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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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dort an der Wand hing, dann traten schwach weitere mögliche Buchstaben hervor, die vorher nicht zu entziffern gewesen waren.
    Ja, Assads Vorschläge machten allesamt einen plausiblen Eindruck.
    »Sieht gar nicht so verkehrt aus«, meinte Carl. Dann beauftragte er Assad zu überprüfen, ob nicht doch ein Verbrechen angezeigt worden war, das in irgendeiner Form mit einer Entführung 1996 im Lautrupvang in Ballerup in Verbindung stehen konnte.
    Damit würde er wohl fertig sein, wenn Carl aus Rødovre zurückkam.
     
    Antonsen saß in seinem kleinen Büro inmitten eines politisch völlig inkorrekten Miefs aus Pfeifen- und Zigarilloqualm. Es ging das Gerücht, er bliebe auf der Arbeit, bis alle anderen nach Hause gegangen waren, um in aller Ruhe zu schmöken. Zwar hatte seine Frau schon vor Jahren verkündet, er rauche nicht mehr, aber sie war eben auch nicht allwissend.
    »Hier ist die Betriebsprüfung der Firma im Damhusdalen«,sagte Antonsen und reichte Carl einen Plastikordner. »Wie du gleich der ersten Seite entnehmen kannst, handelt es sich um eine Import-Export-Firma mit Partnern im ehemaligen Jugoslawien. War sicher kein ganz leichter Umstellungsprozess für den Laden, als der Krieg auf dem Balkan explodierte und alles zusammenkrachte.
    Heute ist Amundsen & Mujagic ein ziemlich blühendes Unternehmen, aber als der Mist brannte, befanden sie sich ökonomisch am Nullpunkt. Trotzdem gab es damals nichts, das uns glauben ließ, die Firma sei suspekt, und auch heute glauben wir das zunächst mal nicht. Aber wenn du etwas anderes zu sagen weißt – nur zu.«
    »Amundsen & Mujagic. Mujagic ist doch ein jugoslawischer Name, oder?«, fragte Carl.
    »Jugoslawisch, kroatisch, serbisch, das ist doch gehupft wie gesprungen. Ich glaube nicht, dass in der Firma heute noch ein Amundsen oder Mujagic übrig ist. Aber wenn du Lust hast, kannst du das ja untersuchen.«
    »Mal ganz ehrlich.« Carl rutschte ein bisschen auf dem Stuhl herum und sah seinen alten Kollegen an.
    Antonsen war okay als Polizist. Er war ein paar Jahre älter als Carl und immer ein paar Gehaltsstufen über ihm gewesen. Trotzdem hatten sie beruflich einige Dinge gemeinsam gestemmt, die ihnen bewiesen hatten, dass sie aus demselben Holz geschnitzt waren.
    Sie gehörten nicht zu denen, die für Schulterklopfen, Katzbuckelei und Speichelleckerei empfänglich waren. Sie hielten nichts von politischen Bierzeltabsprachen und dem Anzapfen öffentlicher Kassen. Nein, wenn jemand bei der Polizei ungeeignet war für den diplomatischen Dienst, dann sie beide. Deshalb war Antonsen nicht Polizeipräsident geworden und Carl überhaupt nichts.
    Zwischen ihnen beiden gab es nur eine Sache, die Carl im Augenblick wurmte, und das war dieser verdammte Brand.Denn daran ließ sich nicht rütteln: Auch damals schon war Antonsen hier der Chef gewesen.
    »Also, ich glaube«, fuhr Carl fort, »dass wir den Schlüssel zur Aufklärung der aktuellen Kopenhagener Brandserie in dem Brand hier in Rødovre finden können. Hier draußen hat man eine Leiche mit einer deutlichen Deformation des Fingerknochens entdeckt, die darauf deutet, dass das Opfer sehr viele Jahre einen Ring getragen hat. Dieselbe Eigentümlichkeit zeigen auch die Leichen der drei aktuellen Brände. Und deshalb frage ich dich: Kannst du mir ganz ehrlich sagen, Antonsen, dass der Fall damals gründlich behandelt wurde? Ich frage dich direkt, und dann antwortest du, und dann ist das für mich erledigt. Aber ich muss das einfach wissen. Hattest du etwas mit der Firma zu tun? Oder gibt es etwas, das dich in irgendeiner Weise mit der Firma Amundsen & Mujagic A/S verbunden hat, seit du damals den Fall untersucht hast?«
    »Beschuldigst du mich etwa einer Ungesetzlichkeit, Carl Mørck?« Antonsens Gesicht war schmal geworden, das Wohlwollen sichtlich am Schwinden.
    »Nein. Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum ihr damals die Brandursache nicht mit Sicherheit klären konntet. Und warum ihr nicht herausgefunden habt, wer der Tote war.«
    »Also beschuldigst du mich gewissermaßen, die Aufklärung verhindert zu haben?«
    Antonsen gab Carl ein Tuborg, das dieser bis zum Ende des Gesprächs in der Hand hielt. Antonsen selbst nahm gleich einen großen Schluck von seinem.
    Der alte Fuchs wischte sich den Mund ab und schob die Unterlippe vor. »Um es rundheraus zu sagen – der Fall hat uns nicht um den Schlaf gebracht, Carl. Ein Dachstuhl hat gebrannt und ein Obdachloser ist dabei umgekommen, das war’s. Und um ganz ehrlich zu

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