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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Und sie überprüfte Wes Harper. Am liebsten hätte Racine ihn gleich zur Befragung einbestellt, aber das konnte Maggie ihr ausreden. »Wir haben nicht genug gegen ihn in der Hand, und wir wollen ihn nicht vorwarnen.«
    Sie parkten am Ende des Rastplatzes und stiegen aus.
    »Die State Patrol hat den Wagen schon zu ihrer eigenen Kriminaltechnik geschleppt«, sagte Tully. »Ich weiß nicht, was wir hier noch finden könnten.«
    »Er muss sie von hier weggebracht haben, also ist das ein Tatort.«
    »Ebenso gut kann auch nur der Wagen der Tatort sein.«
    Maggie blieb stehen und schaute sich um. Hier unten konnte man den Verkehr auf der Interstate kaum noch hören. Die Zufahrt von der Interstate aus gabelte sich gleich vorn in eine Spur für Pkw und eine für Lkw, ehe sie hinunter zum Rastplatz, umgeben von schönem, ab gelegenem Wald, führte. Sogar der Ziegelbau mit den Toi letten war von Bäumen umstanden. Gepflegte Gehwege schlängelten sich um den Rastplatz und hinauf zum Lkw-Parkplatz. Das Brummen ihrer Motoren drang bis hier herunter. Durch die Bäume zählte Maggie nur fünf Sattelauflieger, wo mindestens ein Dutzend großer Sattelschlepper Platz gehabt hätten. Ihr fielen außerdem Mulchspuren auf, die sich vom Parkplatz in den Wald erstreckten.
    »Wenn es ihr Kollege Zach Lester war, wieso lässt er ihren Wagen hier?«, fragte Maggie. »Und wie hat er sie nach D.C. gebracht?«
    »Vielleicht hat er einen Komplizen.«
    »Und mit dem trifft er sich hier?«
    »Oder er hat ihn hergerufen. Möglich wär’s. Das könnte erklären, warum im Wagen keine Kampfspuren zu sehen waren. Die State Patrol kann uns mehr sagen, wenn sie den SUV gründlich untersucht haben. Er hat ihn vielleicht manipuliert und absichtlich eine Panne herbeigeführt.«
    »Und wo hat er sie hingebracht, um ihr das Gesicht einzuschlagen? Er kann das nicht in einem Wagen getan haben. Ganza hat Rehhaar und Wildgräser an ihrer Klei dung gefunden. Und laut Dr. Ling hat der Täter eine große, schwere Waffe benutzt.«
    »Falls er ein anderes Fahrzeug oder einen Komplizen hatte, kann er sie überallhin gebracht haben.« Tully beobachtete Maggie, statt die Umgebung zu mustern. »Aber du glaubst, dass es hier war.«
    »Ist nur so ein Gefühl. Ich hatte mir den Tatort so abgelegen wie hier vorgestellt – nur mit einem freien Feld in der Nähe.«
    »Wegen Ganzas Unkraut?«
    Sie nickte und marschierte los. Tully folgte ihr.
    »Je nachdem, um welche Zeit sie hier anhielten, könnten sie ganz allein auf dem Rastplatz gewesen sein.«
    »Er kann sie ohne Weiteres in den Wald gelockt haben«, sagte Tully. »Vielleicht hat er vorgeschlagen, dass sie sich ein bisschen die Beine vertreten.«
    »Ich habe mir die Akte angesehen, die Racine über Lester angelegt hat, und sie klingt blitzsauber, nicht wie die eines Mörders.«
    »Wie oft haben wir das schon gehört? Es sind immer die, die keiner verdächtigen würde«, erwiderte Tully. »Der stille Nachbar, der hilfsbereite Hausmeister. Denk dran, was die Leute über Ted Bundy sagten – so ein netter Kerl. Und der BTK -Killer, war der nicht im Kirchenvorstand oder so was?«
    »Ich habe auch alles über Gloria Dobson gelesen, was wir haben, und die scheint ganz und gar nicht die Sorte Frau, die mit jemand Verdächtigem in den Wald spazieren würde. Außerdem hätte sie um ihr Leben gekämpft. Sie hat drei Kinder und erst kürzlich einen Brustkrebs überlebt.«
    Maggie ging weiter hinauf bis zum Lkw-Parkplatz. Der lag hoch genug, dass man von dort über einige der Bäume auf dem unteren Rastplatzbereich hinwegsehen konnte. Sie musterte die geparkten Zugmaschinen.
    »Ganza hat erzählt, dass es auf Rastplätzen und Autohöfen eine richtige Subkultur gibt, eine eigene Welt, die keiner wahrnimmt, es sei denn, man weiß, wo man suchen muss. Prostituierte klopfen an die Türen der gro ßen Sattelschlepper, wenn die Fahrer Pause machen. Auch Drogendealer sind auf diesen Plätzen unterwegs. Wo bleiben die, wenn gerade keine neuen Kunden da sind? Sind sie selbst mit Lkws unterwegs? Warum sieht sie sonst niemand?«
    Tully schwieg eine Weile und schaute sich um. »Vielleicht fallen sie nicht auf, weil sie sich gekonnt ins Bild einfügen.«
    Maggie drehte sich zu den Wegen und den Reisenden, die ins Toilettenhaus gingen und wieder herauskamen. In dem Moment bemerkte sie die Vögel.
    Vorher hatte Maggie sie überhaupt nicht gesehen, doch jetzt bildete die untergehende Sonne über den Bäumen einen Strahlenkranz um sie, sodass

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