Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
seinen Händen ganz schlapp geworden sei. Schon in diesem Moment habe er es bereut und mehrere Stunden weinend über ihrem leblosen Körper gelegen, bevor ihm das mit dem Fischmesser eingefallen sei.
»Was ist mit Esad Nuhanovic?«, fragte Roland. Er konnte nicht verbergen, dass ihn die Aussage des Mannes beeindruckte. Er ging wirklich ganz in seinem Fantasieverbrechen auf, wenn seine Schilderungen auch sehr an irgendwelche Fernsehkrimis erinnerten.
Nach dem Verschwinden von Willumsens Frau war der Mann gründlich unter die Lupe genommen worden. Roland hatte vor dem Verhör die Polizei in Esbjerg angerufen, um Details über den früheren Fall zu erfahren. Sie hatten gesagt, er sei ein Verrückter, der alle zwei Jahre den Mord an seiner Frau sowie eine Reihe anderer Verbrechen gestand, die er nie begangen hatte. Er sagte immer, sie läge zu Hause in der Gefriertruhe, aber sie hatten ihre Leiche nie gefunden, und es gab tatsächlich keine Indizien dafür, dass dort jemals ein Verbrechen stattgefunden hatte. Sie war wohl einfach von zu Hause abgehauen, lautete die damalige Schlussfolgerung, und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Über die Jahre hinweg hatte Willumsen immer wieder Phasen in der geschlossenen Psychiatrie verbracht, und seine Betreuer meinten, man könne kein Wort von dem glauben, was er sagte.
»Ich habe ihn erwürgt«, sagte er jetzt.
»Womit?«, fragte Roland und kaute weiter.
»Mit einem Strick.«
»Woher hatten Sie den Strick?«
»Aus dem Keller. Woher genau, weiß ich nicht mehr.«
Roland blätterte in seinen Notizen zurück und wartete einen Augenblick, bevor er fortfuhr.
»Als Sie eben hier hereingekommen sind, haben Sie gesagt, dass Sie nicht mehr wissen, wie Sie ihn getötet haben. Wie habe ich das zu verstehen?« Die Finger trommelten wie manisch auf der dreckigen Jeans herum. Zitternd fuhr die eine Hand zur Kopfhaut, wo eine kahle Stelle von einigen darübergekämmten Haaren verdeckt wurde. Er starrte Roland verwirrt an.
»Die Erinnerung ist halt plötzlich wiedergekommen«, sagte er.
»So so, es ist Ihnen also wieder eingefallen, dass Sie Esad Nuhanovic mit einem Strick stranguliert haben?«
Roland spuckte das Kaugummi aus und packte es zurück in das Papier, aus dem es gekommen war.
»Oder vielleicht mit den Händen …«
Frederik Willumsen gab ein verärgertes Geräusch von sich und holte mit der einen Hand aus.
»Wenn ich die Gedanken nur einen Moment dazu bringen könnte, stillzustehen«, sagte er. »Dann könnte ich Ihnen das Ganze erzählen.« Seine Augen sahen Roland flehend an.
»Aber sie wollen nicht«, sagte er, und Roland seufzte, während er sich nach vorn über den Tisch lehnte.
»Soll ich ärztliche Hilfe rufen lassen?«
Willumsen sah ihn nervös an, während seine Finger am Haaransatz entlangstrichen. Er schüttelte fieberhaft den Kopf.
»Ich war das! Er hat mir Geld geschuldet.«
»Okay, wo haben Sie ihn umgebracht?«
»In der Nähe seines Hauses.«
»Wo ist das?«
»In Sønderborg.«
»Was haben Sie in Sønderborg gemacht?«
Roland erhob sich, so dass die Stuhlbeine über den Boden kratzten.
Das Geräusch machte Willumsen nervös. Er zog den Kopf ein, und sein rechtes Bein begann zu zucken.
Roland lehnte sich gegen die Wand und sah ihn an. Er überlegte, was er tun sollte. Der Mann war augenscheinlich krank, er konnte ihn nicht einfach nach Hause schicken. Dann nahm er wieder Platz und sagte mit ruhiger Stimme.
»Ich weiß, dass Sie lügen. Alles, was Sie erzählen, ist entweder frei erfunden, oder Sie haben es im Fernsehen gesehen. Esad Nuhanovic wurde nicht erwürgt.«
Wenigstens das wussten sie mit Sicherheit. Es gab keinerlei Anzeichen für eine Strangulierung. Keine Punktblutungen in den Augen und keine Male am Hals, erst recht nicht von einem Strick.
»Ich lüge nicht. Es kann nur ich gewesen sein«, beteuerte Willumsen, während Roland beschloss, genug Zeit mit ihm vergeudet zu haben. Er sammelte seine Papiere ein.
»Haben Sie denn nicht vor, mich festzunehmen?«, setzte der Mann seine Leier fort, während sein Körper immer noch wie manisch auf dem Stuhl herumrutschte.
»Wenn Sie nicht aufpassen, werfe ich Ihnen Behinderung polizeilicher Ermittlungen vor«, sagte Roland, nahm seine Notizen und verließ den Raum. Er fand den Wachhabenden an seinem Platz und bat ihn, die psychiatrische Notfallstation anzurufen und Fede-Frede abholen zu lassen.
Dann ging er auf die Toilette. Zwei uniformierte Beamte tauschten am Urinal wichtige
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