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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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können, trotzdem sehr prägnant. Beinahe alle von uns drehten sich gleichzeitig in die Richtung, aus der der Geruch kam. Und da war noch etwas Anderes. Ich lauschte auf das merkwürdige Geräusch, das sich stetig näherte. Es klang wie ein Schlurfen, als würde man etwas über den Boden hinter sich herziehen. Minuten später kam eine junge Frau in den Saal gehumpelt. Ich realisierte sofort, dass es Rebecca Martin war. Vincents Assistentin, die nebenbei anscheinend auch noch ein abenteuerliches Doppelleben führte. Von ihrem grazilen Gang, den ich bisher von ihr gewohnt war, schien nicht mehr allzu viel übrig geblieben zu sein. Heute wirkten ihre Bewegungen ziemlich hölzern, was zweifelsohne durch ihr verletztes Bein verursacht wurde. Sie hatte ihr rötliches Haar nachlässig nach hinten gesteckt, vereinzelte Strähnen hatten sich an den Seiten gelöst. Dieses Mal trug sie auch keinen maßgeschneiderten Hosenanzug, sondern eine legere Jogginghose und einen weiten Pullover, der ihrem Gesundheitszustand angemessener erschien. Wir hatten also einen menschlichen Gast in unserer Mitte, da ergab die Sache mit der Beleuchtung natürlich auch einen Sinn. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sich wohl anfühlte, als Mensch von so vielen Vampiren beobachtet zu werden. Kam man sich nicht zwangsläufig wie die Beute vor? Eine verletzte Maus zwischen einer Handvoll Katzen. Rebecca stützte sich auf ihre Krücken und sie benötigte einen kurzen Moment, ehe sie eine Position eingenommen hatte, in der sie wohl bequem stehen konnte.
    „Es ist noch ein anderer Vampir bei ihm, der sehr mächtig ist“, begann sie dann langsam und dabei sah sie mich direkt an, als würde sie nur mir diese Nachricht mitteilen wollen.
    „Woher wissen Sie das?“, fragte ich geradeheraus. Ich war immer noch überrascht, dass sie überlebt hatte. Lesley hatte mir schließlich gesagt, Crane hätte ein regelrechtes Massaker hinterlassen. Es stellte sich mir unweigerlich die Frage, wieso man Rebecca am Leben gelassen hatte. Möglicherweise sollte sie uns eine Nachricht übermitteln.
    „Wie ich dem Rat bereits mitgeteilt habe, war ich lange außer Gefecht gesetzt, und als ich wieder aufwachte, waren alle fort. Auch ihre Freundin hatten sie mitgenommen.“ Sie zögerte. „Es tut mir im Übrigen sehr Leid, dass ich sie nicht beschützen konnte.“ Reue schwang in ihren Worten mit.
    Ich zwang mich zu einem kurzen Lächeln. „Ich weiß. Sie konnten einfach nicht viel tun, ein Ältester ist nun mal kein gewöhnlicher Vampir. Es ist schon ein Wunder, dass sie noch am Leben sind und jetzt vor uns stehen können.“
    Sie nickte dankbar. „Wir hätten dennoch nicht versagen dürfen. Mein Team ist… war für solche Situationen ausgebildet. Wir haben schon ganz andere Vampire zur Strecke gebracht.“ Sie holte tief Luft. „Es war aber wie gesagt nicht nur Alexander Crane. Ein weiblicher Vampir stand ihm dabei zur Seite.“
    „Können Sie uns die Frau beschreiben?“
    „Sie hat schwarzes Haar und die wohl kältesten Augen, die ich jemals gesehen habe.“ Rebecca schien bei der Erinnerung daran zu frösteln. „Und obwohl sie neben Crane klein, fast schon zierlich wirkte, hat sie meine Männer zerquetscht, so als wären sie nur lästiges Ungeziefer und nicht ausgebildete Soldaten, die bereits eine ganze Armee vernichtet haben. So eine Macht habe ich wirklich noch nie gespürt, außer...“ Sie blickte zum Rat und verneigte sich ehrfürchtig. „Vergebt mir, aber ich glaube, sie besitzt die Stärke eines Ältesten, vielleicht sogar noch mehr...“
    Vincents Körper versteifte sich schlagartig neben mir. Als ich ihn ansah, blitzte etwas in seinen braunen Augen auf. Ich wusste nicht warum, doch ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass ihm klar war, von wem Rebecca da gerade sprach.
    „Also haben wir es nicht nur mit Neuankömmlingen oder schwächeren Vampiren zu tun, sondern mit einem, vielleicht sogar zwei Ältesten, und mit mindestens einem erfahrenen Krieger. Wir haben demnach ein wirkliches Problem. Unsere Vermutungen haben sich also bestätigt.“ Einer der Ratsmitglieder seufzte bei dieser Erkenntnis.
    „Diese ganze Sache wurde anscheinend zu lange unterschätzt. Wir werden uns wohl selbst darum kümmern müssen, und zwar endgültig!“ Das Oberhaupt betonte das letzte Wort besonders und ich war mir sicher, dass ihm niemand widersprechen würde. „Keine Jäger mehr. Ich denke, dass vier von uns ausreichen sollten, um dieses leidige Thema endlich aus der

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