Erlösung
gleich zur Stelle. Die werden einen vorläufigen Bericht aufnehmen«, sagte der Vorgesetzte. »Wir werden dann schon dafür sorgen, dass Sie bald behandelt werden. Ein weiterer Krankenwagen ist unterwegs. Verhalten Sie sich ruhig, damit es nicht so stark blutet. Wenn Sie mich fragen: So ernst sieht das nicht aus.«
Er nickte und zog sich zurück.
Damit war die Zeit für den nächsten Schritt gekommen.
Über die Lautsprecher wurde verkündet, die aktuellen Ereignisse hätten die Schiedsrichter dazu bewogen, das Turnier abzubrechen.
Er sah zu seinen Mannschaftskameraden hinüber. Mit leeren Blicken saßen die immer noch an der Bar. Die Aufforderung des Polizisten, das Bowlingzentrum noch nicht zu verlassen, schienen sie kaum zu hören.
Ja, die beiden Polizisten hatten viel um die Ohren. Die Geschehnisse waren total aus dem Ruder gelaufen. Am Ende der Nacht würden sie ihren Vorgesetzten einiges zu erklären haben.
Er stand auf und ging ganz ruhig an der Außenwand auf die Sanitäter am Ende von Bahn zwanzig zu.
Dann nickte er ihnen zu, bückte sich rasch und hob das Messer auf. Und als er sich versichert hatte, dass ihm niemand zusah, glitt er in den engen Durchgang zum Maschinenraum.
Keine zwanzig Sekunden später stand er bereits oben auf dem Parkplatz neben der Feuertreppe und war auf dem Weg zum Parkhaus am Ro’s Torv.
Gerade als das Blaulicht des Rettungswagens weiter unten auf dem Københavnsvej aufblitzte, glitt der Mercedes auf die Straße.
Nur drei Ampeln, und er war weg.
47
Die Ereignisse hatten eine schreckliche Entwicklung genommen. Einfach grauenvoll.
Er hatte zugelassen, dass die zwei Männer an einem Tisch saßen, und das war eine Riesendummheit gewesen.
Carl schüttelte den Kopf. So eine verdammte Scheiße. Er war einfach zu fokussiert gewesen. Aber wie hätte er ahnen sollen, dass es dermaßen in die Hose gehen würde? Er hatte die zwei doch nur unter Druck setzen wollen.
Beide Männer waren als Entführer in Frage gekommen. Aber welcher von beiden war es? Auf die eine oder andere Weise glichen sie beide dem Phantombild. Deshalb hatte er beobachten wollen, wie sie auf Stress reagierten. Er war doch Spezialist darin, Menschen zu durchschauen, auf denen Schuld lastete! Hatte er bisher jedenfalls geglaubt.
Und jetzt war es dermaßen in die Grütze gegangen. Dort auf der Krankentrage lag der Entführer in den letzten Zügen – der Einzige, der ihnen sagen konnte, wo sich die Kinder aufhielten. Und das war alles sein Fehler. Nicht zu fassen!
»Schau dir das mal an, Carl.«
Er drehte sich zu Assad um, der Svends Geldbörse in der Hand hielt und nicht gerade glücklich aussah.
»Ja, was ist? Ich sehe dir doch an, dass du nichts gefunden hast. Keine Adresse dabei?«
Assad reichte ihm einen Kassenbon von Kvickly. »Schau dir die Uhrzeit an, Carl.«
Carl spürte, wie er unter den Achseln zu schwitzen begann.
Assad hatte recht. Verdammte Scheiße, das Problem nahm eine ganz neue Wendung. Was für ein Albtraum!
Der Kassenbon war von einem Kvickly-Markt in Roskilde. Eine Quittung für einen kleinen Einkauf: Lottoschein, ›Berlingske Tidende‹ und eine Packung Stimorol. Am selben Tag gekauft, um 15.15 Uhr. Bis auf wenige Minuten fast genau zu dem Zeitpunkt, als Isabel Jønsson im Rigshospital überfallen wurde.
Wenn das hier der Kassenbon von Papst war, konnte er nicht der Entführer sein. Und warum sollte es nicht seiner sein, wo er doch in seinem Geldbeutel gesteckt hatte?
»Was für eine verdammte Scheiße!«, stöhnte Carl.
»Die Sanitäter haben in seiner Hosentasche gerade eine halbe Packung Stimorol gefunden, ich hatte sie gebeten, die Taschen auszuleeren«, fuhr Assad mit düsterer Miene fort und blickte sich dabei um.
Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. Öffnete sich gewissermaßen. »Wo ist René Henriksen?«, rief er.
Carl ließ seinen Blick suchend durch den Saal schweifen. Verdammt, wo war der abgeblieben?
»Da!«, rief Assad und deutete auf den schmalen Durchgang zum Maschinenraum, wo die Bowlingautomaten bedient und gewartet wurden.
Carl sah es auch. Ein Strich an der Wand, fünf Zentimeter breit. Genau in Hüfthöhe. Ganz offensichtlich war das Blut.
»Es ist doch zum Verrecken!«, brüllte er und raste die Bowlingbahnen hinunter.
»Pass auf, Carl!«, rief ihm Assad hinterher. »Das Messer liegt nicht mehr auf der Bahn, das hat er mitgenommen!«
Please
, lass ihn dort drinnen sein, dachte Carl, als er sich in den Raum mit den Maschinen, dem Werkzeug und
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