handy. »Hier!«, rief er und schleuderte es dem einen entgegen. Gleichzeitig sprang er seitlich nach vorn und trat dem anderen in den Schritt, sodass der stöhnend zu Boden ging und sein Springmesser fallen ließ.
    Zwei Sekunden später hatte er das Messer aufgehoben und es dem Liegenden zweimal in den Unterleib gerammt und dem anderen in die Seite.
    Dann hob er sein Handy auf und warf es zusammen mit dem Messer so weit ins Gebüsch, wie er konnte.
    Das Leben hatte ihn gelehrt, als Erster zuzuschlagen.
    Er überließ die zwei blutenden Gestalten sich selbst und gab auf seinem Navi den Bahnhof von Roskilde ein.
    Nur acht Minuten bis dorthin.
     
    Der Krankenwagen hatte eine Weile gewartet, ehe sie mit der Trage kamen. Er versteckte sich in der Reihe der Neugierigen, die auf die Umrisse von Joshuas leblosem Körper unter der Decke starrten. Als er den Polizisten sah, der die Trage begleitete und Joshuas Mantel und Tasche trug, war er sicher.
    Joshua war tot. Das Geld verloren.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Er fluchte unaufhörlich, während der Mercedes Kurs auf Ferslev nahm. Das war die ganzen Jahre eine so gute Deckadresse gewesen. Seine Anschrift, sein Name, sein Lieferwagen, alles, was zu der Person gehörte, als die er auftrat, war mit diesem alten Bauernhaus verbunden. Und damit war jetzt Schluss, das Haus war nicht länger sicher. Isabel kannte das Kennzeichen des Lieferwagens und hatte es an ihren Bruder weitergegeben. Und der Eigentümer des Wagens war mit diesem Haus verknüpft.
     
    Als er das Dorf erreichte und zwischen den Bäumen auf das alte Anwesen zufuhr, hatte sich die übliche Abendruhe über die Gegend gesenkt. Das Dorf wirkte völlig verlassen, wahrscheinlichhockten die Einwohner allesamt vorm Fernseher. Nur im Wohngebäude eines Hofs weit draußen zwischen den Feldern waren ein paar hell erleuchtete Fenster zu sehen. Von dort würde vermutlich der Notruf ausgehen.
    Zunächst besah er sich, wie Rachel und Isabel in die Scheune und das Haupthaus eingebrochen waren. Dann ging er systematisch sämtliche Zimmer durch und entfernte Dinge, die womöglich einen Brand überstehen würden: einen kleinen Spiegel, eine Schachtel mit Nähzeug, den Erste-Hilfe-Kasten.
    Danach fuhr er den Lieferwagen aus der Scheune, setzte rückwärts rund ums Haus und steuerte ihn dann mit Karacho in das große Wohnzimmerfenster, von dem aus man so einen guten Blick über die Felder hatte.
    Beim Splittern des Glases flogen ein paar Vögel auf, das war alles.
    Er umrundete das Haus noch einmal, bevor er mit der Taschenlampe hineinging. Perfekt, dachte er, als er die rückwärtige Hälfte und die platten Hinterreifen des Lieferwagens auf dem Laminat sah. Auf Zehenspitzen tappte er über die Glasscherben, öffnete die Heckklappe, nahm den Reservekanister heraus und verteilte auf dem Fußboden zwischen Wohnzimmer und Küche, im Flur und im ersten Stock gleichmäßig Benzin.
    Dann schraubte er den Tankdeckel des Lieferwagens auf, riss ein Stück Gardine ab, tauchte die Hälfte in das Benzin auf dem Boden und steckte sie dann in den Einfüllstutzen.
    Einen Moment lang stand er auf dem Hof und sah sich um. Schließlich zündete er den Rest der Gardine an und warf ihn in die Benzinpfütze auf dem Flur, dort, wo die Gasflaschen standen.
    Als der Benzintank des Lieferwagens mit einem ohrenbetäubenden Knall in die Luft flog, war er mit dem Mercedes schon bei der Landstraße angekommen. Nach weiteren anderthalb Minuten waren die Gasflaschen an der Reihe. Die Explosionenwaren so heftig, dass er glaubte, sehen zu können, wie das Dach abhob.
    Erst als er das Einkaufszentrum des Ortes hinter sich gelassen und wieder freie Sicht über die Felder hatte, hielt er am Straßenrand und blickte zurück.
    Der Hof brannte lichterloh. Die Funken flogen hoch auf wie beim Johannisfeuer. Sicher war der Brand kilometerweit zu sehen. Nicht mehr lange, und die Flammen würden die Zweige erreichen und alles miteinander verschmelzen.
    Tja. Aus dieser Ecke war nun nichts mehr zu befürchten.
    Der Feuerwehr würde nur die Feststellung bleiben, dass nichts zu retten war.
    Man würde von wahnwitzigen Streichen Halbwüchsiger sprechen.
    Das tat man draußen auf dem Land oft.
     
    Er

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