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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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schätze ich das ein. Aber den Kopf will ich dafür nicht hinhalten.«
    Dann setzte er Zahlen und Buchstaben ein, sodass in den ersten Zeilen des Briefs jetzt stand:
     
    HILFE
    _i_ wur_ _ _ am _6   Fe_rua 1996 entfü_t − An _ _ _ Bush_lte_tel_ _aut_opv_ _ _ in Bal_ _ _u_ − _ _ _ Mann _ _ _ 1,8_ gr_ß _ _ _ k_r_e Hare
     
    Sie betrachteten das Ergebnis eine Weile. Dann brach Carl das Schweigen.
    »1996! Dann hat die Flasche ja sechs Jahre im Wasser gelegen, ehe sie herausgefischt wurde!«
    Laursen nickte. »Ja. Bei der Jahreszahl bin ich mir ziemlich sicher. Auch wenn die beiden Neuner spiegelverkehrt sind.«
    »Vielleicht konnte dein schottischer Kollege sie deshalb nicht entziffern.«
    Laursen zuckte die Achseln. Möglich.
    Neben ihnen runzelte Assad die Stirn.
    »Was ist denn, Assad?«
    »Mist, es ist genau so, wie ich’s mir gedacht hab. So ein Scheiß«, sagte er und deutete dabei auf vier der Wörter.
    Carl inspizierte den Brief genauer.
    »Wenn wir nicht noch mehr Buchstaben aus dem letzten Teil rausfinden, wird’s schwierig«, fuhr Assad fort.
    Jetzt sah Carl, was Assad meinte. Von allen Menschen auf der Erde musste natürlich er es sein, dem das Problem als Erstem auffiel. Ein Mann, der erst seit wenigen Jahren hier im Land lebte. Es war schlicht unglaublich.
    Die vier Wörter, die Assad sich soeben zusammengereimt hatte, lauteten, in der Schreibweise des Briefs: »Februa«, »entfürt«, »Bushaltestele« und »Hare«.
    Derjenige, der den Brief geschrieben hatte, beherrschte ganz offensichtlich die Rechtschreibung nicht.

11
    Sie hörten nicht viel von Yrsa hinten in Roses Büro, und das war eigentlich ein gutes Zeichen. Wenn sie so weitermachte, war sie nach drei Tagen wieder draußen und Rose müsste zurückkommen. Sie brauchten doch das Geld, hatte Yrsa gesagt.
    Da die Archive keine Hinweise auf eine Entführung im Februar 1996 enthielten, nahm Carl sich wieder die alte Brandakte vor und rief Polizeikommissar Antonsen in Rødovre an. Da war ihm so ein ausgebuffter alter Hase doch lieber als ein Bürohengst wie Yding. Warum in aller Welt dieser Knallkopf in dem Polizeibericht damals nichts über die ökonomische Situation der abgebrannten Firma notiert hatte, überstieg seine Vorstellungskraft. Nach Carls Auffassung war das ein Pflichtversäumnis ersten Ranges.
    »Nanu«, rief Antonsen, als Carl zu dessen Apparat durchgestellt worden war. »Was verschafft uns die Ehre, mit Carl Mørck zu sprechen? Dem mit dem Diplom im Entstauben alter Fälle«, gluckste er. »Hast du den Mord am Ötzi aufgeklärt?«
    »Ja, und den an Erik Klipping auch«, antwortete Carl. »Und wenn ich das richtig einschätze, haben wir demnächst auch einen von euren alten Fällen gelöst.«
    Antonsen lachte. »Ich weiß genau, worauf du hinauswillst. Hab gestern mit Marcus Jacobsen gesprochen. Du willst etwas zu dem Brand hier bei uns 1995 wissen, kann ich mir vorstellen. Hast du den Bericht nicht gelesen?«
    Hier erlaubte sich Carl ein paar Flüche, die der hartgesottene Antonsen ebenso saftig erwiderte. »Doch. Und dieser Bericht, der ist der totale Dreck. War das einer von deinen Leuten, der den geschrieben hat?«
    »Ach, dummes Zeug, Carl. Yding hat gute Arbeit abgeliefert. Was fehlt dir?«
    »Informationen über die Firma, bei der es gebrannt hat. Die hat Yding in seiner guten Arbeit komplett ausgespart.«
    »Ja, ja, dachte mir schon, dass es so etwas ist. Aber wir haben irgendwo noch was liegen. Ein paar Jahre später nämlich hat eine Betriebsprüfung bei besagter Firma zu einer Anzeige geführt. Letztlich kam da zwar nichts raus, aber wir haben zumindest noch einiges über den Laden erfahren. Soll ich’s dir faxen oder lieber auf Knien angerutscht kommen und es vor deinem Thron ablegen?«
    Carl lachte. Nicht oft begegnete er jemandem, der auf seine Anwürfe so effektiv und entwaffnend reagierte.
    »Nein, ich komme zu dir rüber, Antonsen. Setz schon mal den Kaffee auf.«
    »O nein«, war das Letzte, was aus dem Hörer tönte, bevor es tutete.
    Carl saß einen Moment still da und starrte auf den Flachbildschirm, wo in Endlosschleife Berichte über die sinnlose Erschießung von Mustafa Hsownay liefen. Ein weiteres vollkommen unschuldiges Opfer des Bandenkriegs. Jetzt hatte die Polizei offenbar einen Trauermarsch durch die Straßen Kopenhagens genehmigt. Das führte garantiert dazu, dass der eine oder andere seine nationalfarbene Rote Grütze in den falschen Hals bekam.
    Da grunzte es plötzlich an der offenen Tür:

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