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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Abteilung. Inzwischen dürften Sie wissen oder zumindest relativ sicher sein, welche Chemikalien als Brandbeschleuniger benutzt wurden.«
    »Augenblick mal«, sagte Racine. »Ist die Polizei nicht der Meinung, dass die ATF und das FBI sich austauschen und zusammenarbeiten?«
    Maggie bemerkte, wie Ivan die Zähne zusammenbiss und schnaufend Luft holte, während er sich abwandte. In den Spiegelgläsern vor seinen Augen konnte sie die Flam men tanzen sehen, und irgendetwas an diesem Anblick war verstörend.
    »Unser Labor ist noch dran.«
    »Na gut, ich mache Ihnen einen Vorschlag.«
    Die Spiegelgläser drehten sich wieder zu ihr.
    »Schicken Sie alles, was Sie an Spuren gefunden haben, zu Keith Ganza. Wenn er herausfindet, welche Chemikalien benutzt wurden, kann ich Ihnen binnen vierundzwanzig Stunden ein detailliertes Profil liefern.«
    Noch ein Feuerwehrwagen kam mit Sirenengeheul angefahren und hielt etwa hundert Meter hinter ihnen. In Ivans Brille sah Maggie zwei Feuerwehrleute aus dem Führerhaus springen. Ivan schwieg immer noch eisern, als Maggie jemanden ihren Namen rufen hörte. Sie brauchte einen Moment, ehe sie den Feuerwehrmann erkannte, der in voller Montur auf sie zugelaufen kam.
    Es war Patrick.

44
    »Die scharfe Polizistin ist deine Schwester?«
    »Sie ist keine Polizistin, sondern FBI -Agentin.« Patrick stellte seine Ausrüstung auf den Gehweg.
    »Kommt mir bekannt vor. Ja, jetzt hab ich’s. Gestern Abend im Fernsehen. War sie nicht bei Larry King Live? «
    »Larry King läuft nicht mehr.«
    »Echt nicht? Was ist denn mit dem?«
    Patrick war nicht in Stimmung. Es war schon schlimm genug, Maggie über den Weg zu laufen, da konnte er gut auf Harpers albernes Gerede verzichten.
    »Ist sie verheiratet?«
    »Geschieden.«
    »Das ist ja noch besser. Du weißt ja, was man über geschiedene Frauen sagt?«
    Nein, das wusste Patrick nicht und wollte es auch nicht wissen.
    »Was hast du mit deiner Hand gemacht?«, wechselte er das Thema und zeigte auf die frische Narbe auf Harpers rechtem Handrücken. Sie sah noch ein bisschen wund aus.
    »Nichts.« Rasch zog Harper seinen Handschuh höher. »Vielleicht kannst du mich ihr mal vorstellen.«
    »Meinst du nicht, wir sollten unsere Ausrüstung klarmachen?«
    »Hey, nun mal halblang. Und du bist hier nicht der Teamleiter.«
    Harper blickte wieder zu Maggie, bevor er sich wegdrehte und an seine Arbeit ging. »Zwischen dem Brand und dem Haus von unserem Kunden liegen drei Häuserblocks«, grummelte er leise. »Kein Grund zur Eile also. Wir müssen nicht mal Schaum sprühen, wenn die Jungs da ihren Job richtig machen.«
    Mit den »Jungs da« meinte er die richtigen Feuerwehr leute. Patrick hielt inne und sah zum Feuer. Die Feuerwehr hatte höllisch viel zu tun. Sie waren gerade dabei, die Schläuche an Hydranten anzuschließen. Ein zweiter Löschzug war zwei Blocks entfernt zu hören. Die Sirenen wurden leiser und verstummten, als er bei der anderen Kirche ankam. Zwei lodernde Brände, die schwarze Rauch wolken gen Himmel spien, und Patrick und sein Partner durften bei keinem der Feuer helfen.
    Für Patrick war das weit härter als beim letzten Mal, denn da war er fünf Meilen weit weg gewesen und hatte alles aus der Ferne beobachtet. Hier hingegen, direkt vor Ort, wo er die Flammenhitze fühlte, den Rauch einatmete und nichts tun durfte, war es unerträglich. Das war falsch, wider seinen Instinkt.
    Patrick verdrehte die Handschuhe zwischen seinen Fäusten, statt sie anzuziehen. Er fühlte sich hilflos, wie gelähmt. Als er zu Harper hinüberblickte, hatte der ein Tablet hervorgeholt, sah aber nicht auf den Bildschirm, sondern hinauf zu den Flammen.
    »Eigentlich ganz hübsch, oder?«, sagte Harper und drehte sich lächelnd zu Patrick um. »Feuer hat ein ganz eigenes Leben, schluckt alles und macht rotes und goldenes Licht daraus.«
    Feuer hatte stets faszinierend auf Patrick gewirkt, doch würde er es niemals als »hübsch« bezeichnen.
    »Manchmal«, gestand Harper in einem Tonfall, als wäre er bei der Beichte, »fahre ich zu Bränden, wenn ich frei hab, bloß um sie anzugucken.«
    »Ernsthaft?«
    »O ja. Ich hör den Polizeifunk, ob’s irgendwo in der Nähe brennt. Schon als Kind mochte ich Feuer. Mein Spitzname früher war ›Zündi‹.« Er lachte. Patrick nicht. »Meine Eltern waren echt froh, als ich sagte, dass ich Feuerwehrmann werden will und nicht Brandstifter.«
    Einige Sekunden lang sah er in die Flammen, und dann, als würde er aus einer Trance

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