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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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alles im Auge, okay?«, sagte er zu Assad, dessen Unterschenkel mittlerweile wie Trommelstöcke wirbelten. »Ich stehe draußen bei den Aufzügen. Hol mich, wenn wir ins Zimmer dürfen, ja?«
    Dann nahm er sein Handy und rief Rose an. »Ich hätte gern die Namen und Personennummern von allen Leuten, die unter der Anschrift von Lisa Karin Krogh gemeldet sind, ja? Und die Telefonnummer. Und noch was, Rose: bitte sofort, klar?«
    Sie brummelte etwas, sagte aber, sie wolle sehen, was sie tun könne.
    Er drückte auf den Knopf, der den Aufzug holte, und fuhr ins Erdgeschoss.
    Mindestens fünfzigmal war er im Laufe der Jahre an der Cafeteria vorbeigegangen, ohne stehen zu bleiben. Zu fette Leberpasteten-Sandwiches und zu fette Preise für seinen Almosenlohn. Diesmal war es nicht anders. Hungrig war er schon, aber er hatte anderes vor.
    »Karsten Jønsson!«, rief er und sah, wie der blonde Mann den Hals reckte, um zu sehen, aus welcher Richtung der Ruf kam.
    Er bat den Kollegen mitzukommen und berichtete unterwegs, was auf der Station passiert war, seit man ihn rausgeschickt hatte.
    Jønsson wurde kreidebleich.
    »Einen Augenblick«, sagte Carl, als sie zum dritten Stock kamen und sein Telefon klingelte. »Geh du nur schon rein, Karsten. Und hol mich, wenn etwas ist.«
    Er kniete sich vor der Wand hin, klemmte sich das Handy ans Ohr und legte den Notizblock auf den Fußboden. »Schieß los, Rose. Was hast du rausgefunden?«
    Sie gab ihm die Telefonnummer und nannte sieben Namen mit der jeweiligen Personennummer. Vater, Mutter und fünf Kinder. Josef, achtzehn Jahre alt, Samuel, sechzehn, Miriam, vierzehn, Magdalena, zwölf und Sarah, zehn. Carl schrieb mit.
    Gab es noch mehr, was er wissen wollte?
    Er schüttelte den Kopf und klappte das Handy zu, ohne ihr geantwortet zu haben.
    Höchst alarmierende Informationen.
    Fünf Kinder, die keine Mutter und keinen Vater mehr hatten und von denen zwei wahrscheinlich in akuter Lebensgefahr schwebten. Wieder haargenau dasselbe Muster. Der Entführer hatte bei einer kinderreichen Familie zugeschlagen, die einer Sekte angehörte. Nur mit dem Unterschied, dass er diesmal wohl kaum eines der entführten Kinder verschonen würde. Warum sollte er?
    Höchstwahrscheinlich waren sie also mit einer Situation auf Leben und Tod konfrontiert, und Carls sämtliche Alarmglocken läuteten Sturm. Wenn sie noch mehr Morde und die Zerstörung einer ganzen Familie verhindern wollten, hatten sie keine Zeit zu verlieren. Aber was konnten sie tun? Außer den Kindern der verstorbenen Rachel und der Sekretärin, die mit dem Mörder gesprochen hatte und jetzt mit ausgeschaltetem Handy auf dem Heimweg war, gab es nur eine Person, die ihnen weiterhelfen konnte. Und diese Person lag irgendwo hinter diesen Türen, blind und stumm und in einem lebensgefährlichen Schockzustand gefangen.
    Und die Krankenschwester, die den Kerl zumindest kurzgesehen hatte, bevor sie niedergeschlagen worden war, war auch noch nicht wieder bei Bewusstsein. Die Situation war echt hoffnungslos.
    Er sah auf seinen Notizblock und wählte dann die Nummer der Familie in Dollerup. In Momenten wie diesen trat die hässliche Seite seines Jobs zutage.
    »Josef hier«, meldete sich eine Stimme. Der Älteste, Gott sei Dank.
    »Guten Tag, Josef. Du sprichst mit Vizepolizeikommissar Carl Mørck vom Sonderdezernat Q in Kopenhagen. Ich   …«
    Da wurde am anderen Ende aufgelegt.
    Carl überlegte, was er falsch gemacht haben mochte. Er hätte sich nicht auf diese Weise zu erkennen geben sollen. Garantiert war jemand von der Polizei bei den Kindern gewesen und hatte sie über den Tod des Vaters unterrichtet. Zweifelsohne standen sie unter Schock.
    Wie konnte er Josef nur erreichen?
    Da rief er Rose an.
    »Nimm deine Tasche, Rose, schnapp dir ein Taxi und komm schnellstens zum Rigshospital.«
     
    »Ja«, sagte die Ärztin. »Das ist ganz außerordentlich bedauerlich. Bis gestern hatten wir rund um die Uhr einen Polizisten auf der Station, denn bei uns liegen Opfer des Bandenkriegs. Wäre der Beamte heute noch da gewesen, wäre das wohl nicht passiert. Aber wir haben die beiden letzten Gewaltverbrecher – leider, muss man wohl sagen – gestern Abend weitergeschickt.«
    Carl betrachtete das Gesicht der Ärztin, während er ihr zuhörte. Es hatte nichts von der oberflächlichen Verbindlichkeit, die so typisch war für diesen Berufsstand, sondern wirkte weich und herzlich.
    »Selbstverständlich verstehen wir gut, dass die Polizei die Identität des

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