Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
eine Waffe in Tansania oft verwendet wurde, um die Albinos zu zerstückeln.
Roland beauftragte Miroslav, die Waffenscheine in der Gegend zu überprüfen.
Tief im Inneren fragte er sich, ob ein Mörder wirklich so ein Papier hatte, andererseits musste es ja irgendwie ins Land gekommen und dabei registriert worden sein. Außer es stammte vom Schwarzmarkt, dann war nichts zu machen. Es gab viele Einwände, doch Fakt war, dass dies eine Möglichkeit war, die untersucht werden musste.
»Ich bin schon dabei«, kam es von Miroslav.
Im gleichen Moment klopfte es, und Rolands Blick richtete sich auf die Tür, durch die der Wachhabende seinen Kopf steckte. Seine Locken lagen im Großen und Ganzen wieder an ihrem Platz.
»Doktor Andersens Sekretärin hat angerufen und gesagt, dass er Sie gleich in seiner Praxis empfangen kann«, sagte er schwerfällig.
»Danke«, antwortete Roland und sah den Wachhabenden wieder verschwinden. Der Kerl konnte es sicher kaum abwarten, dass die NEC-Einheit die Dienststelle verließ und alles wieder so wurde, wie es zu sein pflegte.
Er drehte sich um und klopfte Miroslav auf die Schulter. Es war sein Verdienst, dass sie einen Grund hatten, mit dem Arzt zu sprechen. Nach dem Verhör der kleinen Snake hatten sie – mit guter Unterstützung der jungen Dame – schnell herausgefunden, dass Mogens Boe Andersen, Esad Nuhanovics Kollege, sich hinter dem Alias Kipkay versteckte.
14
M ogens Boe Andersen wartete bereits, als Roland gefolgt von Anette in die Praxis des Arztes trat. Die Luft war stickig, die Kulisse grau. Zwei karierte Sofas in der einen Ecke mit Aussicht auf eine kleine Terrasse, ein Schreibtisch in der anderen und ein großes Bücherregal. An der Wand hingen Naturaufnahmen. Ein Sonnenuntergang, ein blühendes Feld, ruhige Motive für eine ruhige Atmosphäre. Nichts, was die Konzentration des Patienten stören könnte. Nicht einmal die Zimmerfarne in den Ecken.
Doktor Andersen begrüßte sie mit einem Händedruck und verwies sie zu den Sofas. Der kahl geschorene Arzt mit dem kleinen Schnauzbart trug Jeans und ein dunkelblaues Poloshirt. Er setzte sich auf das eine Sofa, schlug die Beine übereinander und legte einen Ellenbogen auf die Armlehne, während er die Hand mit dem Zeigefinger nach oben unter dem Kinn platzierte und sie ansah.
Vor dem Termin hatte Roland Miroslav gebeten, seinen Hintergrund zu überprüfen. Mogens Boe Andersen, Personenkennziffer 270468-1513, geboren in Tondern, Facharzt für Psychiatrie, wohnhaft in Sønderborg, wo sich auch seine Praxis befand. Er war nicht polizeilich bekannt. Nicht einmal ein Bußgeld für ein Verkehrsdelikt hatte er finden können. Nichts.
»Worum geht es?«, begann der Arzt in pädagogischer Tonlage.
Roland und Anette hatten sich dem Arzt gegenüber auf das andere Sofa gesetzt. Roland legte ein Foto des Toten auf den Tisch und studierte Andersens Gesicht, so wie er vor ihm Hunderte andere Verdächtige studiert hatte. Als Erstes mussten sie herausfinden, wie er aussah, wenn er die Wahrheit sagte, erst dann würden sie durchschauen, wann er log.
»Wir brauchen Sie ja ganz sicher nicht zu fragen, ob Sie ihn kennen«, sagte Roland und zeigte auf das Foto, das der Arzt in die Hand genommen hatte.
»Nein«, antwortete Andersen.
Roland war allmählich so etwas wie ein Experte darin geworden zu durchschauen, wann jemand log. Jedenfalls vertrat er selbst diese Ansicht. Vor einiger Zeit hatte er von Anette eine Einführung bekommen, all die kleinen Zeichen zu erkennen. Das Erste, worauf er achtete, war Inkonsequenz. Er suchte nach Unstimmigkeiten in dem, was jemand sagte. Das war erst kürzlich recht nützlich gewesen, als er in Verbindung mit einem Bandenkrieg in Kopenhagen einen Mann verhört hatte. Der Mann hatte behauptet, er habe einen Schuss gehört und sei anschließend seiner Wege gegangen, ohne etwas gesehen zu haben. Roland war sicher gewesen, dass er log. Denn so etwas machte keiner. Als der Mann während des Verhörs für einen Augenblick wegschaute, hatte Roland fest auf den Tisch geschlagen. Sofort hatte der Mann ihn direkt angesehen und Roland hatte ihm erklärt, dass es das Natürlichste sei, wenn man ein lautes Geräusch hörte, in die entsprechende Richtung zu schauen. Im Anschluss hatte er eine schöne Beschreibung der Person erhalten, die den Schuss abgefeuert hatte.
»Wissen Sie, was Ihrem früheren Freund und Kollegen zugestoßen ist?«, fragte er und wartete auf Doktor Andersens Antwort, während der Arzt erst zu
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