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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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genauer anzusehen. Falls ich dieses ganze Szenario überlebte.
    „Du erwartest sicherlich noch eine Erklärung.“ Vincent kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich wandte mich zu ihm.
    „Nun, du sagtest, du würdest mir noch etwas über Rebecca erzählen.“ Dies war nur eine von meinen unzähligen Fragen, die an mir nagten, seitdem ich mit Vincents Blut auch seine verwirrenden Erinnerungen aufgenommen hatte.
    Er nickte und ging zu der ledernen Sitzecke, die einen großen Teil des Büros ausfüllte. „Ja, es gibt da etwas...“, begann er beinahe zögernd. Suchte er tatsächlich nach den passenden Worten? Ich schwieg und setzte mich ihm gegenüber.
    „Ich werde versuchen, es zusammenfassen; Rebecca Martin hat diesen Zwischenfall mit Alexander wohl nicht nur überlebt, weil er kurzzeitig gnädig war, sondern weil sie stärker ist als ein normaler Mensch. Sie trägt das Blut eines Vampirs in sich.“
    Ich stutzte. „Aber sie ist doch sterblich...“
    Vincents Augen verdunkelten sich überraschend. „Das ist sie in der Tat, weil sie nicht verwandelt wurde.“ Er ließ sich gegen das weiche Leder des Sofas fallen. „Als wir uns vor Jahren begegneten, war sie nicht sie selbst. Sie war nur noch eine menschliche Hülle, die zerbrochen war und mit dem Tod rang. Ich habe ihr mein Blut gegeben, es war nicht viel und ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, dass so etwas überhaupt möglich ist. Normalerweise hat kein Mensch die Fähigkeit, Vampirblut im Körper zu behalten, es wird eigentlich abgestoßen oder es passiert noch Schlimmeres.“
    „Wieso hast du ihr es dann gegeben?“ Ich hatte erwartet, dass er Rebecca Martin rekrutiert hat, so wie er es bei seinem Personal normalerweise immer machte.
    Er fuhr sich mit der Hand durch sein rabenschwarzes Haar. „Ich weiß es nicht. Sie hat mich angesehen und in ihrem Blick lag ein Ausdruck, der mir irgendwie sagte, dass es richtig sei. Ich habe es einfach getan, vielleicht weil sie sonst ohnehin gestorben wäre. Rebecca hat es aber überstanden, sie hat mein Blut wirklich gut vertragen. Viel mehr noch, ihr Kreislauf hat es geradezu perfekt aufgenommen. Deswegen hat sie überlebt und jetzt ist sie zäher und stärker als ein gewöhnlicher Mensch.“
    Diese Nachricht musste ich erst einmal sacken lassen. Wieder eine Seite, die ich an ihm nicht kannte? Vincent spürte sofort meine Verwirrung. „Es war eine einmalige Sache! Und ich kann es nicht mehr rückgängig machen.“ War es möglich, dass alle Personen, von denen ich soviel hielt, plötzlich irgendwelche Schwächen hatten? Menschen und Vampire waren anscheinend doch nicht so grundverschieden, was diese Sache anging. Oder ich redete mir das auch nur ein, damit meine Verfehlungen nicht mehr ganz so verheerend wirkten. Aber wem wollte ich etwas vormachen? Mein Gewissen kannte die Antwort bereits.
    „Es war im ersten Moment keine besonders kluge Entscheidung, die ich getroffen habe, aber immerhin hat es ihr letztendlich zweimal das Leben gerettet. Ein normaler Mensch hätte diesen letzten Angriff sicherlich nicht überlebt. Das ist zumindest ein kleiner Trost für mich, obgleich ich ein Gesetz gebrochen habe.“
    „Sie ist nicht nur deine Assistentin, oder?“ Ich wusste nicht, ob er mir diese Frage beantworten würde, doch ein Versuch war es wert.
    „Ich weiß, dass du aus deinem sterblichen Leben eine Menge Empfindungen und Tugenden behalten hast und du kämpfst unablässig darum, sie nicht zu verlieren. Ich schätze das an dir. Die Beziehung zwischen Rebecca und mir ist allerdings in keiner Weise mit Lesley und dir zu vergleichen. Nenn´ es ein geschäftliches Arrangement, wenn du so willst, es hat nichts mit einer romantischen Liaison zu tun.“ Er verzog seinen Mund zu einem angedeuteten Grinsen. „Dass diese ganze Sache unter uns bleibt, muss ich nicht erwähnen, oder?“
    „Nein“, bemerkte ich knapp.
    „Ich wollte, dass du es weißt, nicht, dass du denkst, Rebecca könnte auf Cranes Seite stehen. Sie ist eine der wenigen Personen, denen ich vertrauen kann. Ebenso wie dir.“ Sein Blick war intensiv, aber ich hielt ihm stand. Er hatte recht, Vincent konnte mir blind sein Vertrauen schenken und ich wusste, dass es andersherum genauso war. Mir fiel nichts ein, was ich dazu noch sagen konnte. Meine innere Stimme war allerdings nicht sprachlos, sie schrie mir plötzlich ein einziges Wort entgegen.
    Lesley! „Denkst du, dass es Liz auch helfen könnte?“ Hoffnung schwang in meinen Worten

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