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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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irrten sie sich gewaltig. Denn in Wirklichkeit hatte er eine überdurchschnittlich gute Singstimme.
    Eine Sache musste er jedoch mal in Angriff nehmen: Er musste einen Schönheitschirurgen finden, der die Narbe hinter seinem rechten Ohr entfernen konnte. Da, wo der Nagel damals fast durchgedrungen war, als er seiner Schwester nachspionierte und sie ihn erwischten. Woher zum Teufel wussten die überhaupt von dieser Narbe? Hatte er sie irgendwann nicht ausreichend überschminkt? Das hatte er doch immer getan, seit ihn dieser sonderbare Junge, den er vor Jahren erschlagen hatte, gefragt hatte, wie er zu der Narbe gekommen sei. Wie hatte das Bürschchen noch mal geheißen? Er konnte sie nicht mehr voneinander unterscheiden.
    Er schob den Gedanken beiseite. Aber die Ereignisse im Bowlingzentrum gingen ihm nicht aus dem Sinn.
    An seinem Mineralwasserglas würden sie keine Fingerabdrücke finden, falls sie das glaubten. Die hatte er abgewischt, als sie Lars Brande vernahmen. Auch am Tisch und an den Stühlen würden sie nichts finden, dafür hatte er gesorgt.
    Bei dem Gedanken lächelte er. Doch ja, er hatte sich alles gut überlegt.
    In dem Moment fiel ihm seine Bowlingtasche ein. Shit! Auf seinen Bowlingkugeln waren Fingerabdrücke und in die Daumenlöcher hatte er Quittungen gestopft. Mit denen konnten sie seine Anschrift in Roskilde ausfindig machen.
    Er atmete tief durch und ermahnte sich wieder zur Ruhe, damit die Wunde nicht zu stark blutete.
    Ach was, sagte er sich, die Quittungen finden die nicht. Jedenfalls nicht sofort.
    Nein, ihm blieb genug Zeit. Vielleicht würden sie in ein, zwei Tagen das Haus in Roskilde aufspüren. Im Augenblick genügte ihm eine gute halbe Stunde.
    Er bog in die Straße ein und sah den jungen Mann auf dem Rasen vorm Haus stehen und Mias Namen rufen.
    Das machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Wie werde ich den denn jetzt los?, fragte er sich und überlegte, in einer der Seitenstraßen zu parken.
    Er tastete nach dem blutigen Messer im Handschuhfach. Dann fuhr er ganz ruhig am Haus vorbei und drehte dabei den Kopf in die andere Richtung. Der Kerl hörte sich an wie ein liebestoller Kater. Zog sie wirklich diesen Pimpf ihm vor?
    Da entdeckte er die beiden Alten im Haus gegenüber, wie sie durch den Schlitz zwischen den Gardinen starrten. Hutzelig waren sie geworden, aber neugierig waren sie immer noch.
    Er gab Gas.
    Im Augenblick konnte er nichts gegen den jungen Kerl unternehmen. Zu viele Zeugen.
    Dann mussten sie eben die Leiche im Haus finden. Was machte das schon für einen Unterschied? Die Polizei verdächtigte ihn ohnehin. Er wusste nur nicht, worauf sich der Verdacht gründete. Aber klar, die Lage war ernst.
    Womöglich fanden sie sogar den Karton mit den Broschüren über die Sommerhäuser, die zum Verkauf standen. Aber was konnten sie damit anfangen? Nichts. Papiere, aus denen zu ersehen war, für welches er sich damals entschieden hatte, gab es keine.
    Nein, das schien ihm keine wirkliche Bedrohung zu sein. Den Kaufbrief für den Vibehof verwahrte er zusammen mit dem Geld und den Pässen dort in der Box. Nein, er fühlte sich nicht unter Druck.
    Er musste lediglich dafür sorgen, die Blutung zu stoppen. Und er durfte unterwegs nicht angehalten werden. Dann würde es schon klappen.
     
    Er holte die Erste-Hilfe-Utensilien hervor und machte den Oberkörper frei.
    Die Stichwunden waren doch tiefer als angenommen. Besonders die zweite. Er hatte zwar einkalkuliert, dass er Papst heftig würde am Arm zerren müssen, aber nicht, wie wenig Widerstand der leisten würde.
    Deshalb blutete er so stark. Und deshalb würde er noch Zeit investieren und die Vordersitze des Mercedes säubern müssen, ehe er den Wagen zum Verkauf anbieten konnte.
    Er reinigte die Wunden, nahm die Spritze und die Ampulle heraus und injizierte sich das Betäubungsmittel.
    Während er wartete, dass die Wirkung einsetzte, sah er sich um. Hoffentlich fanden sie diesen Zufluchtsort nicht. Hier im Vibehof fühlte er sich am wohlsten, am ehesten wie zu Hause. Frei von der Welt, frei von ihren Täuschungen und Enttäuschungen.
    Er bereitete Nadel und Faden vor. Es dauerte nur eine Minute,schon konnte er die Nadel in das Fleisch rings um die Wunden stechen, ohne den Einstich zu spüren.
    Gleich hab ich noch zwei Narben mehr für den Schönheitschirurgen, dachte er und lachte.
    Dann betrachtete er seine Nähkünste und lachte wieder. Schön war die Naht wahrhaftig nicht. Aber die Blutung war gestoppt.
    Mit Pflastern

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