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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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hinten schwenkte und voller Wucht auf seine Schultern krachte. Das Knochenknacken war nicht zu überhören.
    Sicherheitshalber beschloss Assad einen Konterangriff, indem er dem Muskelberg mit der Zehenspitze direkt in die Bauchhöhle trat. Die Töne, die der Kerl von sich gab, gehörten nicht zu denen, die man öfter hören wollte. Nie hatte Carl solch einen Koloss in so kurzer Zeit zusammenklappen sehen.
    Als dieser sich mit gebrochenem Schlüsselbein auf dem Boden wand, kamen mehrere Polizisten angerannt.
    Da erst fiel Carl auf, dass am rechten Handgelenk des Mannes eine Handschelle baumelte.
    »Wir waren gerade mit ihm bei Hof vier reingekommen, er soll hoch zum Untersuchungsrichter«, sagte der eine Polizist, während sie die Handschellen wieder anbrachten. »Keine Ahnung, wie der die Handschelle losgeworden ist, aber irgendwie ist er durch die Ladeluke runter in die Postabteilung gesprungen.«
    »Na, entkommen wäre er uns nicht«, sagte der andere Polizist. Carl kannte ihn. Ein ausgezeichneter Schütze.
    Die Beamten klopften Assad auf die Schulter. Dass er ihren Aspiranten mit ziemlicher Sicherheit ins Krankenhaus umdirigiert hatte, war ihnen egal.
    »Wer ist der Knabe?«, wollte Carl wissen.
    »Der da? So wie’s aussieht, hat er in den letzten vierzehn Tagen drei serbische Geldeintreiber umgebracht.«
    Da sah Carl am kleinen Finger des Mannes den Ring, der sich tief ins Fleisch eingegraben hatte.
    Carls Blick suchte Assad, der auch jetzt nicht besonders überrascht wirkte.
    »Ich hab alles gesehen«, tönte eine tiefe Stimme hinter Carl. Die beiden Polizisten schleppten den stöhnenden Serben dorthin zurück, wo sie herkamen.
    Carl drehte sich um. Das war doch Valde, einer der pensionierten Beamten, die sich um diesen Beerdigungsverein, die Beamtensterbekasse, kümmerten. Zweiter Vorsitzender, soweit Carl wusste.
    »Was zum Teufel machst du denn an einem Mittwoch hier, Valde? Trefft ihr euch nicht immer dienstags?«
    Der lachte und rieb sich den Bart. »Doch. Aber wir waren gestern alle bei Jannik. Geburtstag feiern. Siebzig, weißt du. Da müssen die Traditionen halt mal zurücktreten.«
    Er wandte sich an Assad. »Alle Wetter, Kamerad. Das da eben, das würd ich mir glatt noch mal ansehen. Wo hast du denn solche Tricks gelernt?«
    Assad zuckte die Achseln. »Reiz und Reaktion. Nichts weiter.«
    Valde nickte. »Komm mit nach hinten zu uns. Du verdienst einen Gammel Dansk.«
    »Gammel?« Assad stand das Fragezeichen ins Gesicht geschrieben.
    »Assad trinkt keinen Schnaps, Valde«, mischte sich Carl ein. »Aber mir kannst du einen geben.«
     
    Da saß der ganze Trupp versammelt. Vor allem alte Verkehrspolizisten, aber auch Jannik, der in der Abteilung für Polizeitechnik gearbeitet hatte, und einer der alten Chauffeure des damaligen Polizeipräsidenten.
    Brötchen, Zigaretten, schwarzer Kaffee und Gammel Dansk. Den Pensionären hier im Präsidium ging’s nicht schlecht.
    »Bist du inzwischen wieder auf dem Damm?«, fragte einer Carl. Einer, mit dem er gelegentlich draußen im Polizeibezirk Gladsaxe Kontakt gehabt hatte.
    Carl nickte.
    »Hässliche Geschichte, das mit Anker und Hardy. Überhaupt eine hässliche Geschichte. Hast du den Fall aufklären können?«
    »Leider nein.« Er drehte sich zum Fenster über den Schreibtischen um. »Ihr Glücklichen, ihr habt Fenster. Könnten wir auch gebrauchen.«
    Ihm fiel auf, wie alle fünf gleichzeitig die Stirn runzelten.
    »Was ist?«
    »Also entschuldige, Carl. Aber alle Kellerräume hier unten haben Fenster«, antwortete einer.
    »Unsere nicht«, beharrte Carl.
    Der alte Mechaniker stand auf. »Nun bin ich seit siebenunddreißig Jahren hier und kenne jeden Winkel dieser Bruchbude. Zeig mir doch mal deinen Kellerraum, ja? Ich muss sowieso gleich los.«
    Das war ja eine kurze Schnapsrunde.
    »Hier«, sagte Carl eine Minute später. Er deutete an die Wand, wo sein Flachbildschirm hing. »Und wo ist nun das Fenster?«
    Der Mechaniker lehnte sich etwas zur Seite. »Und wie würdest du das da nennen?« Er deutete direkt auf die Wand.
    »Äh, Wand?«
    »Rigipsplatten, Carl Mørck. Das sind einfach nur Rigipsplatten. Die haben meine Leute angebracht, als wir die Räume als Lager für Reserveteile genutzt haben. Damals waren hier überall Regale. Hier und da drüben bei deiner süßen kleinen Sekretärin. Die Regale, die sie später für die Visiere und Helme der Bereitschaftspolizei benutzt haben und die inzwischen überall rumfliegen.« Er lachte. »Nicht sehr

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