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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Fenstersims war voller Benzin. Er musste das Gebäude überhaupt nicht betreten. Vor dem Fenster hingen Vorhänge. Nachdem das Glas zersplittert war, fingen diese Feuer, und dann breitete es sich im Inneren aus. Der Verlauf gleicht dem bei den Lagerhausbränden. Über die Kirchenbrände gestern in Arlington weiß ich nicht viel, aber soweit ich gehört habe, wurden auch die von außen gelegt.«
    »Tut mir leid«, sagte Racine, »aber das kommt mir alles wie eine Menge Hokuspokus vor. Wie konnte er wissen, dass es funktioniert?«
    »Unter uns, ich würde sagen, er weiß, was er tut.«
    »Moment mal, was meinen Sie? Soll das heißen, es könnte ein Feuerwehrmann sein?«
    Der Brandmeister warf Ivan einen Blick zu. Vielleicht befürchtete er, dass er bereits zu viel gesagt hatte, oder, schlimmer noch, dem ATF -Ermittler auf den Schlips getreten war.
    »Es wäre nicht das erste Mal«, sagte Maggie. »Denken wir an Benjamin Christensen in Pennsylvania. Der war bei der Freiwilligen Feuerwehr, wenn ich mich nicht irre. Keine Todesopfer, aber mindestens ein Dutzend Brände, darunter auch ein paar Baudenkmäler.«
    »John Orr in Südkalifornien«, ergänzte der Brand meister.
    »Das ist ewig her«, knurrte Ivan.
    Maggie erinnerte sich an den Fall. Obwohl er dreißig Jahre zurücklag, war sie auf ihn gestoßen, als sie über Serienbrandstifter recherchiert hatte. Orr war Feuerwehrhauptmann gewesen und hatte sogar geholfen, einige der Brände zu löschen, die er selbst gelegt hatte.
    Ivans Verärgerung, weil gerade die schwarzen Schafe unter den Brandermittlern angesprochen wurden, wunderte Maggie nicht. Sicher hatten sie ihre eigene Definition von Berufsehre.
    Maggie betrachtete Brad Ivan. Etwas an ihm störte sie, doch sie hatte bisher noch keine Zeit gehabt, näher darüber nachzudenken. Er war nicht froh über die Einmischung des FBI und enthielt Tully und ihr Informationen vor. Von Anfang an war Brad Ivan ihr wie jemand vorgekommen, der ungern mit anderen zusammenarbeitete, von seinem brüsken Benehmen gegenüber anderen Polizeikräften ganz zu schweigen.
    Er hörte sich mit trotzig verschränkten Armen an, was der Brandmeister zu sagen hatte, und Maggie bemerkte, dass sich seine Jacke über dem Bauch spannte. Sie dachte wieder daran, wie er gestern seine Hose hatte hochziehen wollen und dabei fast erschrak, ähnlich einem Mann, der stets schlank gewesen war und auf einmal feststellen musste, dass dem nicht mehr so war.
    Er kratzte sich das stahlgraue Haar und strich die Strähnen über den Ohren zurück. Offensichtlich war er schon länger nicht mehr beim Friseur gewesen. Die Ge wichtszunahme und der versäumte Haarschnitt könnten einfach von zu viel Arbeit herrühren. Was auch seine Reizbarkeit erklären würde. Aber Maggie war nicht sicher, ob er übellaunig oder schlicht erschöpft war.
    Ivan stand hinter dem Brandmeister, und sie sah, wie er über etwas, das der Brandmeister zu Racine sagte, die Stirn runzelte. Maggie beschloss, dass sie Ivan genauer unter die Lupe nehmen musste, denn ihr kam der unschöne Gedanke, dass er es gewesen sein könnte, der ihr in die Kanalisation gefolgt war. Vielleicht hatte er gehofft, den flüchtigen Brandstifter zu fangen und bei der Gelegenheit gleich mal die verhasste FBI -Frau zu Tode zu erschrecken. Die Profilerin in ihre Schranken zu weisen. Wäre er dazu imstande? War er der Mann, der hinter ihrem Grundstück herumgegeistert war? Als ATF -Ermittler konnte er mühelos auf die Daten der Bundesangestell ten zugreifen, auch auf ihre Privatadresse.
    Über all das dachte Maggie nach, als ihr etwas auf der gegenüberliegenden Straßenseite auffiel. Dort war ein leeres Gebäude abgerissen worden. Betonstücke und Erd haufen waren alles, was die gelben Monsterbagger übrig gelassen hatten, und große Container standen bereit, um den Schutt abzufahren. In der Stadt gab es unzählige Baustellen, aber zwei gleich gegenüber von absichtlich in Brand gesetzten Gebäuden? War das Zufall?

63
    Vor einer guten Stunde noch hatte Sam mit ihrem Sohn über den Versuch ihrer Mutter gelacht, einen gebratenen Kloß mit den Stäbchen aufzunehmen. Dann hatte sie die erste Sirene gehört.
    Sie war mehrere Blocks entfernt gewesen, und trotzdem verkrampfte Sam sich. Sie musste sich zwingen zu lächeln, damit ihre Familie nicht merkte, wie sehr ihr Puls raste. Die beiden sollten nicht den kleinsten Anflug von Panik bemerken, als sie sich verstohlen nach dem nächsten Ausgang im Restaurant umsah.
    Wenige

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