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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Mörder, ein alter Rivale Tullys, hatte es auf ihn abgesehen. Er hatte sogar eine Nachricht am Boden einer Donut-Schachtel geschickt, wohl wissend, dass sein Freund der Versu chung nicht widerstehen könnte, zumal sie an das Büro in Quantico adressiert war.
    Doch an jenem Vormittag war Tully nicht dort gewesen, und Assistant Director Raymond Kunze – Cunning hams Ersatz – hielt es für angebracht, Tully so oft wie irgend möglich auf diesen Umstand hinzuweisen. Das konnte er gerne tun, wenn es ihn glücklich machte. Tully wünschte bloß, er würde Maggie raushalten. Er konnte auf sich selbst aufpassen, nicht jedoch auf Maggie, denn das würde sie nie erlauben.
    Laut Gwen litten Maggie und er unter Schuldgefühlen, weil sie nicht gestorben waren. Überlebenden-Syndrom hieß das im Fachjargon. Zu einem Seelenklempner zu gehen würde diese Schuld nicht auslöschen, das musste selbst Kunze wissen. Es war lediglich eine von vielen Strafen auf der Liste des Directors.
    »Aber James Kernan«, sagte Maggie, die immer noch fassungslos war. »Der Mann war schon uralt und irre, als ich den Einführungskurs in Psychologie bei ihm hatte.«
    »Er weiß, dass Kernan einem ziemlich zusetzen kann, also sei auf der Hut.«
    »Wer ist James Kernan?«, fragte Racine.
    Sie waren auf dem Weg zu der Gasse, in dem der Container stand.
    »Ein Psychiater. Ganz alte Schule. Seine Analyseme thode ist, seine Klienten zu piesacken, auszutricksen und zu beleidigen.«
    »Machen das nicht alle Psychiater? Ich würde sagen, einige stellen es nur subtiler an als andere.«
    »Da hat sie recht«, pflichtete Tully ihr bei. Gwen konnte ihn auch sehr gut dazu bringen, Dinge einzugestehen, ohne dass er es merkte; und er war ihr Liebhaber, nicht ihr Patient.
    Der Bereich war nach wie vor großflächig abgesperrt, weil in beiden Gebäuden noch Kriminaltechniker und Brandermittler arbeiteten. Kleine Gruppen von Polizisten standen vor ihren Wagen. Einige von ihnen packten Beweismitteltüten ein, andere telefonierten. Und mehrere Beamte machten eine Zigarettenpause. Für Tullys Geschmack erinnerte die Rauchwolke, die von ihnen aufstieg, zu sehr an die Feuer, die eben gelöscht wurden.
    Keith Ganza war hinten an seinem Van, der im Gasseneingang parkte. Er sah aus, als wollte er wegfahren, hatte seinen Overall ausgezogen und zusammengeknüllt unter einen Arm geklemmt, während er versiegelte braune Tüten mit signalroten Beweismittelaufklebern einlud.
    »Haben Sie etwas gefunden, das auf die Identität des Opfers hinweist?«, fragte Tully und wies auf die Tüten im Van.
    »Fragen Sie mich morgen«, antwortete Ganza. »Im Moment ist es bloß ein Haufen verkohlter Abfall. Ich glaube, dass ich einigermaßen gutes Material habe, das ich auf Rückstände untersuchen kann. Anscheinend hat er da hinten Benzin ausgegossen. Wolle, Stoff und Dämm material sind sehr saugfähig. Der Chromatograph sollte die chemische Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe entschlüsseln können.«
    Tully hätte gerne so getan, als würde er irgendwas verstehen, aber nach dem langen Tag war er viel zu müde. Er fürchtete, dass man ihm seine Ratlosigkeit ansah.
    »Dann können Sie uns genau sagen, was er als Brandbeschleuniger genommen hat?«, fragte er.
    »Falls es Benzin ist, verrät uns die Chromatographie sogar, welche Sorte«, erklärte Ganza. »Jede Benzinart hat ihren eigenen chromatographischen Fingerabdruck, je nach chemischer Zusammensetzung. Die Raffinerien richten sich nach den CAFE -Vorgaben und staatlichen Auflagen.«
    »Verstehe ich Sie richtig? Sie könnten uns sagen, wo das Benzin raffiniert und womöglich auch von wo aus es vertrieben wurde?«, fragte Racine.
    »In manchen Fällen ist die chemische Aufschlüsselung so genau, dass wir es sogar zu der Tankstelle zurückverfolgen können, an der es gezapft wurde. Einmal konnten wir anhand unserer Daten sogar ein bestimmtes Fahrzeug identifizieren.«
    »Riecht wie Diesel«, sagte Maggie, die um Ganzas Van herumging.
    Tully schnupperte. Es roch eher wie der Boden seines Backofens zu Hause. Was ihn daran erinnerte, den verbrannten klebrigen Mist bald abzuschrubben.
    »Gute Nase«, lobte Ganza. »Wenn es sich um Diesel handelt, erklärt das, warum die Leiche nicht verbrannt ist. Diesel ist zwar ein Brennstoff, aber nicht leicht entflammbar. Er entzündet sich nicht so schnell. Er wird aufgesogen oder verdunstet, bevor genug Dämpfe entstehen, um ihn zu entzünden. Außerdem würde es die Suche eingrenzen. In der Innenstadt

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