Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
herausgestellt hat, dass sie das Geld nicht hatten, hat er angeblich beide in einem Wutanfall getötet. Sowohl den Mann als auch die 29-jährige Thailänderin.«
»Warum ist nur eine Leiche aufgetaucht?«
Sauersen lachte und zuckte mit den Schultern.
»Wer weiß, vielleicht war in seiner Gefriertruhe kein Platz mehr? Seine Frau lag ja bereits darin, wenn wir dem glauben sollen, was er sagt.«
»Und warum sollen wir das nicht?«
»Weil das, was der Trottel erzählt, einfach keinen Sinn macht. Der ist komplett verrückt. Zudem befand er sich um den Tatzeitpunkt herum in einer psychiatrischen Abteilung. Und selbst wenn er dem Mann Geld geliehen hätte? Das wäre kein Beweis, den man zu irgendetwas verwenden könnte. Es gab nichts, mit dem wir ihn hätten drankriegen können. Ungeachtet dessen, wie gern er selbst dazu beitragen wollte. Außerdem gibt es weiß Gott niemanden, der für 150.000 Kronen zum Mörder wird.«
»Nichtsdestotrotz hatte er ein Motiv. Ich habe Menschen gesehen, die für weit weniger umgebracht wurden. Blinde Wut hängt nicht von der Höhe des Betrages ab, wenn du mich fragst.«
H.P. Sauersen sah Roland an.
»Es gibt nicht viele Indizien, aber du kannst ja versuchen, von dem Kautabak, den wir damals gefunden haben, einen DNA-Test anfertigen zu lassen, wenn das noch möglich ist. Versuch, das aus deinem Kopf zu bekommen. Und vergeude keine Zeit darauf, wenn der DNA Test keine Übereinstimmung ergibt, Alter. Er ist nur ein Verrückter. Weder der Mann noch Willumsens eigene Frau sind je aufgetaucht. Keine Leiche, kein Verbrechen.«
Der Freund hob sein Glas mit einem Skål.
»Außerdem lebt Frederik Willumsen sowieso in einem Gefängnis, wenn du mich fragst. Eines, das weitaus schlimmer ist als das, das du ihm anbieten kannst.«
18
L iv begann den Glauben an ihre eigene Idee, dass sie im Nachtleben auf irgendetwas stoßen würden, zu verlieren. Den Großteil des Vormittages hatte sie darauf gewartet, dass die, die in den Bars und Diskotheken von Åbenrå arbeiteten, aufwachten und sie anfangen konnte. In diesem Moment befand sie sich im Hinterzimmer der Diskothek La Boîte, wo sie die Überwachungsvideos von Freitagabend, dem 6. Februar durchging.
Die Kamera war draußen angebracht und hing leicht schräg über dem Eingang, was einen steilen Einfallswinkel mit sich brachte, der die Gesichter der Menschen langgezogen und verzerrt aussehen ließ. Zuvor war sie in drei anderen Diskotheken sowie einer Unzahl von Cafés und Restaurants gewesen. Überall hatte sie die jeweiligen Überwachungsvideos geprüft, wenn es denn welche gab, sowie mit unzähligen Mitarbeitern gesprochen, aber alle hatten nur mit dem Kopf geschüttelt, als sie ihnen ein Foto von Esad Nuhanovic gezeigt hatte.
»Hier kommen so viele Menschen her«, hieß es überall, als wäre es einem Kodex für Barkeeper entnommen. Allmählich hatte sie wirklich den Glauben daran verloren, dass auch nur einer von ihnen ihr ehrlich antworten würde.
Der Laden, in dem sie jetzt saß, war anders als die anderen. Exklusiver. Mit dem gedämpften Licht und den halb pornografischen Gemälden in den goldenen Rahmen wirkten die hohen Räume mondän. Die Tischplatten waren aus Marmor, der Tanzboden hatte ein Muster aus Vierecken in drei verschiedenen Farben, die sich ganz sicher beleuchten ließen, wenn die Musik lief. Es gab eine Lounge mit schweren Teppichen und weichen Stühlen sowie eine von Licht geflutete Treppe, die zu einem Podest führte, auf dem zwei hohe Tanzkäfige hingen.
Es war ruhig gewesen, als die Bar an dem Freitagabend, an dem Esad Nuhanovic verschwunden war, um 22 Uhr öffnete. Nur zwei Typen Mitte zwanzig warteten darauf, eingelassen zu werden. Als es schließlich so weit war, grüßten sie die Türsteher, bezahlten und gingen hinein. Die nächsten zwanzig Minuten war es ruhig, und Liv spulte die Kamera vor. Einer der Türsteher holte sich in Zeitlupe einen Popel aus der Nase und schnipste ihn in die Luft, während der andere wegsah.
Wenige Sekunden später trat eine Gestalt ins Bild. Der Mann grüßte die Türsteher, bezahlte und verschwand durch den Eingang. Liv stoppte die Aufnahme, spulte ein Stück zurück und schaute sie sich wieder und wieder an, bevor sie ganz sicher war. Das war Esad Nuhanovic. Am Freitagabend um 22.23.33 Uhr hatte er alleine die Diskothek La Boîte in Åbenrå betreten. Sie lehnte sich im Stuhl zurück. Es war kaum zu fassen.
Liv erhob sich und ging nach unten. Ein stark gepierctes Mädchen um die
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