Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
Morphium hatte sie als schwarzen Bestand noch von ihrer früheren Krankenpflege zurückbehalten. In einer weiteren Vernehmung machte sie jedoch andere Angaben und behauptete, ihr Mann habe sich die Einspritzungen kurz vor seinem Tode in ihrer Gegenwart selbst gemacht. Dann wiederum versuchte sie die Einstichstellen dadurch zu erklären, dass ihr Mann zuckerkrank sei und sich spritzen müsse. Diese Behauptung war aber offensichtlich unwahr und wurde von ihr auch wieder fallen gelassen. Sie verwickelte sich immer mehr in Widersprüche. Die Beibringung der Schlaftabletten in Tötungsabsicht gab sie zwar zu, bestritt aber energisch, die Morphiumeinspritzungen erst kurz vor seinem Tod gemacht zu haben. Die bei der Sektion gefundenen Einstichstellen waren jedoch ganz frisch und konnten unmöglich von einer angeblich acht Tage zurückliegenden Injektion herrühren. Bei dieser Darstellung blieb sie auch in der Hauptverhandlung. Auch hier bestritt sie zunächst energisch, überhaupt jemals Morphiumampullen besessen zu haben. Erst als ihr durch Zeugenaussagen das Gegenteil bewiesen wurde, wiederholte sie hartnäckig die Version von den acht Tage zurückliegenden Injektionen. Offenbar war für sie der Vorwurf, illegal Morphium besessen zu haben, schwerwiegender als der Vorwurf des Mordes. Das Gericht verurteilte sie wegen Mordes an ihrem Ehemann zu lebenslänglichem Zuchthaus. Sie nahm das Urteil sofort an.
Kapitel 4
Ertrinken Ertrinken hat mit dem Ersticken vieles gemeinsam. Genau genommen handelt es sich um ein Ersticken in einem flüssigen Medium, sodass in beiden Fällen ähnliche Veränderungen auftreten. Es kommen aber noch einige hinzu, die allein durch das Ertrinkungsmedium hervorgerufen werden. Sie zeigen sich zum Teil auch dann, wenn der Körper nach dem Tode ins Wasser gerät. Diese müssen von den Veränderungen unterschieden werden, die nur auftreten, wenn Kreislauf und Atmung noch funktionieren, die sich also nur zu Lebzeiten ausbilden. Beim Tod durch Ertrinken handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle um einen Unfall. Selbstmorde von Nichtschwimmern kommen ebenfalls vor. Tötungen durch Ertränken sind verhältnismäßig selten. Zumeist sind es Neugeborene, die unmittelbar oder kurze Zeit nach der Geburt ertränkt werden oder in einen mit Wasser gefüllten Eimer geboren werden und dort ertrinken. Erwachsene zu ertränken, ist wesentlich schwieriger und meist nur dann möglich, wenn sie, aus wie auch immer gearteten Gründen, zur Gegenwehr nicht fähig sind. Gelegentlich werden Bewusstlose in der Annahme ins Wasser geworfen, dass sie tot sind. Es ist dann zu prüfen, ob der oder die Täter annehmen konnten oder mussten, dass der Betreffende noch lebte oder ob sie ihn in Tötungsabsicht ins Wasser geworfen oder den möglichen Tod billigend in Kauf genommen haben.
Ein Polizistenmord
Polizeimeister Müller ging an einem milden Sommerabend Streife im Park. Der Mond im zweiten Drittel spendete zwar ziemlich viel Licht, verschwand aber zeitweilig hinter den Wolken, wodurch es dann im Park recht dunkel wurde. Noch eine Stunde, dann ging Müllers Dienst zu Ende. Es war bisher ein ruhiger Abend, keinerlei Zwischenfälle. Müller dachte an den bevorstehenden Urlaub. Er hatte dieses Jahr einen Ferienplatz in einem Polizeiheim an der Ostsee bekommen. Vor Jahren war er schon einmal dort gewesen und wusste, dass es sich um ein gut ausgestattetes Heim handelte und dass der Ort einen wunderbaren Strand hatte. Die Kinder freuten sich und würden sich dort wohl fühlen. Sie kannten die Ostsee noch nicht und waren sehr neugierig auf das große Wasser. Seit Wochen redeten sie schon von der weiten Reise und suchten fast jeden Tag neue Spielsachen aus, die sie mitnehmen wollten. Immer wieder erklärte er ihnen geduldig, dass nicht alles in den Trabant hineinpasst, weil auch noch anderes Gepäck mitgenommen werden muss. Aber am nächsten Tag begann das Spiel aufs Neue. Und doch spielten sie es immer wieder gern, er selbst, seine Frau, und die Kinder, denn die Freude auf den Urlaub wurde dadurch nicht nur wachgehalten, sondern von Tag zu Tag gesteigert. So in angenehme Gedanken versunken, ging Müller seinen gewohnten Streifengang durch den Park. In letzter Zeit hatte es einige Beschwerden gegeben, weil Jugendliche abends im Park Passanten angepöbelt hatten. Deshalb war seit einiger Zeit dieser Streifengang angesetzt. Normalerweise gingen sie zu zweit. Aber sein Kollege hatte sich kurzfristig krank gemeldet, sodass er heute
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