Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
gläubigen Menschen mehr«, meinte Roland zweifelnd. Dann beschlich ihn das Gefühl, dass er die Sache besser auf sich beruhen lassen sollte, und beendete das Thema. »Oder vielleicht gibt es die auch, aber du doch nicht.«
»Nun denn.«
Roland mochte eigentlich nicht diskutieren und schwieg. Sie saßen sich schweigend gegenüber und tranken ihr Bier.
»Aber Esad Nuhanovic war doch Moslem. Er ist vor den Serben geflohen … er ist verfolgt worden, eben weil er Moslem war«, murmelte Liv, und Roland konnte sehen, wie sehr sie das beschäftigte.
Sie schwiegen. Auch Roland verstand nicht, wie das zusammenpasste. Vielleicht war es aber auch nicht wichtig. Vielleicht war er konvertiert, oder wie das hieß.
»Lind untersucht doch das Motelzimmer, oder?«, fragte Liv und trank einen Schluck von ihrem Bier.
»Als Erstes morgen früh«, antwortete Roland. »Auch wenn das vermutlich nichts bringt.«
»Und dann brauchen wir sämtliche Überwachungsbänder von den Diskotheken und Bars der Stadt«, sagte Liv.
Selbstverständlich. Ging man an einem Freitagabend um 22 Uhr irgendwohin, dann wohl in die Stadt.
»Wenn er sich ins Nachtleben gestürzt hat, muss es davon Aufnahmen geben. Und es gibt bestimmt jemanden, der ihn gesehen hat«, fuhr sie fort.
»Das untersuchst du morgen«, sagte er, und sie nickte.
»Was ist mit den Fischern?«, fragte sie nach einer erneuten Pause. »Hat Carsten mit ihnen gesprochen?«
»Ja, aber das hat nichts gebracht«, sagte er. »Nur kalte Finger und eine rote Nase, bis einer von ihnen ihm ein Rød Aalborg angeboten hat.«
»Wusste keiner von denen etwas über Glücksamulette oder so was?«
»Nein, sie kannten eine Menge anderen Aberglauben, aber von Albinoknochen, -haut oder -haaren hatten sie noch nie gehört und haben sich köstlich amüsiert, als er davon erzählt hat.«
Liv nickte.
»Was ist mit Scheiben-Poul?«
»Auch eine Niete. Der hat nichts gesehen. Das Übungsgelände ist groß und er wohnt am anderen Ende und ist offenbar wochenlang nicht in der Nähe des Nahkampfhauses gewesen.«
Roland fuhr sich mit dem Finger an die Schläfe und zeichnete Kreise.
»Er ist so ein Einsiedlertyp, weißt du, der in einem alten, verlassenen Bauernhaus mit kaputten Fenstern wohnt, ein bisschen sonderbar. So ein Typ, der die Soldaten ausschimpft, wenn sie draußen auf der Schießbahn nicht ihre Sachen wegräumen. Er hat den Hund auf Carsten gehetzt, so dass der fast nicht auf das Gelände des Hofes gekommen ist.«
»Aber er hat es dennoch geschafft?«
»Du kennst ihn doch.«
»Was ist mit der Machete? Hat das was gebracht?«
Roland richtete sich im Stuhl auf und erzählte, dass sie bisher nicht eine einzige Person hier in der Gegend mit einer Zulassung für so eine Waffe gefunden hätten.
»Ich habe heute übrigens kurz mit Max gesprochen.«
»Alles in Ordnung in der Kaserne?«
»Ja, geht so, er hat sich schnell eingelebt. Ansonsten hatte er nicht viel. Er versucht, da draußen etwas herauszubekommen und mit den jungen Soldaten ins Gespräch zu kommen. So etwas braucht eben Zeit.«
»Und Zeit ist genau das, was wir nicht haben.«
Roland sah sie lächelnd an. Sie hatte mehr Recht, als sie ahnte. Karen Gruppe hatte noch einmal angerufen und wiederholt, dass das Geld knapp sei. Sie hatten eine Woche, um den Fall zu lösen, ansonsten war sie gezwungen, sie nach Hause zu beordern. Mit den Schießereien in Kopenhagen hatten sie alle Hände voll zu tun und sogar Extramittel genehmigt bekommen, um den Bandenkrieg zu bekämpfen. Der Fall mit der zerstückelten Leiche in Südjütland war bereits alt.
»Was ist mit Doktor Andersen?«, unterbrach Liv seine Gedanken.
Tja, was ist mit ihm, dachte Roland und wusste nicht recht, was sie mit ihm machen sollten. Sie hatten nicht genug gegen ihn in der Hand, um ihn länger als bis 13 Uhr am nächsten Tag festzuhalten. Kein Zweifel, dass er sie anlog, aber sie konnten ihn nur wegen der Sache mit dem Computer anklagen.
»Was sollen wir mit ihm machen?«, fragte Liv ungeduldig, und Roland dachte noch ein paar Sekunden darüber nach, ob er ihn nicht vielleicht doch während eines Verhörs knacken könnte, aber dann würde der Arzt seinen Anwalt dabeihaben und er wieder nichts aus ihm herausbekommen, was gegen ihn verwendet werden könnte.
»Ich schicke ihn morgen nach Hause. Er läuft uns nicht weg. Er verheimlicht zwar ganz sicher etwas, aber ich glaube nicht, dass er Esad Nuhanovic umgebracht hat. Wenn wir auf etwas stoßen, das in seine Richtung
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