Ermittler in Weiß - Tote sagen aus
anschlossen. Die drei Täter waren vorbestraft. Aus den Geständnissen ging hervor, dass sie vor einigen Tagen beschlossen hatten, gemeinsam in den Westen Deutschlands zu flüchten. Um sich den Neuanfang zu erleichtern, wollten sie sich durch den Bankeinbruch Devisen verschaffen. Sie unterlagen der Illusion, ein neues Leben auf Verbrechen begründen zu können. Nachdem der Überfall auf den Polizisten so reibungslos verlaufen war, verfielen sie in Leichtsinn, der ihnen zum Verhängnis wurde. Zwei tote Kinder Das Jahr ging langsam dem Ende zu. In der zweiten Novemberhälfte waren die Tage schon sehr kurz. Die Dämmerung setzte früh ein, und auch das Wetter entsprach der Jahreszeit. Die Tage waren trübe und nasskalt, ein unangenehmer Wind, der sich zeitweise zum Sturm steigerte, pfiff durch die Straßen der kleinen Stadt. Die Menschen liefen mit hoch geschlagenen Mantelkragen herum und versuchten, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. An einem solchen Tag saß der Fahrer des Lkw mit der Aufschrift »Konsum« hinter seinem Lenkrad und starrte auf das graue Band der Landstraße. Er überlegte, ob er schon das Licht einschalten sollte oder nicht. Nachdem er Ware in die Kaufhalle gebracht hatte, handelte es sich um seine letzte Fahrt. Er freute sich schon auf einen gemütlichen Abend zu Hause, zumal er in der Kaufhalle eine Flasche Wein gekauft hatte, die er mit seiner Frau am Abend in Ruhe trinken wollte. Während er seinen Gedanken nachhing, sah er plötzlich im trüben Licht der Abenddämmerung eine heftig winkende Frau am rechten Straßenrand stehen. Obwohl es im Augenblick nicht regnete, war ihr Kleid total durchnässt und klebte am Körper; die Haare hingen strähnig herab und Wasser tropfte auf den Boden. Die Frau benötigte ganz offensichtlich Hilfe. Der Lkw-Fahrer hielt sofort an und stieg aus. Die Frau stürzte auf ihn zu und rief: »Helfen Sie meinen Kindern. Meine Kinder ertrinken, wenn keiner hilft.« Dabei zeigte sie auf den kleinen Fluss, der die Wiese neben der Straße durchquerte. Kurz vor der Stelle, wo der Lkw hielt, führte eine Straßenbrücke über das Flüsschen. Der Fahrer schaute in die angegebene Richtung, sah aber zunächst nichts Auffälliges. Bei genauem Hinsehen entdeckte er in Ufernähe zwei kleine, dunkle Figuren, scheinbar regungslos. Er sprang sofort die Böschung hinunter und lief über die Wiese auf die Stelle zu, wo er die Körper gesehen hatte. Tatsächlich, die Frau hatte recht: Zwei kleine Kinder, vielleicht vier und sechs Jahre alt, schwammen mit dem Gesicht nach unten in dem höchstens knietiefen Flüsschen. Der Mann sprang sofort ins Wasser und zog die beiden Körper heraus. Sie bewegten sich nicht und schienen nicht zu atmen. Der Kraftfahrer legte sein Ohr auf die Brust der Kinder, konnte aber keinen Herzschlag wahrnehmen. Er entsann sich seines Erste-Hilfe-Kurses und begann sofort mit der Wiederbelebung, mit Mund-zu-Mund-Beatmung und mit der Herzmassage. Nichts tat sich. Die Frau stand weinend und jammernd daneben; sie zitterte vor Kälte, beteiligte sich aber nicht an den Wiederbelebungsmaßnahmen. Als sich nach zehn Minuten noch kein Erfolg zeigte, sagte der Fahrer: »Wir laden die Kinder jetzt ein und fahren sie sofort in das Krankenhaus. Vielleicht kann ihnen dort noch geholfen werden.« Er holte Decken aus dem Wagen, wickelte die Kinder ein und gab auch der Frau eine Decke zum Umhängen, die sie dankbar annahm. Auf der Fahrt erkundigte er sich, wie die Kinder in den Fluss gekommen seien. Zunächst wollte die Frau nichts sagen, sondern fing wieder an zu weinen. Schließlich er-zählte sie, dass die Kinder am Ufer gespielt hätten und dann, als sie einmal kurz weggesehen habe, in den Fluss gestürzt seien. »Aber der Fluss ist doch nicht tief, die Kinder hätten dort doch noch stehen können«, wandte der Kraftfahrer verständnislos ein. »Und wieso spielen die Kinder denn um diese Zeit am Fluss? Es ist doch kalt und wird bald dunkel.« Die Frau stotterte verlegen etwas von »spazieren gehen« und »frische Luft schnappen«. »Sie sind ins Wasser gefallen. Vielleicht sind sie im Wasser umgefallen. Ich war wie gelähmt, ich konnte doch nichts tun. Hoffentlich können die Ärzte ihnen noch helfen«, fügte sie hinzu. Nach kurzer Zeit erreichten sie das Krankenhaus des kleinen Städtchens. Ärzte und Pflegepersonal nahmen die Wiederbelebungsversuche wieder auf, aber erfolglos. Sie konnten nur noch den Tod feststellen. Da es sich ganz offensichtlich um nicht
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