Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
und bildete richtige kleine Bäche, die sich an den Straßenecken zu kleineren Seen zusammenschlossen.
Roland stutzte kurz seinen Bart und ging zum Frühstück nach unten, wo er sich zu Liv und Carsten an den Tisch setzte.
»Moin«, sagte er, und beide nickten ihm zu. Es war eine stillschweigende Abmachung, dass das Frühstück heilig war. Hier wurde nicht über den Fall oder andere Polizeiangelegenheiten gesprochen, es sei denn, es war absolut nötig.
»Es gibt Muffins«, knurrte Carsten mit einem Lächeln.
Roland fing immer mit einem Kaffee und den Zeitungen an. Ritual war Ritual. Bei sämtlichen Zeitungen prangte das Bild von Esad Nuhanovic auf der Titelseite.
»Das muss doch irgendwas bringen«, murmelte er und trank einen Schluck Kaffee.
Ansonsten war alles wie üblich. Die Finanzkrise drohte ständig, die gesamte Weltwirtschaft in den Ruin zu treiben und nicht zuletzt den dänischen Staat, weshalb mehrere politische Parteien mit Wachstumspaketen bereitstanden, die die Wirtschaft ankurbeln und Tausende von Arbeitsplätzen retten sollten. Das war nichts Neues.
Der Bandenkrieg nahm noch immer den größten Platz ein, hatte aber Konkurrenz von dem Mysterium um die zerstückelte Leiche in Südjütland bekommen. Roland war nach der Pressekonferenz gezwungen gewesen, Safet anzurufen, um ihn auf die hässlichen Artikel über den Tod seines Vaters vorzubereiten. Der Junge hatte einige Minuten gebraucht, bevor er verstanden hatte, wovon Roland sprach, und Roland hatte sich mehrfach wiederholt, um sicherzugehen, dass Safet es auch wirklich kapiert hatte. Anschließend hatte er Safet darauf vorbereitet, dass der sensationslüsternere Teil der Presse durchaus auf die Idee kommen könnte, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Er hatte ihm geraten, jedem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Damit war Safet einverstanden gewesen.
Roland fluchte, als er aus dem Hotel trat und auf dem Weg zu seinem Dienstwagen ordentlich nass wurde. Der Wind kam von Osten und brachte die Nässe der Ostsee in Form eines dichten Nieselregens mit.
Als er an der Polizeistation ankam, fiel ihm ein Auto auf dem Parkplatz auf. Darinnen saßen zwei Typen, aus einem heruntergelassenen Fenster wehte Rauch nach draußen, und das Radio lief. Journalisten. Anders konnte es nicht sein. Niemand sonst rauchte ständig. Nicht einmal Liv.
Als Roland die Tür des Präsidiums aufstieß, wurde er von einem verwirrten Wachhabenden begrüßt, der schnellen Schrittes auf ihn zukam. Seine Locken standen in alle Richtungen ab. In der Hand hielt er einen Block.
»Wir werden von Hinweisen überschwemmt. Anders Linds Telefon ist ständig besetzt, an wen soll ich die Anrufe weiterleiten?«
»Stellen Sie sie zu Carsten Svendsen durch. Apparat 453. Er ist sicher schon da.«
Lange Lind war eine halbe Stunde vor Roland vom Hotel weggefahren, während er selbst von seinem Zimmer aus eine Telefonkonferenz mit seiner Chefin und dem Landespolizeichef geführt hatte, in der er ihnen kurz den aktuellen Stand der Dinge erläutert hatte. Wie gewöhnlich hatte sich das hingezogen. Seine Chefin, Karen Gruppe, hatte dabei ganz deutlich gemacht, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten von »äußerster Wichtigkeit« war, auf jede einzelne Krone zu achten. Roland hatte wie immer protestiert, kannte die Leier aber bereits und machte doch jedes Mal, was er für richtig hielt. Schließlich ging es um Menschenleben. Irgendwo da draußen rannte ein Mörder herum und glaubte, damit durchzukommen. Um das zu verhindern, durfte, wenn es nach Per Roland ging, an nichts gespart werden. Dieses Mal hatte Gruppe allerdings damit gedroht, die Zahl der Angestellten seiner Spezialeinheit zu kürzen, sollten sie ihr Budget überschreiten.
Während er in Gedanken noch bei dieser Besprechung war, trat er in den Kommandoraum. An der Wand hingen Fotos von Esad Nuhanovic vor und nach seinem Tod, gelbe Post-it-Zettel und mehrere Aufnahmen vom Fundort. Auch die Aufteilung der Arbeitsaufgaben war an die Pinwand geheftet. Größtenteils handelte es sich um Dinge, von denen man sich nicht viel erwartete, denen aber dennoch nachgegangen werden musste. Alle tippten auf ihren Tastaturen herum oder telefonierten. Das waren seine Leute. Sein Team.
Anders Lind schaute auf.
»Hallo Chef. Die Hinweise aus der Öffentlichkeit strömen nur so herein.«
Roland ließ die Garderobe auf dem Gang Garderobe sein und warf seine Lederjacke mit einer zufriedenen Bewegung über die Stuhllehne. Es war richtig gewesen, die
Weitere Kostenlose Bücher