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Erlosung

Erlosung

Titel: Erlosung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischer Claus Cornelius
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keine Waffe zu haben schien.
    Â» Falls es nicht sowieso schon zu spät ist«, fuhr Mado fort, der Tonfall drängend vor Angst. »Aber wenn nicht, dann – dann bricht vielleicht alles zusammen, dann müssen sie um ihr eigenes Überleben kämpfen.«
    Sie schloss die Augen, einen Moment nur, ihre Lider dunkel, die Wimpern wie schwere Schattenränder. Dann sah sie direkt in die Kamera, und ihr Blick durchfuhr Ella scharf und schnell, wie der Schmerz, wenn man sich an einem Blatt Papier schneidet. Aber es war, als schnitte er ihr nicht in die Haut, sondern in die Seele. Dieser jungen Frau, ein Mädchen fast noch, hatte sie das Leben gerettet, und sie gehörte zu denen, die es wert gewesen waren; für die sich jeder Einsatz lohnte.
    Mado sagte: »Doktor Freyermuth, bitte bewahren Sie diese DVD sorgfältig auf, verstecken Sie sie, und sagen Sie niemandem, dass Sie sie haben oder dass Sie mich kennen. Und von Forell – auch von Forell darf niemand etwas wissen, ihm verdanke ich alles, und ich würde lieber sterben, als ihn zu verraten – «
    Â»Des Menschen Wille ist sein Himmelreich«, sagte Kleist. »Oder wenigstens der Weg dorthin.«

    Â»Was sind Sie für ein Mensch?«, entfuhr es Ella, und im selben Moment dachte sie, naiv, wie kannst du so eine naive Frage stellen .
    Kleist antwortete nicht. Erneut drückte er auf die Fast Forward -Taste der Fernbedienung. Auf dem Bildschirm redete Mado weiter, ihre Lippen und ihr Kopf bewegten sich schnell und ruckartig, nur der Ausdruck in ihren Augen blieb gleich. Als Kleist zurück in den Play -Modus schaltete, verfiel sie abrupt wieder in normale Geschwindigkeit, und auch ihre Stimme war wieder zu hören: » – das war 1929, nach dem Schwarzen Freitag, und niemand hat überlebt. Die ganze Familie wurde ausgelöscht, nur die jüngste Tochter nicht, weil sie zum Zeitpunkt des Einbruchs bei ihrem Patenonkel war. Etwas später stellte man fest, dass sie ihr ganzes Vermögen verloren hatten, obwohl sie bis zu jenem Tag immer sehr reich gewesen waren. Die angeblichen Täter, zwei deutsche Brüder aus dem Nachbarort – «
    Â»Das ist es nicht«, sagte Kleist irritiert und drückte neuerlich die Vorlauftaste. Sein Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet, sodass er nicht zu merken schien, wie jetzt draußen auf dem Gang vor dem Büro ein Trupp Frauen in Kitteln und Overalls erschien, in den Händen Staubsauger, Eimer und Wischlappen. Sie unterhielten sich angeregt, aber kein Laut drang durch die Glaswand in das Büro.
    Schaut her , dachte Ella, bitte, schaut hierher, da liegt ein toter Mann, tut irgendetwas –
    Â»Vor einer Woche habe ich ihn dann gefragt, wie er es sich erklärt, dass Leute, die doch alles verloren hatten, auf einmal wieder zu Geld gekommen waren«, sagte Mado auf dem Bildschirm, »und zwar zu viel Geld, nur wenige Tage, nachdem der Tresor meiner Urgroßeltern von den Mördern aufgebrochen worden war und der Inhalt sich ganz plötzlich in Luft aufgelöst hatte. Er hat mich lange angeschaut, so lange, dass ich nicht wusste, ob er mich überhaupt sah, und dann hat er gesagt, ja – «
    Â»Das ist es nicht«, sagte Kleist noch einmal und spulte weiter vor. »Wo ist es? Der Safe ist leer. Ich dachte, es wäre auch hier. Wo, verdammt noch mal, ist es?! Bei diesem Forell?« Er verkniff das Gesicht vor Zorn. »Das alles ist – es ist völlig außer Kontrolle geraten. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll oder was nicht oder wer was hat und wer nicht!«
    Â»Was Sie jetzt hören, ist alles, was ich weiß«, sagte Mado. »Wenn mir etwas passiert, muss Forell meine Arbeit veröffentlichen – zusammen mit dem Journal der Steinbergs, und er muss der Welt erzählen, warum Raymond Lazare verschwunden ist und wer hinter Rochefort, Gladstone und Wentworth – «
    Die Frauen und Männer der Putzkolonne verteilten sich auf die Büros. Ein Mann fing an, lautlos den Teppichboden auf dem Gang vor der Glaswand zu saugen. Einmal sah er kurz auf, aber dann konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit. Kein Blick auf den Körper des toten Anwalts, kein Erstaunen, kein Erschrecken.
    Unauffällig, Zentimeter für Zentimeter, bewegte Dany sich seitlich auf den Schreibtisch zu.
    Â»Keiner ist dankbar«, sagte Ella unvermittelt.
    Â»Was?«, fragte Kleist, gefangen in seinen zornigen Gedanken.
    Â»Am

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