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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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herumschleppen muss, um solch eine Explosion hervorzurufen, kann man wohl kaum von einem Impuls reden.«
    Ivan zuckte mit einer Schulter. »Und wie sieht Ihr Profil jetzt aus?«
    Er schien sehr zufrieden damit, sie in Verlegenheit gebracht zu haben, verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und verschränkte die Arme vor der Brust. Hinter ihnen heulten Sirenen die Straßen entlang. Polizisten lenkten pfeifend den Verkehr um. Über ihnen war ein Hubschrauber zu hören, der noch zu weit weg war, als dass man erkennen konnte, ob er zu den Rettungskräften oder einem Fernsehsender gehörte.
    »Er ist gebildet«, sagte Maggie. »Eine chemische Reak tion, die solch ein Timing und eine solch genaue Abstim mung erfordert, lernt man nicht bei den Pfadfindern oder im Internet. Ich würde sagen, dass so etwas irgendwann mal Teil seines Berufs war oder immer noch ist. Er erregt keine Aufmerksamkeit. Er kann sich gut anpassen, fällt nicht auf, sieht aus, als würde er dazugehören.«
    »Klar, und was für ein Job ist das, bei dem man mit explosiven Chemikalien hantiert?«, fragte Ivan misstrauisch.
    Diesmal war es an Maggie, mit der Schulter zu zucken. Sie war keine Brandexpertin. Es lag ihr auf der Zunge, zu antworten, dass es zum Beispiel jemand von der ATF sein könnte, vielleicht sogar ein Brandermittler wie er selbst, oder jemand von der Feuerwehr.
    »Und was für einen Wagen fährt er?«
    Fast hätte sie die Augen verdreht. Diese Leute waren nur darauf fixiert, welche Autos bestimmte Täter fuhren, damit sie entsprechende Straßensperren einrichten konn ten. Maggie schüttelte den Kopf. »Das ist egal, weil ich denke, dass er ein ganzes Stück entfernt vom Brandherd parkt und mehrere Blocks weit zu Fuß geht.«
    »Hmm. Das hilft mir nicht unbedingt weiter.«
    »Na gut, ich hätte da noch einen kleinen Happen für Sie: Haben Sie die Notaufnahmen im nahen Umfeld über prüft?«
    »Notaufnahmen?«
    »Fragen Sie nach Verbrennungen durch Chemikalien. Was er auch benutzt, könnte Wunden oder zumindest Verfärbungen auf seiner Haut hinterlassen.«
    »Super. Wir suchen also nach einem Typen, der älter als fünfundzwanzig ist, gebildet, gut genug in Form, um mehrere Blocks weit zu laufen, und vielleicht … ja, was? Lila Finger hat oder so? Das soll mir helfen?«
    »Hey«, mischte sich Racine ein. »Das ist mehr, als wir noch vor einer Stunde hatten.«
    »Wobei diese zwei Feuer die Lage ein bisschen verändern«, fuhr Maggie fort.
    »Was meinst du?«
    »Kirchen statt Lagerhäuser und auch noch am helllichten Tag. Falls er gewusst hat, dass Leute in den Gebäuden sind, ist er nicht ein typischer Aufmerksamkeitsjunkie, der sich im Hintergrund hält, sich das Chaos anguckt, das er angerichtet hat, und sich auf die Schlagzeilen am nächsten Morgen freut. Die Tatsache, dass Leute im Gebäude waren, verändert sein Motiv.«
    »Was ist mit den Opfern beim letzten Brand?«, fragte Ivan.
    »Er muss nicht zwangsläufig von der Person im Gebäude gewusst haben.« Falls der Schädel, der im Lager haus gefunden wurde, ebenso eingeschlagen worden war wie das Gesicht der Toten draußen, standen die Chancen indes recht gut, dass der Tote im Lagerhaus kein Zufallsopfer war.
    »Wir haben immer noch nicht herausgefunden, wer die Frau war«, ergänzte Racine. »Nur dass sie definitiv nicht in der Gasse getötet wurde. Es ist durchaus möglich, dass der Mord an ihr in keinem Zusammenhang zu den Bränden steht.«
    »Interessant«, sagte Ivan und verlagerte das Gewicht beinahe stampfend von einem Fuß auf den anderen. »Trotzdem warte ich bisher vergebens auf eine richtige Beschreibung des Typen.«
    »Was erwarten Sie eigentlich von mir?«, fragte Maggie. »Soll ich Ihnen erzählen, dass er Zweireiher trägt, stottert, humpelt und einen weißen Kastenwagen fährt?« Sie warf absichtlich zwei berühmte Profile durcheinander: das vom »Mad Bomber« aus den 1940ern mit der Fahrzeugbeschreibung, die zu dem Beltway-Heckenschützen hatte führen sollen.
    Ivan starrte sie an – oder vielmehr starrten seine ver spiegelten Brillengläser sie an. Dann begriff er und grinste. »Stimmt genau. Das Profil des Beltway-Heckenschützen war total daneben, und der falsche Wagentyp war nur einer von mehreren Schnitzern. Sie geben mir also recht, Agent O’Dell.«
    »Nein, ich sage Ihnen lediglich, dass Sie mir ein paar Fakten geben müssen, Inspector Ivan. Agent Tully und ich wurden zu diesem Fall gebeten, erhalten aber nur sehr wenige Informationen aus Ihrer

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