Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
erhaschen. Da aber viel los war, stand Roland irgendwann auf und bestellte zwei Bier an der Bar. Sein Freund wirkte wie immer. Etwas weniger Haare auf dem Kopf, dafür etwas mehr in der Nase und in den Ohren, aber das ging ihnen allen nicht anders.
»Was macht das Rentnerleben?«, fragte Roland, während ein paar Frauen in der Ecke hinter ihnen über die viel zu laute Hintergrundmusik hinweg miteinander schwatzten. Sie tranken ihre Drinks in Gesellschaft einiger gut gekleideter Herren, die schon von Weitem nach Direktion und Chefetage rochen. Ihre Handys lagen auf dem Tisch neben ihren Gläsern.
»Es läuft wirklich gut«, antwortete H.P. und hob sein Glas.
»Skål«, sagte Roland. »Schön, dich wiederzusehen.«
»Ebenso.«
Sie tranken und tratschten über gemeinsame Bekannte, über Kumpels, die durch die ungeliebte Polizeireform versetzt worden waren, und über diejenigen, die in Rente gegangen waren oder längst hätten gehen sollen. H.P. war über das Leben der Kollegen überraschend gut informiert, obwohl er nicht mehr im Präsidium saß, dachte Roland und stürzte sich auf die Schale mit Erdnüssen, die vor ihnen auf den Tisch gestellt worden war.
»Sag mal, wir treffen uns hier doch nicht nur zum Quatschen«, sagte H.P. schließlich. »Mit so etwas vergeudest du doch nicht deine Zeit, wie ich dich kenne.«
»Nein, ich dachte, du könntest mir etwas über einen Fall erzählen, den ihr 93 hattet.«
H.P. lehnte sich zurück und lächelte zufrieden.
»Es ist schon merkwürdig, dass man selbst auf seine alten Tage zwischendurch immer noch gebraucht wird.
Um welchen Fall geht es?«
»Um eine 29-jährige Thailänderin, deren Leiche im Juni 1993 im Hafen von Esbjerg aufgetaucht ist.«
»Zerstückelt«, übernahm H.P. »Den Rest von ihr fanden wir im Strandpark. Das werde ich niemals vergessen. Dein Vorgänger bei der mobilen Einheit musste das Handtuch werfen. Glaubst du, es gibt da eine Verbindung zu eurem Fall?«
Roland zuckte mit den Schultern, trank einen Schluck und aß eine Handvoll Erdnüsse.
»Vielleicht. Es gibt gewisse Ähnlichkeiten.«
»Wirklich? Darüber hinaus, dass beide zerstückelt wurden?«
»Frederik Willumsen hat beide Taten gestanden.«
H.P. schlug ein herzliches und voraussehbares Lachen an.
»Der alte Dorftrottel.«
Roland trank sein Bier aus.
»Ist er wirklich nicht mehr?«, fragte er und fügte hinzu, ob sie denn wirklich sicher sein konnten, dass er die gestandenen Taten nicht begangen hatte?
H.P. schüttelte mit einem breiten Lächeln heftig den Kopf.
»Er ist harmlos, glaub mir. Als seine Frau verschwunden ist, haben wir ihn gründlich unter die Lupe genommen. Der ist wirklich nur ein armer Schlucker. Er hat behauptet, dass er sie zu Hause in der Gefriertruhe habe, also sind wir in seine Wohnung gefahren. Und weißt du, was wir gefunden haben?«
Roland schüttelte den Kopf.
»Der Kerl hatte nicht einmal eine Gefriertruhe! Nur ein Gefrierfach im Kühlschrank.«
H.P. trank sein Bier aus und schaute Roland an. In seinem Schnurrbart hing noch ein kleiner Schaumrest.
»Versprich mir, dass du nicht mehr Zeit auf ihn verwendest. Das ist Energieverschwendung.«
Roland sah seinen Freund an, während dieser sich erhob, um eine neue Runde zu bestellen.
»Meine Nase sagt mir etwas anderes«, sagte Roland, als H.P. zurückgekommen war.
H.P. seufzte.
»Nicht schon wieder.«
Roland nickte und zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nicht, was es ist, aber ich bekomme Frederik Willumsen nicht aus dem Kopf. Ich glaube wegen der Art, wie er von den Morden gesprochen hat, die er seiner Meinung nach begangen hat.«
H.P. Sauersen seufzte erneut und sah Roland nachsichtig an. Er lehnte sich über den Tisch.
»Okay, es gibt ein Detail, das mich beschäftigt, seit wir den Fall damals zu den Akten gelegt haben.«
Roland sah ihn erwartungsvoll an.
Der Freund schüttelte den Kopf.
»Direkt vor der Wohnung des Mädchens wurde Kautabak gefunden. Gekaut und ausgespuckt.«
»Und wir wissen, dass Frederik Willumsen Kautabak nimmt.«
»Ja, damit ist er in diesem Land aber bei Weitem nicht der Einzige. Das Problem ist nur, dass wir damals noch nicht die Technik hatten, die ihr heute habt.«
Roland nickte nachdenklich.
»Hat Willumsen euch damals ein Motiv genannt?«
»Geld. Er hat gesagt, dass er dem Mann 150.000 Kronen geliehen habe, wenn ich die Summe noch richtig im Kopf habe. Willumsen wollte das Geld zurück, nachdem er sein Geschäft verloren hatte, und als sich dann
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