Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
damit die dort einen Blick auf Samuels Knie werfen? Das könnten wir vorher noch schaffen.« Er schob sich den letzten Rest des Brötchens in den Mund und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war Viertel vor zehn. Er wusste, sie würden das Angebot ausschlagen.
    Die Jünger der Gottesmutter suchten nicht ohne wirkliche Not Krankenhäuser auf.
    »Nein danke, das Knie ist nur verdreht.« Rachel reichte ihm die Kaffeetasse und deutete zum Milchkännchen auf dem Tisch. Er solle sich selbst nehmen.
    »Und wo findet der Wettkampf statt?«, fragte Joshua. »Wenn Zeit bleibt, könnte es ja sein, dass wir später dazustoßen.«
    »Was redest du da, Joshua.« Rachel gab ihm einen Klaps. »Du weißt ganz genau, wann du Zeit hast und wann nicht.«
    Vermutlich nie, soweit er es beurteilen konnte.
    »In der Vinderup-Halle«, antwortete er dem Hausherrn. »Der Veranstalter ist der Bujutsukan-Club. Vielleicht steht etwas dazu im Internet.«
    Das tat es nicht, aber er war sich auch absolut sicher, dass es in diesem Haus keinen Internetanschluss gab. Noch eine dieser gottlosen Erfindungen, die sich die Jünger der Gottesmutter versagten.
    Er hob wie erschrocken die Hand und hielt sie sich vor den Mund. »Bitte entschuldigt, das war dumm von mir. Tut mir leid. Natürlich habt ihr kein Internet. Ist ja auch ein ziemliches Teufelszeug.« Er bemühte sich, schuldbewusst auszusehen. Der Kaffee war koffeinfrei, stellte er fest. Nichts in diesem Haus, was nicht politisch absolut korrekt war. »Also, in der Vinderup-Halle.«
    Sie winkten ihnen nach. Die gesamte Familie stand in Reih und Glied vor dem Haus an der Kurve, in dem von diesem Augenblick an niemals mehr der Frieden vergangener Tage herrschen würde. Noch lächelten sie, aber schon sehr bald würden sie auf schmerzhafte Weise lernen, dass sich das Böse dieser Welt nicht durch Andachten, Gebete und den Verzicht auf modernes Teufelszeug bannen ließ.
    Er bedauerte sie nicht. Schließlich hatten sie sich freiwillig dafür entschieden, diesen Weg zu gehen. Und der kreuzte sich nun mal mit seinem.
    Er sah zu den beiden Kindern hinüber, die neben ihm saßen und ihrer Familie zuwinkten.
    »Sitzt ihr gut?«, fragte er. Sie fuhren an winterlich kahlen Feldern vorbei, auf denen nur ein paar Reihen schwarzbrauner Maisstubben zu sehen waren. Er steckte die Hand ins Seitenfach der Fahrertür. Alles war, wie es sein sollte, griffbereit klemmte dort der Taser, ein Modell, das so harmlos aussahwie ein Eiskratzer. Nein, da würden sie wohl kaum Verdacht schöpfen.
    Sie nickten, und er lächelte ihnen zu. Sie saßen gut, und ihre Gedanken flogen mit ihnen davon. So etwas waren sie nicht gewohnt, in ihrem ruhigen, restriktiven Alltag gab es kaum Abwechslung. Das Ereignis des Jahres wartete auf sie.
    Nein, das hier würde weiter keine Schwierigkeiten bereiten.
    »Die Fahrt über Finderup ist so schön«, sagte er und bot ihnen Mini-Marsriegel an. Verboten, klar. Aber durchaus geeignet, zwischen ihnen eine Art verschwörerisches Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Und so etwas schuf Sicherheit. Und Sicherheit wiederum schuf Ruhe zum Arbeiten.
    »Na ja«, fuhr er fort, als er ihr Zögern bemerkte, »ich hab auch Obst dabei. Mögt ihr eine Clementine haben?«
    »Ich glaube, ich hätte gern die Schokolade.« Magdalenas unwiderstehliches Lächeln zeigte ihre Zahnspange. Ja, das passte zu einer, die unter der Grassode im Garten ein Geheimnis versteckt.
    Anschließend rühmte er die Heidelandschaft und erzählte ihnen, wie sehr er sich darauf freute, für immer in dieser Gegend zu wohnen. Als sie zur Kreuzung in Finderup kamen, war die Stimmung ganz in seinem Sinne – entspannt und vertrauensvoll. Und an der Stelle bog er ab.
    »Moment mal!«, rief Samuel und beugte sich zur Windschutzscheibe vor. »Hier bist du aber zu früh abgebogen. Der Holstebrovej kommt erst noch.«
    »Ja, ich weiß, das ist der nächste. Aber als ich gestern unterwegs war und Häuser besichtigte, habe ich hier eine Abkürzung zur Landstraße 16 entdeckt.«
    Nach etwa zweihundert Metern, hinter dem Denkmal für Erik Klipping, bog er ein weiteres Mal ab.
    Hesselborgvej stand da.
    »Diese Straße hier müssen wir hochfahren. Bisschen langsam, aber eine echte Abkürzung«, fuhr er fort.
    »Wirklich?« Samuel las das Schild, an dem sie vorbeifuhren.
Militärische Fahrzeuge auf Nebenstraßen untersagt
, stand da.
    »Also, ich dachte immer, dass die Straße einfach aufhört«, sagte der Junge und lehnte sich zurück.
    »Nein, wir müssen

Weitere Kostenlose Bücher