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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Körper danach wieder erschlaffte. Diese Frau war seit fast zwei Tagen tot, also hatte Racine recht. So lange konnte die Leiche nicht unbemerkt hier gelegen haben.
    Tully vermutete, dass der Mörder die Tote kurz vor dem ersten Feuer abgelegt hatte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Brandstifter ihre Opfer auf solche Weise tarnen wollten. Wenn das aber der Fall war, hatte es dieser Kerl gründlich versemmelt. Wie konnte er zwei Brände in zwei Gebäuden so gut choreografieren und es dann nicht schaffen, sein Mordopfer zu verbrennen?
    Die Frage rückte indes weit in den Hintergrund, kaum dass er sich die Bescherung unter dem zerzausten Haar angesehen hatte. Es war schwierig, das Alter der Frau zu schätzen. Ihr Gesicht war so übel eingeschlagen worden, dass die linke Augenhöhle und die Nase praktisch verschwunden waren. Ihr Mund klaffte weit auf, eine schwar ze Höhle mit gebrochenem Kiefer und zertrümmerten Zähnen. Nicht mal die Haarfarbe ließ sich bestimmen, weil alles mit Blut und Gewebefetzen bedeckt war. Ihre Kleidung war schmutzig und voller Flecken, jedoch nicht zerrissen.
    Hatte sie eine Chance gehabt, sich zu wehren?
    »Die erste Leiche«, sagte Racine. »Die Gebäude letzte Woche waren leer. Glaubst du, er eskaliert? Oder wird er einfach schlampig?«
    »Vielleicht wusste er nichts von ihr.«
    Racine zog eine Braue hoch. »Und das hier war jemand anders? Nicht der Brandstifter?«
    »Ich halte mir alle Möglichkeiten offen.« Es war nur ein Gefühl, aber das würde er niemandem außer Maggie eingestehen. Dieser Täter war sehr viel brutaler als ein normaler Brandstifter.
    »Und wie soll das gehen? Der Mörder hat einen Riesendusel, dass das Haus, neben dem er sein Opfer abwirft, zufällig als nächstes in Flammen aufgeht? Zu viele Zufälle.«
    Tully zuckte mit den Schultern. Genau dasselbe hätte Maggie gesagt. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie sich ohne Weiteres ins Krankenhaus hatte bringen lassen. Es war natürlich gut, aber auch beunruhigend. In den Jahren, die er Maggie O’Dell nun schon kannte, hatte er nur ein einziges Mal solch eine Unsicher heit an ihr erlebt. Unsicherheit, die an Angst grenzte. Und jenes andere Mal hatte Maggie es niemandem gegenüber zugegeben. Wie schlimm musste es um sie stehen, wenn sie freiwillig mit ins Krankenhaus fuhr?
    Gern hätte er sich eingeredet, dass sie lediglich zugestimmt hatte, um ihn zu beschwichtigen. Aber so war es nicht. Die Tatsache, dass sie eingestanden hatte, es ginge ihr nicht gut, war höchst alarmierend.
    Seit über einem Jahr hatten sie nicht mehr zusammengearbeitet. Seit ihr Director Kyle Cunningham gestorben war. Der Fall, der zu seinem Tod geführt hatte, war der letzte gewesen, an dem sie gemeinsam gearbeitet hatten. Und eigentlich hätte Maggie gar nicht dabei sein dürfen, weil Cunningham und sie dem Ebola-Virus ausgesetzt gewesen waren. Maggie war auf der Isolierstation des Militärkrankenhauses in Fort Detrick gelandet. Ebola Zaire – das Virus, mit dem Cunningham und sie in Berührung gekommen waren – wurde auch »Tabula-rasa-Virus« genannt, weil etwa 90 Prozent der Infizierten starben und auch der einzige bisherige Impfstoff, der noch nicht einmal zugelassen war, nur minimalen Schutz bot.
    Dass Maggie überlebt hatte, erstaunte die Ärzte und Wissenschaftler am Militärkrankenhaus bis heute.
    Danach hatte Cunninghams Nachfolger, Assistant Director Raymond Kunze, sowohl Maggie als auch Tully auf teils unmögliche, teils lachhafte Fälle angesetzt. Er erklärte ihnen unverblümt, dass sie ihm erst mal beweisen mussten, was sie taugten.
    Was für ein Schwachsinn. Beide waren erfahrene FBI -Agenten und hatten sich längst einen Ruf als Profiler ge macht. Kunze wollte seine Autorität in einem Department beweisen, in dem man bis heute seinem angesehenen Vorgänger nachtrauerte, sonst nichts. Vielleicht merkte Kunze, dass er es niemals aus Cunninghams Schatten schaffen konnte, und verlegte sich deshalb darauf, sie alle niederzumachen und nach seinen Vorstellungen neu zu formen.
    Tully konnte den Mann nicht ernst nehmen. Für ihn war Kunze ein Rüpel, der sich mehr für Macht und Politik interessierte als für die Verbrechensaufklärung. Noch tiefer sank Kunze in Tullys Achtung, als er Maggie auf eine groteske Ermittlung ansetzte, bei der sie am Ende von einem Taser gelähmt und mit einer Schusswunde am Kopf in einem Wald gelegen hatte. Und das alles, weil der Mann jemandem eine politische Gefälligkeit schuldete.
    Was Tully zu der

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