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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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er sich eine Schale Suppe und ein Sandwich in demselben Diner, in dem er am Abend des Feuers gegessen hatte.
    Die Kellnerin war auch wieder da. Hatte sie ihn beim letzten Mal noch misstrauisch angeguckt und ihm nur widerwillig in Ein-Dollar-Scheinen herausgegeben, lächelte sie diesmal sogar, als sie ihm seinen Teller hinstellte. Sie füllte seinen Kaffee nach und fragte: »Wie geht’s?«
    Und das, obwohl er heute weit übler stinken musste als beim letzten Mal. Auch wenn er versucht hatte, seine Ja cke zu säubern und der Kotze- und Benzingestank endlich ein bisschen verflogen war, war es nahezu unmöglich, durch die Kanalisation zu kriechen, ohne ihren Geruch anzunehmen.
    Doch wenn man sich den passenden Helm aufsetzte und die Weste anzog, war das alles nicht weiter auffällig.
    Er aß wieder am Tresen und behielt durchs Fenster die Straße im Auge. Immer noch war er fassungslos, weil er seinen Rucksack weggeworfen hatte. Er war in die Gasse zurückgekommen, weil er sehen wollte, ob noch etwas aus seinem Maytag-Karton zu retten war. Da dachte er, die Cops wären schon alle weg. Wenigstens aus der Gasse. Nachdem die Leiche fortgeschafft worden war, hatte er gesehen, wie die Spurensicherer zusammenpack ten und entweder wegfuhren oder im Gebäude weitermachten.
    Er hätte länger warten müssen. Mit dem Rucksackwurf hatte er den großen Kerl ausgebremst, aber die Frau war ihm auf den Fersen geblieben. Er hatte sie weder abschütteln noch verhindern können, dass sie ihn über kurz oder lang einholte. Aber er wusste, wie man abtauchte. So war er sie losgeworden, nicht jedoch diesen Mistkerl.
    Wenn er nicht der war, der das Feuer gelegt hatte, wer zum Teufel war er dann?
    Cornell fand nicht, dass er wie ein Polizist oder ein FBI -Agent aussah. Er trug Bluejeans, feste Arbeitsstiefel, eine Baseballkappe und ein braunes Wildlederjackett. Überhaupt wirkte er total durchschnittlich, nicht bedrohlich oder so – wenn man davon absah, dass er dauernd in seiner Nähe war. Cornell sah ihn an einem Laternenpfahl lehnen oder auf einer Bank sitzen. Einmal sogar an der Bushaltestelle. Die Busse kamen und fuhren wieder, aber der Typ war nicht eingestiegen. Manchmal sah er ihn in der Innenstadt. Dann, Stunden später, bei den abgebrannten Lagerhäusern. Cornell konnte sich nicht erklären, wieso der Mann an diesen zwei so unterschiedlichen Ecken der Stadt herumhängen sollte, es sei denn, er verfolgte ihn.
    Ein paar Mal, als Cornell durch die Kanalisation gekrochen war, hätte er schwören können, dass er einen Schatten hinter sich sah. Die Beleuchtung da unten war das Letzte. Lange Abschnitte lagen in vollkommener Dunkelheit, und die mied er nach Möglichkeit. Aber selbst die besten Strecken wurden nur durch wenige nackte Glühbirnen zwischen dem Rohrgewirr erhellt.
    Das erste Mal hatte er den Mann bemerkt, als er seinen Rucksack nach dem Cop schleuderte. Da dachte er noch, dass er irgendwie zum Ermittlerteam gehörte, weil er sich innerhalb der Absperrung aufgehalten hatte. Er lehnte an einem Wagen, beobachtete und rauchte eine Zigarette.
    Vielleicht kannte er die tote Frau. Ein eisiger Schauer lief Cornell über den Rücken, und ihm wurde übel, sodass er seinen Löffel ablegte. Er trank von seinem Wasser und wartete, dass es vorbeiging. An die Tote erinnerte er sich höchst ungern. Ihr Gesicht war komplett eingeschlagen, zerrissen und blutig gewesen. Wie frisches Hackfleisch.
    Cornell griff nach der kleinen Packung Salzkräcker. Seine Finger zitterten, und er hatte Mühe, die Plastikfolie aufzureißen, brauchte aber dringend einen Kräcker. Schließlich bekam er ein krümeliges Stück frei, steckte es schnell in den Mund und behielt es auf der Zunge, um das Salz abzulutschen. Aber das half auch nicht.
    Er steckte sich noch einen Kräcker in den Mund. Sollte Salz nicht gut gegen Übelkeit sein? Wohl nicht, wenn man mit bloßen Händen an einer Toten gezerrt hatte. Er kam einfach nicht über die Tatsache hinweg, dass er sie tatsächlich angefasst hatte.
    Als Cornell wieder aufblickte, stand der Mann in der braunen Wildlederjacke draußen vorm Fenster und starrte ihn an.

43
    Bis Maggie am Brandort eintraf, brannte das Kreuz oben am Giebel vor einem raucherfüllten Himmel. Mehrere Blocks entfernt konnte sie eine zweite schwarze Rauchwolke sehen.
    An der ersten Absperrung, einen halben Block vom Feuer entfernt, zeigte sie ihre Marke vor. Der Unifor mierte hielt das gelbe Band für sie hoch und wies sie zu Detective Racine. Hier,

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