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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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einfach nur, weil sie durchdrehen«, kam es von Safet.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nichts. Das ist einfach so.«
    Das Ganze war leider so unkonkret, dass sie dieser Spur nicht folgen konnten, dachte Liv. Sie sah zu Roland, doch auch in seinem Blick lag Resignation.
    »Wissen Sie, ob Ihr Vater im Krieg an Verbrechen beteiligt war?«, versuchte Liv es noch einmal.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hat er etwas getan, das jemanden dazu bringen könnte, sich rächen zu wollen?«
    »Zum Beispiel?«
    »Hat er jemanden umgebracht?«, fragte Liv in Ermangelung einer besseren Idee.
    »Das hätte er mir niemals gesagt.«
    Liv versuchte einen anderen Ansatz:
    »Ist er Soldat gewesen?«
    »Nein, er hat in einem Hospital in Srebrenica gearbeitet.«
    »Als Arzt?«
    »Ja.«
    Roland gab nicht auf.
    »Kann er sich da Feinde gemacht haben? Hat er mal darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    Roland schwieg, während Liv noch eine weitere Frage stellte.
    »Sind Sie noch immer Muslime?«
    Safet sah sie erschrocken an.
    Doktor Andersen blickte Liv hart an. Seine Augen schienen zu fragen, ob das wirklich nötig war.
    »Ja, aber … das heißt … nicht praktizierend. Wir haben eigentlich keine richtige Religion mehr. Auf diese Art und Weise sind wir wohl gut integriert. Warum?«
    »Wir müssen einfach so viel wie möglich über Sie beide wissen, um den Mörder Ihres Vaters zu finden. Es geht auch darum, diverse Möglichkeiten und Motive auszuschließen«, sagte Liv, wobei sie seine letzte, sarkastische Bemerkung sehr wohl bemerkt hatte.
    Safet nickte.
    »Ja, natürlich.«
    Roland unternahm einen letzten Versuch:
    »Kann Ihr Vater sich hierzulande Feinde gemacht haben?«
    Safet dachte eine ganze Weile über diese Frage nach.
    »Das glaube ich nicht.«
    Er stand auf und begann in dem Wohnzimmer mit den zahlreichen Bildern an den hohen Wänden herumzulaufen. Dann blieb er mit dem Rücken zu ihnen stehen. Eine Sekunde glaubte Liv, dass er wieder zu weinen begonnen hatte, doch stattdessen sagte er:
    »Die Menschen machen immer wieder unverzeihliche Dinge.«
    Liv und Roland sahen sich an.
    »Das stimmt«, sagte Roland, »aber deswegen wird man nicht gleich ermordet.«
    Liv übernahm.
    »Kann er in etwas verwickelt gewesen sein?«
    »Zum Beispiel?«, fragte Safet und drehte sich wieder zu ihnen um.
    Liv hatte das Gefühl, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatten, als Safets Augen für einen Moment zu Doktor Andersen huschten. Dieser Sache mussten sie nachgehen, dachte sie und sah Roland an, dass auch er dieser Meinung war.
    »Bandenkriminalität, Drogen … was weiß ich?«, sagte Liv.
    Safet schüttelte den Kopf.
    »Wie gesagt …«
    »Sie wissen es nicht«, wiederholte Liv und dachte, dass er es ihnen niemals sagen würde, auch wenn er es wüsste. Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er ihnen etwas verschwieg.
    Roland sah zu Liv, die fortfuhr.
    »War es seine Art, sich in etwas einzumischen, das für ihn gefährlich werden konnte?«
    Safet zuckte wieder mit den Schultern, und Roland seufzte demonstrativ.
    »Wir hören jetzt hier auf«, sagte er zu Liv. Er stand auf und reichte dem jungen Mann die Hand. »Mein Beileid zu Ihrem schweren Verlust.«
    Liv zögerte.
    »Dürften wir vielleicht kurz noch einen Blick in das Büro Ihres Vaters werfen?«, fragte sie.
    Safet sah zu Doktor Andersen, der nickend mit den Schultern zuckte. Es war verblüffend, wie schnell er seine Rolle als Vormund des Jungen angenommen hatte.
    »Natürlich.«
    Sie folgten Safet über den Flur zu Esad Nuhanovics Praxis. Beide betraten das Büro und sahen sich um. Es war nicht groß und sah aus wie eine ganz normale Praxis mit diversen Schautafeln und Plakaten, die Gehörgänge, Herzkammern oder die weibliche Gebärmutter zeigten. Inmitten des Raumes stand ein breiter Schreibtisch aus lackiertem Holz. Dahinter thronten ein Archivschrank und ein Regal mit diversen Fachbüchern. Roland sah sich den Schreibtisch genauer an. Er war sorgsam aufgeräumt, nicht ein Blatt Papier und auch keiner dieser gelben Zettel, die bei Rolands Hausarzt zu Unmengen auf der Tischplatte klebten. Entweder war dieser Schreibtisch schon lange nicht mehr benutzt oder gerade erst aufgeräumt worden. Sogar der Papierkorb war leer.
    Mitten auf dem Tisch lag ein zugeklappter Laptop. Die Schubladen des Tisches waren verschlossen bis auf eine, die sich aber als leer entpuppte. Roland schob sie wieder zu, entschied sich, dieses Büro und ganz besonders den Computer den Experten zu überlassen und ging wieder

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