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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wollen: wer er war und welchen Titel er hatte und dass es entgegen aller Regeln sei, was die beiden Schwestern da trieben und dass das schnellstmöglich aufhören müsse.
    »Ich rechne damit, zu einem raschen Briefing gerufen zu werden, sobald ich mich eingerichtet habe. Sollen wir sagen in einer Stunde?« Das war ihre Replik zum Abschied.
    »Was war das denn?«, fragte Assad, als Carl wieder ins Büro kam.
    Carl sah ihn düster an. »Was das war? Das war ein Problem. Dein Problem! In exakt einer Stunde führst du Roses Schwester in die Fälle ein. Alles klar?«
    »Das war also Yrsa, die da eben vorbeigegangen ist?«
    Carl schloss bestätigend die Augen. »Alles klar, Assad? Du briefst sie.«
    Dann wandte er sich an Laursen, der nun fast fertig war. »Findest du was, Laursen?«
    Der Techniker, der Pommeskoch geworden war, nickte und deutete auf etwas total Unsichtbares, das er auf ein winziges Stück Plastik gelegt hatte.
    Carl hielt das Gesicht ganz nahe daran. Doch ja, da lag ein Splitter von der Größe einer Haarspitze, und daneben etwas Rundes, Kleines, Flaches und überdies fast Durchsichtiges.
    »Das da ist ein Holzsplitter.« Laursen deutete darauf. »Ich möchte annehmen, dass er von der Spitze des Schreibgeräts des Briefschreibers stammt, denn er steckte in Schreibrichtung im Papier. Das andere ist eine Schuppe von einem Fisch.«
    Er richtete sich aus seiner ungünstigen Stellung auf und rollte die Schultern. »Wir kommen schon noch weiter, Carl. Aber wir müssen das nach Vanløse einsenden, ja? Es würde mich wundern, wenn die nicht relativ schnell die Holzart identifizieren könnten. Aber um anhand der Schuppe die Sorte des Fischs zu bestimmen, musst du einen Meeresbiologen hinzuziehen.«
    »Sehr interessant«, sagte Assad. »Das ist ja ein äußerst fähiger Kollege, den wir hier haben, Carl.«
    Carl kratzte sich an der Wange. »Was kannst du noch sagen, Laursen? Fällt dir noch etwas auf?«
    »Ja. Ich kann nicht erkennen, ob der Briefschreiber Rechts- oder Linkshänder war, was bei so porösem Papier ungewöhnlich ist. Da kann man nämlich fast immer Erhebungen in eine bestimmte Richtung sehen. Daraus könnte man schließen, dass der Brief unter schwierigen Bedingungen geschrieben wurde. Vielleicht auf einer schlechten Unterlage, vielleicht mit gefesselten Händen. Vielleicht von einer Person, die im Schreiben ungeübt war. Außerdem kann ich sagen, dass das Papier benutzt worden war, um Fisch darin einzupacken. Soweit ich sehen kann, gibt es Schleimabsonderungen, sicher von Fisch. Und da wir wissen, dass die Flasche dicht war, können diese Schleimabsonderungen nicht während des Aufenthaltesim Wasser hinzugekommen sein. Was diese Schatten auf dem Papier angeht, bin ich mir nicht sicher. Vielleicht ist es nichts. Das Papier war vielleicht vorher schon etwas stockfleckig. Aber wahrscheinlicher ist doch, dass es Flecken vom Aufenthalt in der Flasche sind.«
    »Interessant! Was meinst du im Übrigen zu dem Brief an sich? Ist er es wert, dass wir uns weiter mit ihm beschäftigen, oder war das nur ein Dummejungenstreich?«
    »Ein Dummejungenstreich?« Laursen stülpte die Oberlippe zurück und bleckte die beiden schräg stehenden Vorderzähne. Das bedeutete aber keinesfalls, dass er lachen wollte. Eher, dass man zuhören sollte. »Ich kann in dem Papier Vertiefungen erkennen, die auf eine zittrige Hand beim Schreiben deuten. Die Holzspitze, die du hier siehst, hat feine, tiefe Ritzen verursacht, ehe sie abbrach. An gewissen Stellen sind diese Ritzen so scharf und markant wie die Rillen einer Vinylplatte.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Carl, das war kein Dummejungenstreich, das glaube ich nicht. Wie ich schon sagte: Es sieht so aus, als hätte das jemand geschrieben, dem die Hand zitterte – vielleicht, weil er unbeholfen war, vielleicht aber auch, weil er Todesangst hatte. Nein, das hier, das ist Ernst, würde ich spontan sagen. Aber wissen kann man das natürlich nie.«
    Assad schaltete sich ein. »Wenn du die Ritzen so genau siehst, kannst du dann nicht vielleicht auch noch ein paar mehr Buchstaben erkennen?«
    »Ja, ein paar. Aber nur bis zu der Stelle, wo die Spitze des Schreibgeräts abgebrochen ist.«
    Da reichte ihm Assad eine Kopie des Briefs.
    »Kannst du nicht die dazuschreiben, von denen du meinst, dass sie fehlen?«, bat er.
    Laursen nickte und legte die Lupe wieder auf den Originalbrief. Und nachdem er die ersten Zeilen noch ein paar Minuten länger untersucht hatte, sagte er: »Ja, so

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