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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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aus dem Stegreif erfunden hatte? Was für ein Glück, dass er sich an die Nummer erinnert hatte!
    Aber bis auf weiteres hatte der Polizist wohl geschluckt, was er ihm aufgetischt hatte, und er hatte auch seinen Führerschein akzeptiert sowie den falschen Namen, unter dem er seit Jahren im Bowlingclub verkehrte.
    Das Problem war nur, dass sie ihn buchstäblich in die Ecke gedrängt hatten. Das, was er eben zusammengelogen hatte, ließ sich kinderleicht nachprüfen. Schlimmer noch, seine Identitäten gingen zur Neige und seine Stützpunkte auch, und er konnte nicht so ohne weiteres weg. Jeder hier im Lokal würde einen Fluchtversuch mitbekommen.
    Er sah hinüber zu Papst. Der saß vor dem Polizisten und kaute wie verrückt auf seinem Kaugummi. Er wirkte wie das personifizierte schlechte Gewissen.
    Dieser Mann war das ewige Opfer, was er sich verschiedentlich sogar als Rollenmodell abgeguckt hatte. Einer wie Papst war der Inbegriff des Herrn Jedermann. So musste man aussehen, wenn man nicht auffallen wollte. So gewöhnlich, wie auch er selbst aussah. Tatsächlich glichen sie sich in mancher Hinsicht: Kopfform, Größe, Statur, Gewicht. Auch in ihrem gepflegten Äußeren, das vielleicht sogar schon ein bisschen langweilig wirkte. Papst hatte ihn auf die Idee gebracht, sich so zu schminken, dass es den Anschein hatte, als stünden die Augen etwas zu nahe beieinander und als seien die Augenbrauen zusammengewachsen. Und mit ein wenig Schminke wirkten auch seine Wangen so breit wie die von Papst.
    Genau diese Gesichtszüge hatte er ein paarmal benutzt.
    Aber über das Physiognomische hinaus hatte Papst noch etwas anderes, das ihm jetzt zupass kam: Svend flog mehrmals im Jahr nach Thailand, und das tat er nicht wegen der schönen Natur.
     
    Der Kriminalbeamte hatte Papst aufgefordert, am Nachbartisch zu warten. Papst war kreidebleich und wirkte zutiefst gekränkt.
    Gleich nach ihm war Birger an der Reihe. Danach blieb nur noch einer, dann waren die Vernehmungen beendet. Er durfte keine Zeit vergeuden.
    Er stand auf und setzte sich zu Papst an den Tisch. Hätte derPolizist versucht, ihn aufzuhalten, hätte er sich trotzdem hingesetzt und etwas von Polizeistaat-Methoden gebrüllt. Und wäre es zu weiterem Wortwechsel gekommen, hätte er den Raum einfach verlassen – mit dem Hinweis, sie könnten ihn zu Hause erreichen. Schließlich hätten sie seine Personennummer, also sollte es wohl nicht so schwer sein, die Adresse zu finden, falls sie noch Fragen hätten.
    Auch das war ein Ausweg. Sie konnten ihn ja nicht einfach ohne konkreten Anlass festnehmen. Und wenn sie etwas mit Sicherheit nicht hatten, dann waren es konkrete Beweise. Denn auch wenn sich in diesem Land vieles verändert hatte, nahm man doch nicht einfach so irgendwelche Bürger fest. Es sei denn, man hatte etwas Hieb- und Stichfestes gegen sie in der Hand. Und das hatte ihnen Isabel garantiert noch nicht liefern können.
    Das konnte noch kommen, ja, das kam mit Sicherheit irgendwann. Aber noch war es nicht so weit, er hatte ja gesehen, in welchem Zustand Isabel war.
    Nein, sie hatten keine Beweise. Sie hatten keine Leiche, und sie wussten nichts von seinem Bootshaus. Der Fjord würde bald alle Spuren getilgt haben. Und er selbst würde sich einfach ein paar Wochen bedeckt halten.
    Papst sah ihn wütend an. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, die Halsmuskeln angespannt. Er atmete schnell und flach. Völlig richtige Reaktion und in dieser Situation sehr brauchbar. Wenn er es richtig anstellte, war es in drei Minuten überstanden.
    »Was hast du denen gesagt, du Schwein?«, zischte Papst, als er sich zu ihm an den Tisch setzte.
    »Nichts, was sie nicht schon vorher gewusst haben, Svend«, flüsterte er. »Ehrlich. Der weiß doch anscheinend alles. Außerdem haben sie dich noch von früher im Register, denk dran.«
    Er merkte, wie die Atmung des anderen immer hektischer wurde.
    »Aber du hast es dir ja selbst zuzuschreiben, Svend. Pädophile sind nun mal nicht sonderlich beliebt«, fuhr er etwas lauter fort.
    »Ich bin kein Pädophiler! Hast du das etwa behauptet?« Svends Stimmlage ging nach oben.
    »Der Mann weiß alles.« Es galt jetzt, die richtigen Worte zu finden und wohldosiert lauter zu werden. Er sah sich um.
    Ja, es funktionierte. Der Kriminalbeamte hatte ihn im Auge, wie vermutet. Der war ein Schlaumeier. Garantiert hatte er sie extra so hingesetzt, um die Entwicklung beobachten zu können. Ganz offenkundig standen sie beide unter Verdacht.
    Gerade

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