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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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passiert war. Seit er sich hingelegt hatte, mussten mindestens anderthalb Stunden vergangen sein.
    Der Schlaf steckte ihm noch in den Knochen, als er sich mühsam auf dem Sofa hochzog und sich zur Seite beugte, um zu sehen, ob die Wunde wieder geblutet hatte.
    Zufrieden mit seiner Arbeit nickte er. Die Wunde sah gut aus, war trocken. Sehr gut fürs erste Mal!
    Er stand auf und reckte sich. In der Küche hatte er Kartons mit Saft und Konserven. Ein Glas Granatapfelsaft und Thunfisch auf Knäckebrot würden ihm nach dem Blutverlust guttun. Nur ein Happen, anschließend würde er zum Bootshaus gehen.
    Er machte Licht in der Küche und sah in die Dunkelheit raus. Dann zog er die Rollos herunter. Man musste das Licht vom Wasser aus nicht unbedingt sehen. Sicherheit ging über alles.
    Stirnrunzelnd blieb er stehen. War da ein Geräusch? Wie Metall, das klirrte? Er stand regungslos da und lauschte. Alles war still.
    Vielleicht ein Vogel, der aufgeflogen war? Aber taten Vögel das um diese Zeit?
    Er hob das Rollo an und sah in die Richtung, aus der er glaubte, das Geräusch gehört zu haben. Kniff die Augen zusammen und stand ganz still.
    Da entdeckte er ihn. Er war im Dunkeln fast nicht zu sehen, dieser undeutliche Umriss von etwas Großem, das sich bewegte. Aber er war da.
    Direkt vorm Schuppen. Dann war er weg.
    Blitzschnell zog er sich vom Fenster zurück.
    Jetzt klopfte sein Herz heftiger, als ihm lieb war.
    Vorsichtig zog er die Küchenschublade auf und suchte sich ein langes, schmales Filetiermesser aus. Einen richtig angebrachten Stich mit dieser Klinge überlebte man nicht.
    Dann zog er sich die Hose an und schlich sich barfuß hinaus in die Dunkelheit.
     
    Nun hörte er die Geräusche unten vom Bootshaus ganz deutlich. Als versuchte jemand, dort drinnen etwas auseinanderzubrechen. Rohe Gewalt gegen das Holz.
    Er blieb stehen und lauschte. Jetzt wusste er, was das war. Sie kämpften mit den Ketten. Jemand war dabei, die Bolzen aus dem Holz zu brechen, mit denen er die Ketten an der Wand befestigt hatte.
    Jemand?
    Wenn das die Polizei war, sah er sich Waffen gegenüber, die besser waren als seine. Aber dafür kannte er das Terrain, konnte die Vorteile der Dunkelheit ausnutzen.
    Als er am Schuppen vorbeiging, sah er sofort, dass der Lichtstreifen, der unter der Tür durchfiel, breiter war, als er sein sollte.
    Ja, die Tür war nur angelehnt. Dabei hatte er sie hinter sich geschlossen, nachdem er die Temperatur im Öltank geprüft hatte, da war er sich vollkommen sicher.
    Vielleicht waren es mehrere. Vielleicht war im Moment jemand dort drinnen.
    Rasch zog er sich an die Wand zurück und überlegte. Den Schuppen kannte er wie seine Westentasche. Falls sich jemand dort aufhielt, konnte er ihn blitzschnell ausschalten. Auf denweichen Punkt unterhalb des Brustbeins zielen und zustechen. Ein Mal richtig und dann sicherheitshalber noch ein paarmal hinterher, in verschiedene Richtungen. Da würde er nicht lange fackeln. Entweder die oder er.
    Mit ausgestrecktem Messer schob er sich in den Schuppen und ließ den Blick durch den leeren Raum schweifen.
    Jemand war da gewesen. Der Schemel stand falsch, das Werkzeug war in Unordnung. Ein Schraubenschlüssel lag auf dem Boden. Das war es wohl, was er gehört hatte.
    Er trat einen Schritt zur Seite und griff sich den Hammer von der Hobelbank. Mit dem war er sowieso vertrauter. Der lag gut in der Hand. Den hatte er schon oft benutzt.
    Dann schlich er sich ein paar Schritte den Gartenweg hinunter. Wohin er auch trat, zerquetschte er Schnecken zwischen seinen Zehen. Verfluchtes Kroppzeug. Er musste zusehen, dass er die ausrottete, sobald er Zeit hatte.
    Er beugte sich vor und sah nun das schwache Licht, das durch die Ritzen des Bootshauses drang. Von drinnen waren gedämpft Stimmen zu hören, aber er konnte weder verstehen, was gesagt wurde, noch, wer sprach. Aber das war eigentlich auch gleichgültig.
    Wenn die da drinnen rauswollten, mussten sie diesen Weg nehmen. Er brauchte bloß zur Tür zu rennen und den Splint in den Riegel zu stecken, dann waren sie eingeschlossen. Sie würden es nicht rechtzeitig schaffen, sich freizuschießen, bis er oben vom Auto den Benzinkanister geholt und alles angesteckt hätte.
    Okay, man würde das brennende Haus in weitem Umkreis sehen, aber gab es eine Alternative?
    Nein. Er würde das Bootshaus in Brand stecken und dann alle Papiere zusammensammeln, das Geld einstecken und anschließend auf schnellstem Weg zur Grenze fahren. Anders ging es nicht.

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