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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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hat. Gut möglich, dass diese Leiche über den ganzen Bereich verteilt ist.«
    Prompt blickten sich alle um.
    »Es gibt noch andere Stockwerke«, sagte Ivan. »Kann es sein, dass der Rest von ihm irgendwo oben ist?«
    Und wie auf Stichwort sahen alle hinauf zu den qualmenden, tropfenden Deckenstreben.
    »Chief«, unterbrach einer der Techniker.
    Der Brandmeister hielt einen Finger in die Höhe, um ihm zu bedeuten, dass er gleich bei ihm wäre. Im Gehen sagte er: »Geben Sie meinen Leuten Zeit, das Chaos durch zusehen. Hinterher können wir Ihnen mehr sagen. Aber bedenken Sie bitte, dass wir hier zwei Brandorte haben.« Dann war er fort.
    Ivan folgte ihm, wobei er immer noch nach oben sah, als fürchtete er, dass von dort Leichenteile auf ihn herab hageln könnten.
    »Wie stehen die Chancen, dieses …« Racine verstumm te, weil sie nach den richtigen Worten suchte. »Dieses Opfer zu identifizieren?«
    Stan legte seinen Regenschirm ab, holte ein Paar lila Latexhandschuhe aus seiner Overalltasche und zog sie sich über.
    »Zähne verbrennen nicht. Der Druck könnte sie aber weggebrochen oder verschoben haben.« Er nahm den Schä del auf und inspizierte ihn behutsam. »Na, das ist kurios.« Er drehte den Schädel etwas, damit er besser in den Mund sehen konnte, und wischte mit dem Daumen Ruß ab.
    »Was ist?«
    »Der Orthopäde soll es sich noch mal ansehen, aber ich denke, dass die Zähne ausgeschlagen wurden.«
    »Und das kann nicht vom Feuer stammen?«
    »Nein, kann ich mir nicht vorstellen.« Er sah sich die Schädeldecke an und zeigte ihnen das Loch oben.
    »Wenn ein Schädel durch Hitzedruck gesprengt wird, zerbricht er normalerweise in zig Stücke. Es ist ein bisschen seltsam, dass wir ein einzelnes Loch von dieser Größe haben, ohne sonstige erkennbare Risse oder Brüche. Da würde man eher vermuten, dass der Schädel vor dem Brand beschädigt wurde.«
    »Was meinen Sie mit ›beschädigt‹?«, fragte Tully. »Wol len Sie sagen, dass dem Opfer vor dem Feuer der Schädel und die Zähne eingeschlagen wurden?«
    »Möglich wär’s.«
    Tully und Racine wechselten einen Blick, was Stan nicht entging.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Dem Opfer draußen beim Container wurde das Gesicht eingeschlagen.«

15
    Es ist kompliziert . Das war es, was Maggie zu Ben sagen wollte.
    In etwas über einem Jahr war Benjamin Platt von ihrem Arzt zu einem Freund geworden und schließlich zu ihrem … ja, was? Was war er eigentlich?
    »Fester Freund« klang zu sehr nach Studententagen. Und obwohl sie schon einmal ein Hotelzimmer – und ein Bett – ebenso wie intime Gedanken und Gespräche geteilt hatten, waren sie kein Paar. Noch nicht.
    Als beide gestanden, dass sie mehr als nur befreundet sein wollten, hatte Ben, unwillentlich, die Notbremse gezogen. Dazu bedurfte es lediglich des Geständnisses, dass er sich Kinder wünschte. Sofort war Maggie zurückgerudert.
    Seine einzige Tochter war fünf Jahre zuvor gestorben, was das Aus für seine Ehe bedeutet und zur Folge gehabt hatte, dass er sich mit Haut und Haaren in seine Arbeit stürzte. Maggie hatte es nach ihrer Scheidung nicht anders gehalten. Aber Ben trauerte nach wie vor um seine Tochter, und während er sich Kinder wünschte, um den Schmerz zu lindern, wollte Maggie sich vor einem wei teren möglichen Verlust schützen. Allein zu sein war sicherer, als zu viel zu fühlen.
    Ja, es war kompliziert.
    Dennoch freute sie sich, ihn zu sehen. Also warum sagte sie es ihm nicht? Er war immer noch ihr Freund. Es mochte daran liegen, dass er sich wieder wie ihr Arzt benahm, sowie er über die Schwelle des Untersuchungszimmers getreten war.
    »Das bringt der Job eben mit sich«, hatte er gesagt, als er ihre Ungeduld ob seiner Fragen bemerkte. »Hast du das Bewusstsein verloren oder verschwommen gesehen? Schwindelgefühle?«
    »Mir geht es gut.« Sie hob beide Hände. »Tully wollte unbedingt, dass ich mitfahre. Das ist alles.«
    Und sie redete sich ein, dass dieser Rückfall in ein Arzt-Patientin-Verhältnis ausreichend Grund war, ihm nicht zu sagen, dass ihr Kopf immer noch pochte und sie seit Monaten mörderische Kopfschmerzattacken hatte.
    Ben war ihr Arzt im Militärkrankenhaus gewesen, nachdem Maggie mit dem Ebola-Virus in Kontakt ge kommen war. Sie hatten sie in der Quarantänestation ein gesperrt und durch eine dicke Glasscheibe von der Außen welt abgeschottet. Nur wer einen Schutzanzug trug, durfte hinter die Scheibe. Ihre Unterhaltungen mit Ben hatten Maggie davor bewahrt, in

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