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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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nur an dem gelben Hof links vorbei, dann kommt auf der rechten Seite noch so ein heruntergekommener Hof, und danach biegen wir wieder links ab. Du wirst die Straße nicht kennen.«
    Er nickte, als nach ein paar hundert Metern der Schotter in der Fahrspur immer weniger wurde. Die Gegend hier war relativ hügelig und voller Baumstümpfe. Hier war ordentlich abgeholzt worden. Hinter der nächsten Kurve waren sie am Ziel.
    »Nein, sieh doch«, rief der Junge und deutete voraus. »Ich glaube nicht, dass du da vorn weiterkommst.«
    Da irrte er sich, aber es gab keinen Grund, darauf einzugehen.
    »Das ist ja zu blöd«, sagte er stattdessen. »Samuel, ich glaube, du hast recht. Na, dann muss ich hier eben wenden. Tut mir leid. Ich hatte wirklich gedacht   …«
    Er wendete mitten auf dem Weg und fuhr dann rückwärts zwischen die Bäume.
    Als der Wagen stand, zog er blitzschnell den Taser aus dem Türfach, legte ihn Magdalena an den Hals und drückte ab. Ein Teufelsding, das dem Opfer 1,2   Millionen Volt in den Körper jagte und es für einen Moment lähmte. Samuel fuhr bei ihrem Schmerzensschrei und ihrem Zucken zusammen. Wie seine Schwester war auch er vollkommen unvorbereitet. Seine Augen zeigten Furcht, aber auch Kampfbereitschaft. In dem Moment, als seine Schwester auf ihn fiel und er begriff, wie gefährlich dieses Teil war, das da auf ihn gepresst wurde, erwachten in dem Jungen alle adrenalingesteuerten Mechanismen.
    Deshalb reagierte er nicht schnell genug, als Samuel denKörper seiner Schwester beiseitestieß, am Türgriff zerrte, die Tür aufdrückte und sich aus dem Wagen fallen ließ. Deshalb erwischte er den Jungen nicht richtig mit dem Elektroschocker.
    Da gab er dem Mädchen noch einen Stoß und spurtete dann hinter dem Jungen her, der den Weg bereits ein Stück entlanggekraxelt war. Das kranke Knie knickte immer wieder unter ihm weg. Nur eine Frage von Sekunden, dann war er an der Reihe.
    Als der Junge die Fichtenschonung erreichte, drehte er sich jäh um. »Was willst du von uns?«, schrie er und rief die Gottesmutter um Hilfe an. Als ob sich die schnurgeraden Reihen der Bäume in Scharen von Schutzengeln verwandeln könnten! Er humpelte einen Schritt zur Seite und hob einen dicken Ast auf, dessen Zweige abgebrochen waren und als spitze Enden abstanden.
    Verdammt, hätte er sich doch nur den Jungen zuerst vorgenommen! Warum zum Teufel hatte er nicht auf seinen Instinkt gehört?
    »Komm ja nicht näher!«, brüllte der Junge und ließ den Stock über seinem Kopf kreisen. Der würde zweifellos zuschlagen. Der würde kämpfen, wie er es gelernt hatte.
    Er musste sich für die Zukunft unbedingt einen Taser C2 im Internet bestellen. Damit konnte man Strom aus vielen Metern Abstand auf sein Opfer abschießen. Manchmal, so wie jetzt, kam es einfach auf jede Sekunde an. Bis zu den Höfen waren es nur wenige Hundert Meter. Zwar hatte er die Stelle sorgfältig ausgewählt, aber trotzdem konnten sich Waldarbeiter oder ein Bauer hierher verirren. Außerdem würde die kleine Schwester schon in wenigen Sekunden so weit zu sich gekommen sein, dass auch sie imstande wäre zu fliehen.
    »Das hilft dir nicht, Samuel«, rief er und rannte trotz der heftigen Abwehr des Jungen auf ihn zu. Er spürte, wie ihn der Knüppel im selben Moment an der Schulter traf, in dem erden Arm des Jungen mit dem Elektroschocker berührte. Das Gebrüll, das sie beide ausstießen, kam simultan.
    Aber es war ein ungleicher Kampf, und beim nächsten Stoß fiel der Junge um.
    Er sah auf die Schulter, an der Samuel ihn getroffen hatte. So ein Scheiß, dachte er. Sternförmig breitete sich das Blut in der Schulterpartie der Windjacke aus.
    »Ja, fürs nächste Mal kaufe ich ganz sicher einen C2«, murmelte er, als er den Jungen auf die Ladefläche des Lieferwagens hievte und ihm ein Tuch mit Chloroform aufs Gesicht presste. Es dauerte nur einen Augenblick, bis der Junge vollends das Bewusstsein verlor und leer in die Luft starrte.
    Im nächsten Moment passierte mit seiner Schwester dasselbe.
    Dann verband er beiden die Augen, fesselte sie mit Packband an Händen und Füßen und klebte ihnen den Mund damit zu. So wie er es immer machte. In stabiler Seitenlage platzierte er beide auf den dicken Fußbodenmatten.
    Nachdem er das Hemd gewechselt und sich eine andere Jacke angezogen hatte, beobachtete er die Kinder noch einige Minuten. Er wollte sichergehen, dass ihnen nicht übel wurde und sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen erstickten.
    Als er sich

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