Erlösung
schlau,Carl Mørck! Soll ich dir ein Loch reinschlagen oder willst du’s lieber selbst tun?«
Das war doch nicht zu fassen! »Und wie sieht’s da drüben auf der anderen Seite aus?« Er deutete rüber zu Assads Schuhkarton.
»Das da? Also Carl, das ist kein Büro. Das ist eine Besenkammer. Da sind natürlich keine Fenster drin.«
»Okay. Dann, glaube ich, können Rose und ich auch auf Tageslicht verzichten. Vielleicht später mal, wenn die den Keller fertig ausgemistet haben und Assad endlich einen anderen Platz bekommen hat.«
Der ehemalige Mechaniker schüttelte den Kopf und lachte leise vor sich hin.
»Was ist hier unten überhaupt los?«, fragte er, als sie wieder auf dem Gang standen. »Was zum Teufel habt ihr denn da gemacht?« Er deutete auf die Reste der Trennwand, die auf der gesamten Länge des Flures an der Wand lehnten.
»Wegen dieser Rohre hier haben wir eine Trennwand errichten lassen. Von den Rohren rieselt nämlich Asbest. Das hat die Gewerbeaufsicht beanstandet.«
»Diese Rohre da«, der Mechaniker deutete an die Decke, »könnt ihr sowieso alle runterreißen. Die Heizungsrohre liegen im Kriechkeller. Die da oben, die haben überhaupt keine Funktion.«
Damit kehrte er zum Gammel Dansk und den Pensionären zurück. Sein Gelächter dröhnte durch den ganzen Keller.
Carl war immer noch am Fluchen, als Rose in sein Büro kam. Hatte sie etwa tatsächlich die Arbeit getan, die er ihr aufgetragen hatte?
»Sie leben beide, Carl. Um die eine, Lisa Karin Krogh, steht es allerdings schlecht. Aber die andere schafft es wohl, das kann man inzwischen sagen.«
Er nickte. Na gut, dann mussten sie eben hinfahren und mit ihr reden.
»Und was ihre religiösen Vorlieben angeht: Isabel Jønsson ist Mitglied der dänischen Volkskirche, Lisa Krogh Mitglied von etwas, das sich Kirche der Gottesmutter nennt. Ich hab mit ihren Nachbarn in Dollerup telefoniert. Das ist wohl ’ne Art Sekte, ein seltsamer Verein. Die bleiben sehr für sich. Laut der Nachbarin wurde Lisa Kroghs Mann von ihr da mit reingezogen. Die haben sich sogar neue Namen gegeben. Er nennt sich Joshua und sie Rachel.«
Carl atmete tief durch.
»Aber das ist noch längst nicht alles«, fuhr Rose fort und schüttelte den Kopf. »Unsere Kollegen unten in Slagelse haben am Unfallort eine Sporttasche im Gebüsch gefunden. Die wurde anscheinend aus dem Wagen geschleudert. Und was glaubt ihr, was da drin war? Eine Million Kronen in gebrauchten Scheinen.«
»Hab alles gehört«, tönte Assads Stimme direkt hinter Carl. »Allmächtiger Allah.«
Allmächtiger Allah. Genau das, was Carl auch dachte.
Rose neigte den Kopf zur Seite. »Außerdem hab ich noch erfahren, dass Lisa Kroghs Mann am Montagabend im Zug zwischen Slagelse und Sorø gestorben ist. Etwa zur gleichen Zeit, als seine Frau den Unfall hatte. Herzanfall, laut Obduktion.«
»Verfluchte Scheiße!« Carl haute mit der Faust auf den Tisch. Das klang doch alles total wahnsinnig. Da lief es einem doch eiskalt den Rücken runter. Und die bösen Vorahnungen standen Schlange.
»Lass uns erst mal schauen, wie es Hardy geht, ehe wir den Aufzug rauf zu Isabel Jønsson nehmen.« Carl nahm die Polizeikelle, die sie immer gern dabeihatten, und legte sie oben aufs Armaturenbrett. Eine ausgezeichnete Methode, Parkwächter zu neutralisieren, wenn man etwas unorthodox parkte.
»Ich möchte, dass du draußen wartest. Ist das okay? Ich muss ihm ein paar Fragen stellen.«
Carl fand Hardy in einem Zimmer mit Aussicht, wie es so schön heißt. Große Fenster, freier Blick in den Himmel und auf Wolken in ständig wechselnden Formationen.
Es ginge ihm gut, behauptete Hardy. Die Lungen seien trockengelegt und die Untersuchungen bald abgeschlossen. »Aber die glauben mir nicht, wenn ich sage, ich könnte das Handgelenk bewegen.«
Carl kommentierte das nicht. Hardy hatte nun mal diese fixe Idee, und es war mit Sicherheit nicht seine Aufgabe, ihn davon zu kurieren.
»Ich war heute beim Psychologen, Hardy. Nicht bei Mona, sondern bei so ’nem Typen, der Kris heißt. Der hat mir von einem Bericht erzählt, den du mir nicht gezeigt und in den du angeblich Sachen über mich geschrieben hast. Kannst du dich daran erinnern?«
»Ich hab nur geschrieben, dass du in dem Fall besser informiert warst als Anker und ich.«
»Warum hast du das geschrieben?«
»Weil es so war. Du hast den alten Mann gekannt, diesen Georg Madsen, den wir ermordet aufgefunden haben.«
»Nein, hab ich nicht. Ich hab Georg Madsen nicht
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