Erlösung
Nachbarn fahren und den nach Mads Christian Fog befragen.«
Das Handy klingelte. Rose war dran.
»Willst du hören, was ich erreicht habe?«, fragte sie.
Zu einer Antwort kam er nicht.
»Ballerup, Tårnby, Glostrup, Gladsaxe, Nordvest, Rødovre, Hillerød, Valby, Axeltorv, das DGI-by in Kopenhagen, Bryggen auf Amager, Stenløse Zentrum, Holbæk, Tåstrup, Frederikssund, Roskilde, Helsingør und dann noch Allerød, wo du herkommst. Das sind die Bowlingzentren in dem Gebiet, das ich mir anschauen sollte. Ich hab denen allen das Material gefaxt, und in zwei Minuten fange ich mit dem Rumtelefonieren an. Ihr hört von mir. Ich werde den Leuten schon auf die Pelle rücken, keine Bange.«
Die Ärmsten dort draußen in den Bowlingzentren.
Die Bewohner des Nachbarhofs, der einige hundert Meter entfernt lag, saßen gerade beim Abendessen. Reichlich Kartoffeln und Schweinefleisch und noch mehr Gutes, alles garantiert aus eigener Produktion. Große Menschen mit breitem Lächeln. Hier herrschte kein Mangel.
»Mads Christian? Nein, ganz ehrlich. Den alten Kauz hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen. Der hat eine Freundin in Schweden, da wird er sein«, sagte der Hausherr. Einer von der Sorte, die auf Holzfällerhemden standen.
»Na ja, dann und wann haben wir mal seinen hässlichen hellblauen Lieferwagen gehört«, präzisierte die Hausfrau. »Ja, und den Mercedes. Der hat sein Geld in Grönland verdient,der wird sich das wohl leisten können. Steuerfrei, Sie wissen schon.« Sie lächelte.
Steuerfrei, davon verstand sie offenbar was.
Carl stützte sich mit beiden Ellenbogen auf den massiven Tisch. Wenn er und Assad nicht bald etwas zu essen auftrieben, dann würde die Jagd ein schnelles Ende finden. Der Duft von Schweinekrustenbraten jedenfalls brachte ihn fast in Versuchung, sich am Eigentum anderer Leute zu vergreifen.
»Alter Kauz, sagen Sie. Sprechen wir von demselben Mann?«, fragte er, während das Wasser im Mund stieg und stieg. »Mads Christian Fog. Nach unseren Informationen ist er höchstens fünfundvierzig.«
Darüber musste das Ehepaar lachen.
»Ich weiß natürlich nicht, ob es da einen Neffen oder so was gibt«, sagte der Mann. »Aber so was könnt ihr am Computer doch in zwei Minuten rausfinden, oder?« Er nickte. »Kann auch sein, dass er den Hof verpachtet hat. Darüber haben wir auch schon spekuliert, nicht wahr, Mette?«
Die Frau nickte. »Ja, weil uns nämlich was aufgefallen ist: Erst kam immer der Lieferwagen, und dann fuhr kurz darauf der Mercedes weg. Dann sahen wir lange nichts von beiden Autos, bevor irgendwann der Mercedes wiederkam und danach der Lieferwagen wegfuhr.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber für so ’n Durcheinander ist der Mads Christian Fog doch viel zu alt, hab ich mir jedes Mal gesagt.«
»Wir denken an den hier«, sagte Assad und legte ihnen das Phantombild vor.
Das Ehepaar betrachtete die Zeichnung ohne das geringste Anzeichen von Wiedererkennen.
Nein, Mads Christian war das nicht. Der ging auf die Achtzig zu, meinten sie, und er war ein ziemlicher Schmutzfink. Der da hingegen sähe doch ordentlich und fast elegant aus.
»Okay. Und der Brand, haben Sie den gesehen?«, fragte Carl.
Sie lächelten. Die reagierten schon seltsam, diese Landbewohner.
»Wenn Sie mich fragen«, sagte da der Mann, »dann war der garantiert bis Orø zu sehen, ja bis nach Nykøbing Seeland.«
»Aha. Und haben Sie an dem Abend vielleicht jemanden gesehen, der zum Haus hin- oder wegfuhr?«
Sie schüttelten den Kopf. »Nee«, sagte der Mann lächelnd. »Da waren wir schon im Bett. Sie müssen bedenken, dass wir hier auf dem Land früh aufstehen. Nicht so wie die Kopenhagener, die erst um sechs aus den Federn kommen.«
»Wir müssen bei einer Tankstelle anhalten«, sagte Carl, als sie wieder draußen bei ihrem Dienstwagen standen. »Ich falle um vor Hunger. Du nicht?«
Assad zuckte die Achseln. »Nee. Ich esse einfach von denen hier.«
Er zog aus den Tiefen seiner Tasche zwei besonders nahöstlich aussehende Verpackungen hervor. Der Zeichnung nach zu urteilen, bestand der Inhalt hauptsächlich aus Datteln und Feigen. »Willst du auch?«, fragte er.
Carl nickte. Dann klemmte er sich hinters Steuer, kaute und seufzte zufrieden. Die Dinger waren echt gut.
»Was glaubst du, was mit dem passiert ist, der da gewohnt hat?«, fragte Assad und deutete zur Brandstelle. »Nichts Gutes, wenn du mich fragst.«
Carl nickte und schluckte. »Ich glaube, wir müssen eine Menge Leute dort
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