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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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regennassen Asphalt gefahren waren, gelangten sie zu dem Schild:
Durchfahrt verboten. Anlieger frei
. Ein perfekter Ort, wenn man bei seinem Tun und Treiben nicht gestört werden wollte.
    Sie fuhren langsam. Laut Navi war es immer noch ein ziemliches Stück bis zu dem Haus, aber die Halogenscheinwerfer leuchteten weit in die Landschaft. Falls sie plötzlich zum Fjord hin offenes Terrain erreichten, mussten sie die ausschalten. Noch waren die Bäume kahl, da würde man sie schon von weitem sehen.
    »Jetzt kommt eine Straße, die Badevej heißt, Carl. Du musst die Scheinwerfer ausschalten. Anschließend kommt nämlich ein Stück freies Land.«
    Carl deutete auf das Handschuhfach und Assad nahm die Stabtaschenlampe heraus.
    In deren Licht rollten sie langsam weiter. Sie konnten gerade genug erkennen, um sich grob zu orientieren.
    Zum Fjord hin konnten sie ein Stück Marschland ausmachen. Vielleicht auch Kühe, die auf der Wiese lagen. Dann tauchte links von der Straße ein kleines Transformatorenhäuschen auf. Als sie vorbeifuhren, hörten sie ein schwaches Brummen.
    »Kann das damals gebrummt haben?«, fragte Assad.
    Carl schüttelte den Kopf. Nein, der Ton war zu schwach. Er war ja schon nicht mehr zu hören.
    »Da.« Assad deutete zu einer schwarzen Silhouette. Im nächsten Moment erkannten sie eine Windschutzhecke, dieoffenbar bis hinunter ans Wasser reichte. Dann musste der Vibehof gleich dahinter liegen.
    Sie parkten den Wagen am Straßengraben. Für einen Moment standen sie am Straßenrand und sammelten sich.
    »Was überlegst du, Carl?«
    »Ich frage mich, was uns dort erwartet. Außerdem denke ich an meine Pistole, die im Präsidium liegt.«
     
    Hinter der Hecke befand sich ein Pferch mit einem Unterstand, und hinter diesem wuchsen wiederum Bäume, auch sie bis hinunter zum Wasser. Das Grundstück war vielleicht nicht groß, aber es lag perfekt. Hier hatte man alle Möglichkeiten, um ein glückliches Leben zu führen. Oder um die widerwärtigsten Gräueltaten zu verbergen.
    »Da!« Assad deutete in Richtung Wasser und Carl sah es: den Umriss eines kleinen Hauses. Vielleicht ein Schuppen oder eine Laube.
    »Und da!« Assad wies in Richtung der Bäume.
    Dort war ganz schwach Licht zu sehen.
    Sie drückten sich zwischen den Zweigen der Hecke hindurch. Das Backsteinhaus war alt, es wirkte fast schon baufällig. Zwei Fenster zur Straße hin waren erleuchtet.
    »Er ist wohl im Haus, oder?«, flüsterte Assad.
    Carl sagte nichts. Wie sollten sie das wissen?
    »Etwas weiter hinter dem Haus ist eine Zufahrt, glaube ich. Sollen wir vielleicht erst nachschauen, ob der Mercedes dort steht?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Glaub mir, das tut er.«
    Dann hörten sie unten von dem Schuppen am Ende des Gartens ein Brummen. Wie von einem Motorboot, das auf spiegelblankem Wasser heimwärts tuckert.
    Carl kniff die Augen zusammen. Das war das Brummen. »Das kommt unten vom Schuppen, Assad. Kannst du den sehen?«
    Der grunzte zustimmend. »Was meinst du, kann das Bootshaus dort in den Büschen neben dem Schuppen liegen? Dann wäre es direkt am Wasser.«
    »Vielleicht. Und vielleicht ist auch unser Mann da unten. Und ich will mir gar nicht ausmalen, was er gerade dort tut«, murmelte Carl.
    Die Stille des Wohnhauses und das Brummen unten vom Schuppen beunruhigten ihn, er hatte Gänsehaut.
    »Wir müssen da runter, Assad.«
    Der nickte und reichte ihm die Stablampe. »Nimm du die als Waffe, Carl. Ich vertraue mehr meinen Händen.«
    Sie arbeiteten sich durch dichtes Unterholz, das über Carls verbrannten Arm schrappte. Er konnte sich den Schmerz nur verbeißen, weil sein Hemd und seine Jacke feucht waren vom Nieselregen und die Wunde kühlten.
    Je näher sie dem Schuppen kamen, umso deutlicher hörten sie das Geräusch. Monoton, tief, unablässig. Wie ein frisch geölter Motor im niedrigsten Gang. Unter der Tür fiel ein schmaler Streifen Licht nach draußen. Irgendwas passierte also dort drinnen.
    Carl deutete auf die Tür und packte die schwere Stablampe. Wenn Assad die Tür aufriss, konnte er hineinstürmen, bereit zuzuschlagen. Sie mussten wissen, was dort vor sich ging.
    So standen sie einige Sekunden angespannt vor der Tür und sahen sich an. Dann gab Carl das Zeichen. Die Tür sprang sofort auf und in der nächsten Sekunde stürmte Carl nach drinnen.
    Er sah sich um und ließ dabei den Arm mit der Stablampe sinken. Hier war niemand. Hier war nichts außer einem Schemel, etwas Werkzeug auf einer Hobelbank, einem großen

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