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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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Veranstaltung oder so etwas, war er immer da. Auch bei Elternabenden oder Sprechtagen. Er hat Safet auch immer Unmengen von Geschenken gemacht.«
    »Geschenke?«, hakte Liv nach und fragte sich, ob Esad ihm gegenüber womöglich ein schlechtes Gewissen gehabt hatte. Vielleicht wegen der Geliebten oder des Morphins?
    »Ja.«
    »Können Sie mir ein Beispiel nennen?«
    »Och, das konnte alles Mögliche sein.«
    »Sagen Sie einfach irgendwas.«
    Marie Bergman erzählte, dass immer wieder neue Klamotten auf dem Bett des Jungen gelegen hätten, die sein Vater ihm gekauft hatte.
    »Immer dunkel, meistens schwarz. Und Bücher. Safet liest für sein Leben gern. Und so ein neues Telefon, Sie wissen schon, so ein Teil, bei dem man mit dem Finger auf den Bildschirm tippt.«
    »Ein Smartphone?«
    »Ja.«
    Liv notierte sich alles und dachte, dass die Größe und Kostspieligkeit dieser Geschenke schon auf ein überdurchschnittlich schlechtes Gewissen hindeutete. Andererseits hatte sie das schon häufig in anderen Familien beobachtet, in denen der Vater gut verdiente und wenig Zeit für seine Kinder hatte. Auch sie selbst war unter solchen Verhältnissen aufgewachsen, und viele ihrer Freundinnen hatten noch mit Mitte zwanzig Geld von ihren Eltern bekommen. Ihr eigener Vater hatte ihr, als sie ins Gymnasium ging, Monat für Monat 8.000 Kronen für Klamotten gegeben. Und hatte sie ihr Konto trotzdem überzogen, konnte sie sicher sein, dass er ihr, ohne zu fragen, das nötige Geld überwies. Wo sie herkam, war das normal gewesen, und sie hatte dieses Verhalten niemals in Frage gestellt. Erst als sie mit dem Gymnasium fertig gewesen war, hatte sie dem Ganzen einen Riegel vorgeschoben. Aus Furcht, er könnte sich auch in ihr weiteres Leben einmischen.
    »Safet hat uns erzählt, dass Esad zu einem Ärztekongress nach Kolding wollte? Er ist auf dieser Konferenz aber nie aufgetaucht. Haben Sie eine Idee, wohin er gefahren sein könnte?«
    »Nein … das weiß ich auch nicht. Es stimmt aber, dass der Junge oft allein war. Viel zu oft, wenn Sie mich fragen.«
    »Oft?«, dachte Liv und sah ihre Theorie einer Geliebten oder des heimlichen Missbrauchs wahrscheinlicher werden, bevor sie fragte, was oft denn zu bedeuten hatte.
    Marie Bergman schüttelte den Kopf. »So genau kann ich das nicht sagen. Aber schon immer mal wieder.«
    »Immer mal wieder?«
    Die Frau nickte.
    »Besonders an den Wochenenden. Aber aus Safet wird man nicht wirklich schlau. Er ist verschlossen wie eine Auster. Der Junge hat es aber auch nicht leicht, denke ich.«
    »Sie meinen den Krieg?«, fragte Liv.
    Marie Bergman nickte, betonte dann aber, dass sie keine Ahnung habe, was der Familie passiert sei. Nur dass seine Mutter getötet worden sei.
    »Fürchterlich, so ohne Mutter aufzuwachsen.«
    »Haben Sie jemals miteinander geredet? Hat er sich Ihnen anvertraut?«
    Sie erklärte, dass sie immer mit ihm geredet habe, wenn sie da gewesen sei. Aber immer nur über alltägliche Dinge. Wie es in der Schule lief, ob er eine nette Freundin gefunden habe und so weiter.
    Liv dachte, dass eigentlich sein Vater nach so etwas hätte fragen sollen und nicht die Haushälterin.
    »Er hat immer nur mit den Schultern gezuckt, ohne etwas zu sagen. Aber er liebt mein Essen, das weiß ich sicher. Und er ist immer nett und höflich.«
    »Glauben Sie, dass er andere Vertrauenspersonen hat, mit denen er redet?«
    Die Frau schüttelte den Kopf, hielt dann aber inne.
    »Es gibt da diesen Doktor Andersen«, sagte sie schließlich. »Er ist der Einzige, mit dem ich Safet reden gesehen habe, ohne dass er dazu gezwungen gewesen wäre.«
    Liv schrieb eifrig mit und fragte, ob Dr. Andersen häufig im Haus gewesen sei.
    »Häufig wäre übertrieben. Aber in der letzten Woche hat er ein paarmal am Nachmittag mit Safet in der Küche gesessen, als ich kam. Safet hatte ja Ferien.«
    »Was haben sie gemacht?«
    Marie Bergman zuckte mit den Schultern.
    »Was weiß ich. Ich habe sie doch nicht beobachtet.«
    »Aber was haben Sie gesehen?«
    »Nicht viel. Sie haben in der Küche gesessen und Kaffee getrunken.«
    »War Doktor Andersen in der letzten Woche ungewöhnlich oft da?«
    »Früher ist mir das nie aufgefallen. Er war auf jeden Fall nicht da, wenn ich kam.«
    »Sollten wir sonst noch etwas über die Familie wissen?«, fragte Liv abschließend.
    Marie Bergman beugte sich vor und sah sie eindringlich an.
    »Das sind gute Menschen. Doktor Nuhanovic sah mit seiner weißen Haut und den violetten Augen zwar aus,

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