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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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nicht von hinten anschlich.
    »Ich weiß, ich hätte anrufen sollen, aber ich dachte, dass du mich wahrscheinlich nicht sehen willst«, platzte Ramirez so schnell heraus, dass sich Reste ihres spanischen Akzents in ihre Aussprache mogelten.
    »Wie kommst du darauf, dass ich es jetzt will?« Maggie blieb in der Tür stehen, während Ramirez von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Weil ich etwas habe, das du sehen willst.« Sie hielt ihre Schultertasche auf und zeigte auf die Kamera darin. »Ich muss dir die Aufnahmen zeigen. Die von den Lagerhausbränden.«
    »Was ist los?«, fragte Patrick hinter Maggie.
    Maggie entging nicht, dass sich Ramirez’ Haltung veränderte, sowie sie Patricks Stimme hörte. Zuerst dachte Maggie, die Kamerafrau wäre enttäuscht, sie nicht allein anzutreffen. Aber auf den zweiten Blick erkannte sie, dass das nicht stimmte. Es war keine Enttäuschung, die Ramirez schlagartig noch nervöser machte. Vielmehr war es ein eindeutiges Interesse an Patrick. Ramirez war so wenig auf ihn gefasst gewesen, dass sie ihre erste Reaktion nicht hatte kontrollieren können.
    Maggie sah zu Patrick. Sein Haar tropfte. Er musste direkt aus der Dusche gesprungen sein, um ihr zu Hilfe zu eilen, denn er hatte nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Zwar gelang es ihr, nicht die Augen zu verdrehen, aber schmunzeln musste sie trotzdem. Kein Wunder, dass Ramirez errötete.
    »Alles bestens«, sagte Maggie zu ihm. »Samantha Ramirez ist hier, weil sie mir am Sonntagmorgen um acht dringend etwas zeigen will.«
    »Genau genommen will Patrick es wahrscheinlich auch sehen.«
    Maggie trat zur Seite und bedeutete Ramirez hereinzukommen. Sie registrierte mit Freuden, wie unangenehm es der Frau war, an Patrick vorbeizugehen.
    »Ich zieh mir schnell was an«, sagte Patrick und lief den Flur hinunter.
    »Ich dachte, Agent Tully hat sich das ganze Filmmaterial schon angesehen?«
    »Wir haben an der Stelle aufgehört, an der der Mann mit dem roten Rucksack auftauchte.«
    Ohne auf eine Einladung zu warten, begann Ramirez, ihre Kamera, einen Adapter und Kabel auszupacken.
    »Mehr wollte Agent Tully danach nicht sehen, aber mir ist auf dem übrigen Material noch etwas aufgefallen.«
    Sie verstummte, blickte zu Maggie auf und dann zu Patrick, der wieder zurück war, nun in Jeans und T-Shirt. Schnell guckte sie wieder Maggie an.
    »Besser gesagt, mir ist jemand in der Menge aufgefallen. Und er war erst nach der zweiten Explosion dort.«
    Sie wies auf Maggies Fernseher. »Wenn ich die Kamera einstöpseln darf, haben wir ein größeres Bild.«
    »Moment, ich helfe dir.« Patrick eilte an Maggie vorbei und streckte eine Hand nach dem Kabel aus, das Ramirez in ihrer hielt.
    Maggie blieb, wo sie war. Sie gab gerne zu, dass elektronische Geräte sie komplett überforderten; hingegen wussten die beiden anderen offenbar genau, was sie ta ten. Und Maggie bemerkte, dass das Interesse gegenseitig war, an der Art, wie sich ihre Finger wie zufällig berührten und sie es vermieden, sich direkt anzusehen, aber gleichzeitig immer wieder verstohlen zum anderen blickten.
    Unwillkürlich dachte sie an Ben. Mit dieser unkont rollierbaren physischen Reaktion kannte sie sich aus. Ihr Körper wollte das, was ihr Verstand ihr verweigerte. Und je mehr sie zu der Überzeugung gelangte, dass sie Ben nicht haben konnte, umso mehr wollte sie ihn. Würde sie es jemals richtig hinbekommen? Würde sie sich jemals in einen Mann verlieben, der bereit war, sich dann gefühlsmäßig auf sie einzulassen, wenn sie es auch war?
    Patrick schaltete den Fernseher ein, und Ramirez drückte ein paar Knöpfe. Die Feuersbrunst füllte den gesamten Bildschirm aus.
    »Das ist gleich nach der zweiten Explosion.«
    Ramirez hatte ihre Kamera wacklig über den Boden vor ihr geschwenkt. Sie musste sich eben erst wieder aufgerappelt haben. Maggie erkannte Tully auf allen vieren, Racine neben ihm. Und die Frau links von Tully, die Maggie nicht auf Anhieb zuordnen konnte, war sie selbst. Das wurde ihr erst klar, als sie sich mühsam auf die Ellbogen aufrichtete. Hinter ihnen war das lichterloh brennende Gebäude perfekt im Bild. Günstiger hätte Ramirez ihre Position nicht wählen können.
    »Guckt genau hin. Er taucht gleich ganz links auf.«
    Das Bild wackelte wieder, schwenkte vom Boden zum Himmel wie ein Flugzeug, das erst in den Sinkflug ging und dann wieder nach oben zog.
    »Ich war ein bisschen unsicher auf den Beinen«, entschuldigte Ramirez sich. »Es wird gleich

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