Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
später war die Familie getrennt, Eva und seine Mutter in der Klinik in Odense, und er im Heim. Dafür sorgten die Gemeindemitglieder und das wurde seine Belohnung für das Leben im Schatten Gottes.
    Jetzt fehlte ihm nur noch eines: es allen heimzuzahlen.

23
    Der Abend war überwältigend schön, so still und dunkel.
    Weit draußen auf dem Fjord glühten auf Segelschiffen noch immer ein paar Lichter und auf den Wiesen südlich des Hauses säuselte der Wind im frühlingszarten Gras. Bald war Sommer und dann würden dort die Kühe weiden.
    Er mochte diesen Ort sehr. Eines Tages würde er sich den Vibehof schön gestalten, würde die roten Backsteine säubern, das Bootshaus abreißen und den Pflanzenbewuchs entfernen, der jetzt noch die Aussicht zum Wasser versperrte.
    Es war ein schönes kleines Bauernhaus. Hier wollte er einmal alt werden.
    Er öffnete die Tür zum Schuppen. An einem Pfosten hing die batteriebetriebene Laterne. Er schaltete sie ein, dann leerte er fast den gesamten Inhalt des Zehn-Liter-Kanisters in den Tank des Generators.
    Wenn er im Laufe des ganzen Prozesses an diesem Punkt angelangt war und am Starterseil des Generators zog, machte sich stets ein Gefühl der Zufriedenheit in ihm breit, das Gefühl, die Arbeit gut erledigt zu haben.
    Er schaltete die elektrische Deckenbeleuchtung ein und die Laterne aus. Vor ihm stand der alte, riesengroße Öltank, eine Reminiszenz an frühere Tage. Jetzt sollte er wieder in Benutzung genommen werden.
    Er reckte sich und hob den Metalldeckel ab; er hatte ihn selbst angefertigt, indem er den Tank oben aufgesägt hatte. Doch ja, er war innen trocken, also war er beim letzten Mal ordentlich ausgeleert worden. Alles war so, wie es sein sollte.
    Danach nahm er die Tasche vom Regal über der Tür. Ihr Inhalt hatte ihn über fünftausend Kronen gekostet, aber er war auch Gold wert. Mit dem Gen HPT 54   Night Vision wurde die Nacht zum Tag. Ein ausgezeichnetes Nachtsichtgerät, genau das Modell, das sie in der Armee benutzten.
    Nachdem er die Schlaufen über den Kopf gezogen hatte, schob er sich das Gerät vor die Augen und schaltete es ein.
    Dann ging er nach draußen, über den gefliesten Weg durch den Matsch aus toten und lebenden Nacktschnecken, und zog den Schlauch, der am Ende des Schuppens heraushing, hinunter zum Wasser. Mit der Brille vor Augen konnte er zwischen Büschen und Schilf problemlos das Bootshaus sehen, ja das gesamte Grundstück konnte er damit überblicken.
    Graugrüne Gebäude und Frösche, die bei seinen Schritten um ihr Leben sprangen.
    Das Wasser schwappte leise ans Ufer. Bis auf das Brummen des Generators war alles ruhig, als er mit dem Schlauch hinaus ins Wasser watete.
    Das schwächste Glied in der Kette war dieser Generator. Früher hatte er ihn die ganze Zeit laufen lassen, aber nach ein paar Jahren hatte er schon nach einer Woche angefangen, Lärm zu machen. Deshalb musste er nun noch einmal zusätzlich zum Haus fahren, um ihn anzuwerfen. Er erwog sogar, ihn ganz auszutauschen.
    Die Wasserpumpe hingegen war phantastisch. Früher hatte er den Öltank von Hand mit Wasser auffüllen müssen. Das war nun nicht mehr nötig. Jetzt dauerte es nur eine halbe Stunde, um ihn bis oben hin mit Fjordwasser zu füllen. Er nickte zufrieden und lauschte auf das effektive Plätschern am Schlauchende, begleitet vom Geräusch des Generators. Zeit hatte er genug.
    Da wurde er auf die Geräusche aufmerksam, die vom Pfahlhaus herüberdrangen.
    Seit er sich den Mercedes angeschafft hatte, konnte er diejenigen,die dort angekettet waren, ohne weiteres überraschen. Der Wagen war zwar teuer gewesen, aber das war nun einmal der Preis für den Komfort und vor allem für einen fast lautlosen Motor. Wohl wissend, dass man im Bootshaus nichts von seiner Anwesenheit ahnte, konnte er sich nun immer bis ganz nahe heranschleichen.
    So war es auch dieses Mal.
     
    Samuel und Magdalena waren wirklich besonders. Samuel, weil er ihn an sich selbst in dem Alter erinnerte. Geschmeidig, rebellisch und explosiv. Magdalena hingegen war fast das genaue Gegenteil. Als er sie zum ersten Mal durch das Guckloch im Bootshaus betrachtet hatte, war er erschüttert gewesen, wie sehr sie ihn an das Mädchen erinnerte, in das er verbotenerweise verliebt gewesen war – und daran, wozu das geführt hatte. Geschehnisse, die letztendlich sein Leben komplett verändert hatten. Oh ja, er erinnerte sich nur zu gut an das Mädchen, wenn er Magdalena betrachtete. Sie hatte genau die gleichen leicht

Weitere Kostenlose Bücher