Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
als wäre er aus einem Horrorfilm entsprungen, aber er war ein guter Mann.«
Sie nickte entschieden, um ihrem letzten Satz Gewicht zu verleihen.
Liv erhob sich lächelnd. Die Haushälterin mochte die Familie wirklich, dachte sie.
Als sie in den Flur kam, hörte sie laute Kinderstimmen aus einem der angrenzenden Zimmer. Einer begann zu schreien, der andere weinte.
»Tja, da haben wir es ja gerade noch geschafft«, sagte Marie Bergman.
Liv wusste, was sie meinte. Kinder dieses Alters konnte man immer nur begrenzte Zeit allein lassen, bis sie begannen, sich um irgendein Spielzeug zu streiten.
»Ich finde selbst nach draußen«, sagte sie und ging Richtung Tür, während Marie Bergman im Kinderzimmer verschwand und zu vermitteln versuchte.
Sie vermisste nicht alles, wenn sie von ihren Mädchen getrennt war, realisierte Liv, als sie im Vorgarten stand und das Geschrei hinter der Tür hörte, die sie gerade geschlossen hatte.
Als sie auf dem Bürgersteig stand, holte sie ihr Handy heraus und rief Roland an, es meldete sich aber nur der Anrufbeantworter.
»Wir müssen mit diesem Doktor Andersen reden«, hörte sie sich sagen.
10
S ie sagen, Sie haben ihn mit einem Messer zerstückelt? Welche Art von Messer ist das gewesen?«
»Ein Fischmesser. Das habe ich doch gesagt.«
Roland blätterte in seinen Notizen und fand eine Seite von einem früheren Zeitpunkt des Verhörs. Der Kaffee aus der Thermoskanne, den er in der letzten halben Stunde heruntergespült hatte, war lauwarm und sah aus wie Schlamm. Trotzdem schenkte er sich noch eine Tasse ein und trank.
»Sie haben auch gesagt, er sei nicht der Einzige, den Sie getötet und zerstückelt hätten?«
»Mit meiner Frau habe ich 91 das Gleiche gemacht«, sagte der Mann, während er sich mit zitternden Fingern durch das fettige Haar strich. Ein schiefes Lächeln entblößte eine schwarze Masse, die oben am Zahnfleisch klebte, Kautabak.
Er stank abscheulich, dachte Roland und fragte sich, ob es in dem kleinen Verhörraum überhaupt eine Lüftung gab. Sein Name war Frederik Willumsen, besser bekannt als Fede-Frede oder Mast-Frede. Er stammte aus Esbjerg. Er hatte früher einen florierenden Fischladen in der Fußgängerzone gehabt, bis 1991 seine Frau verschwunden war. Seither hatte er alles verloren. Den Laden, das Geld, das Fett am Körper, das Haus in Sædding sowie seinen Verstand. Seine Spitznamen hatte er dennoch behalten. Als wären die Leute der Ansicht, er habe bereits genug verloren und dürfe nicht auch noch die Namen einbüßen. Die Leiche seiner Frau war nie gefunden worden, und es ging das Gerücht, dass sie ihn einfach verlassen hatte und mit einem anderen Mann abgehauen war, was dazu geführt hatte, dass er den Verstand verloren hatte. Jetzt lebte er in einem Viertel namens Fyrparken, einem sozialen Wohnprojekt, das bekannt für seine hohe Selbstmordrate war. Jedes Jahr stieg mindestens einer die Treppe zu einem der Dächer hinauf und sprang herunter.
»Ihre Frau ist also Ihr erstes Opfer gewesen?«, fragte Roland und trommelte mit den Fingern gegen die Tischkante. »Erzählen Sie uns, wie sie gestorben ist. Kommen Sie schon, ich warte!«
Er hatte das Verhör allein vorgenommen. Es gab keinen Grund, wichtige Ermittlungszeit auf einen Verrückten zu verwenden, der auf die Station gekommen war, um einen Mord zu gestehen, von dem er augenscheinlich nicht ausreichend Details kannte, um ihn begangen zu haben. Den ganzen Nachmittag über war die Geschichte von der zerteilten Leiche im Nahkampfhaus auf dem militärischen Übungsgelände Topthema in den Nachrichten gewesen, sowohl im Radio als auch im Fernsehen, und so etwas zog immer Sonderlinge an. Eigentlich taten Roland Leute wie Frederik Willumsen leid. Schließlich glaubte dieser Mensch wirklich daran, den Mord verübt zu haben.
»Ich wusste nicht, dass ich es wieder getan hatte«, hatte er als Erstes gesagt, als sich Roland mit ihm ins Verhörzimmer gesetzt hatte. »Aber als ich davon gehört habe, wusste ich, dass nur ich das gewesen sein kann.«
Roland fand in seiner Hosentasche eine Packung Kaugummi und schob sich eins in den Mund. Er musste lange kauen, bevor der bittere Kaffeegeschmack vollständig verschwunden war.
»Ich habe sie mit den bloßen Händen erwürgt, weil sie mich verlassen wollte«, sagte Willumsen jetzt und demonstrierte mit den Händen, wie er es gemacht hatte. Sein ganzer Oberkörper zitterte, während er erklärte, dass sie wie verrückt Widerstand geleistet habe, bis sie in
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