Erlösung
und wie soll das gehen?«
»Wie? Junge, das liegt doch auf der Hand: Find ihr einen Mann! Zweitausend, wenn du das an diesem Wochenendeschaffst. Und dann bekommst du auch die Erlaubnis, zurückzukommen. Sonst nicht.«
Zwei Fliegen mit einer Klappe, Carl war ziemlich zufrieden mit sich, und Jesper am anderen Ende war völlig baff.
»Und noch was. Wenn du zurückkommst, will ich kein Murren hören, dass Hardy bei uns wohnt. Wenn dir die Wohlgerüche nicht passen, kannst du in Viggas Hütte in der Prärie wohnen bleiben.«
Einen Augenblick war es still. Der Gedanke musste erst durch den Teenager-Filter dringen – automatische Abwehr plus Trägheit gepaart mit einer Portion Tag-danach-Apathie.
»Zweitausend, sagst du«, kam es dann. »Okay, ich häng gleich ’n paar Zettel auf.«
»Wie du meinst.« Was die Methode anbelangte, hatte Carl seine Zweifel. Er hätte es effektiver gefunden, wenn Jesper einen Haufen bankrotter Kunstmaler in die Gartenlaube eingeladen hätte. Dann hätten die sich gleich einen Eindruck von dem wunderbaren Atelier verschaffen können, das sie beim Kauf eines gebrauchten Hippiemädchens gratis dazubekämen.
»Und was willst du auf die Zettel draufschreiben?«
»Keine Ahnung, Kalle.« Er überlegte. Es musste was Besonderes sein.
»Vielleicht so was wie: Hallo ihr, meine Mutter ist dufte und sucht einen duften Typ. Missmutige Habenichtse und Hungerleider können gleich zu Hause bleiben.« Er musste selbst lachen. »Na, vielleicht solltest du das noch mal überdenken.«
»O Mann, Kalle!« Jesper ließ wieder dieses Tag-danach-Krächzen hören. »Du kannst gleich zur Bank gehen.« Dann hatte er aufgelegt.
Carl raste weiter durch die Landschaft. Allmählich verblasste Viggas Gartenlaube vor seinem inneren Auge und er nahmwieder die schwedische Landschaft ringsum wahr. Rotbraune Häuser und grasende Kühe im strömenden Regen.
Manchmal brachte mobiles Telefonieren Dinge zusammen, die wirklich nicht zusammengehörten.
Das schwache Lächeln, mit dem Hardy Carl bedachte, als er ins Zimmer kam, wirkte irgendwie bedrückt.
»Wo warst du?«, fragte er leise, während ihm Morten Kartoffelbrei aus dem Mundwinkel wischte.
»Ach, ein Ausflug nach Schweden. Ich bin rüber nach Blekinge gefahren und hab dort übernachtet. Tatsächlich hab ich heute Morgen in Karlshamn vor einer schönen großen Polizeiwache vor verschlossener Tür gestanden. Die sind noch schlimmer als wir. Pech, falls da mal an einem Samstag ein Verbrechen passiert.« Er erlaubte sich ein ironisches Grinsen, aber Hardy fand das gar nicht witzig.
Im Übrigen stimmte das, was Carl sagte, so nicht ganz. Bei der Wache hatte es ein Türtelefon gegeben.
Drücken Sie B und nennen Sie Ihr Anliegen
, hatte auf einem Schild daneben gestanden. Das hatte er auch versucht, aber als ihm der Wachhabende antwortete, hatte er kein Wort verstanden. Daraufhin hatte es der Mann mit der schwedischen Variante von Englisch versucht, und das hatte Carl noch weniger verstanden.
Da war er einfach weggegangen.
Carl klopfte seinem korpulenten Mieter auf die Schulter. »Danke, Morten. Ich übernehme die Fütterung für einen Moment, ja? Sei doch so nett und mach mir in der Zwischenzeit einen Kaffee. Aber bitte nicht zu stark.«
Er sah Mortens Bombe von einem Arsch auf dem Weg in die Küche hinterher. Hatte der in den letzten Wochen nichts als Sahnekäse gegessen? Zwei Traktorreifen waren nichts gegen diesen Hintern.
Dann wandte er sich Hardy zu. »Du siehst traurig aus. Ist was?«
»Morten bringt mich langsam, aber sicher um«, flüsterte Hardy. Er schnappte nach Luft. »Den lieben langen Tag füttert er mich, als gäbe es nichts sonst zu tun. Zwangsernährung nenne ich das. Fettes Essen, wovon ich dauernd scheißen muss. Ich verstehe das nicht, schließlich muss er selbst den Dreck wegmachen. Kannst du ihn nicht bitten, mich in Ruhe zu lassen? Einfach zwischendurch mal?« Als ihm Carl wieder einen Löffel voll in den Mund schieben wollte, schüttelte er den Kopf.
»Und dann dieses Geplapper. Das macht mich wahnsinnig! Paris Hilton und das Thronfolgegesetz und die Ausbezahlung von Pensionen und so ein Mist. Den lieben langen Tag. Was schert es mich? Lauter belanglose Themen, die wie eine dicke Pampe dahinströmen, völlig unsortiert.«
»Kannst du ihm das nicht selbst sagen?«
Hardy schloss die Augen. Okay, er hatte es offenbar versucht. Aber Morten war da eher hartleibig, der änderte sich nicht von eben auf jetzt.
Carl nickte. »Natürlich
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