Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Neuigkeiten aus, aber das Lachen verstummte, als Roland den Raum betrat.
»Hat Fede-Frede wieder gestanden?«, fragte der eine. Er erklärte, dass er vor der Polizeireform in Esbjerg gearbeitet habe und sie Fede-Frede ein paarmal wegen verschiedener Geständnisse auf dem Revier gehabt hatten.
»Wir hatten später wirklich einen anderen Fall mit einer zerstückelten Leiche, den er auch gestanden hat«, sagte er. »Aber er gesteht ja alles Mögliche.«
»Wann war das?«, fragte Roland und überlegte eine Sekunde lang, ob er einen Fehler begangen hatte, als er Willumsen weggeschickt hatte. Auf der anderen Seite wussten sie aber, wo sie ihn finden konnten, sollte dies erforderlich sein.
»Im Juni 1993. Die mobile Einheit war an dem Fall dran, aber der Mörder ist nie gefunden worden.«
Zwei Fälle mit zerstückelten Leichen in ein und demselben Polizeikreis sind selten ein Zufall, dachte Roland, während er sich Wasser ins Gesicht spritzte und sich mit einem Papierhandtuch abtrocknete.
11
M iroslav Ceric hätte ohne Weiteres als unabhängiger IT-Spezialist arbeiten können. Er hätte sich mit einem eigenen Büro niederlassen und in aller Ruhe als der Experte arbeiten können, der alles mit ein paar wenigen Klicks auf die richtigen Tasten herausfand. Doch das Einzige, das ihn wirklich interessierte, wenn er sich Zugang zu den Computern der Leute verschaffte, war waschechte Polizeiarbeit. Draußen im Feld. Er sagte das niemals laut, aber Liv wusste es.
Doch es waren gerade seine IT-Fähigkeiten, die ihm zu seinem Platz in der NEC-Einheit verholfen hatten. Den gesamten Montagnachmittag hatten Liv und er über dem privaten Laptop von Esad Nuhanovic gehangen, nur um herauszufinden, dass er leer war. Nicht ein einziger Ordner war zu finden gewesen. Alles war weg. Und die Festplatte war formatiert worden, so dass sie auch keine Dateien wiederherstellen konnten.
Jetzt saßen beide über ihre eigenen Computer gebeugt. Liv durchforstete sämtliche Fälle in Südjütland, die mit Computerkriminalität zu tun hatten, während Miroslav Esads Computer noch nicht aufgegeben hatte. Er war überzeugt, dass er gehackt und leer geräumt worden war.
»Auch virtuelle Diebe hinterlassen Spuren«, hatte er optimistisch verkündet, doch die Suche hatte sich schnell als schwerer erwiesen als erwartet, so dass beide zunehmend genervt und ungeduldig waren.
Und dann hatte er es plötzlich. Er gab Liv ein Zeichen, und sie setzte sich neben ihn.
»Ich bin nahezu sicher«, sagte er und sah sie eindringlich an, »dass der Computer einer Art Phishing-Attacke von einem Teenager ausgesetzt gewesen ist.«
»Einem Teenager?«, fragte Liv. Sie dachte bei Phishing vor allem an Fälle, in denen Schwindler versuchten, gutgläubigen Internetnutzern ihre Kreditkarten- oder Onlinebankingdaten zu klauen. Typischerweise bekam der Nutzer eine E-Mail zugeschickt, in der er aufgefordert wurde, seine Angaben per Mail einzusenden oder sich auf einer gefälschten Internetseite einzuloggen, die der der Bank ähnelte.
Miroslav nickte, schob Esad Nuhanovics Laptop zur Seite und zog seinen eigenen heran.
»Ich dachte, Teenager tun so was, um sich Zugang zu Exploits und Cracks für Computerspiele zu verschaffen«, sagte Liv, während sie aufstand und zwei Tassen Kaffee aus der Thermoskanne eingoss.
Miroslavs Finger tanzten erneut über die Tastatur, während er ihr zustimmte. Cyberkriminalität war für viele, die nur die Oberfläche kannten, eine lächerliche Angelegenheit. Dabei hatte sie sich inzwischen zu einem Wirtschaftszweig mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde Dollar und einem Spiel um virtuelle Dinge entwickelt, das in Japan bereits zu mindestens einem Mord geführt hatte, von dem man wusste.
»Da ist unglaublich viel Geld im Spiel und seit Kurzem können sich auch ganz junge Menschen daran beteiligen. Es braucht nur Mut und eine gewisse Fingerfertigkeit auf der Tastatur.«
Liv schaute ihn überrascht an, und er versuchte, weiter ins Detail zu gehen.
»Für Millionen von Menschen sieht die Welt nicht einfach nur so aus, wie wir sie kennen. Jeden Tag nach der Arbeit oder der Schule treffen sich die Spielfreudigen über das Internet in virtuellen Welten, die unter dem gemeinsamen Namen MMORPG – Massively Multiplayer Online Role Playing Games – laufen. Das sind Traumwelten, in denen die Spieler virtuelle Charaktere durch alle möglichen Abenteuer hindurch navigieren, zu denen normalerweise die Tötung von Monstern wie Drachen, Trollen
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