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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philipsen
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Tagesbericht festgehalten worden war. Unterdessen fuhr die Barkeeperin mit ihren Erläuterungen fort und beschrieb detailliert, wie das Blut von dem Ohr auf den Boden gespritzt war und wie die Türsteher die beiden getrennt hatten.
    »Das war total verrückt, echt unangenehm. Sie hatte im ganzen Mund Blut, das ihr am Kinn heruntergelaufen ist und sie wie einen richtigen Vampir hat aussehen lassen«, sagte das Mädchen, während ihr Gesicht vor Faszination strahlte.
    »Habt ihr nicht die Polizei gerufen?«
    »Nein, das suchen wir zu vermeiden, was Sie wohl verstehen«, sagte sie.
    Liv verstand das nicht. Sie wusste, dass die Dinge im Nachtleben anders liefen und eine gewisse Form von Selbstjustiz die Regel war. Insbesondere in Bezirken mit vielen Lokalen und begrenzten Polizeiressourcen. Sie wusste aber auch, dass sie die Rowdys auf diese Weise nie drankriegten.
    Die Barkeeperin erklärte, dass Esad Nuhanovic auch keine Polizei gewollt hatte. Danach hätten sie die drei getrennt voneinander aus der Diskothek geschickt.
    »Aber was für ein geisteskrankes Weibsstück …«
    Liv lächelte und überlegte, ob sie wohl geisteskrank genug war, um einen Mord zu begehen.
    »Es scheint so«, sagte sie nur und fragte dann, ob die Frauen lange nach Esad Nuhanovic gekommen waren.
    »Nee, nicht mehr als eine halbe Stunde«, lautete die äußerst sichere Antwort, bevor Liv ihr für ihre große Hilfe dankte und zurück ins Hinterzimmer und zu den Aufnahmen der Überwachungskameras ging.
    Es kostete sie nicht viel Zeit. Sie spulte eine halbe Stunde nach vorn und stoppte die Aufnahme. Bingo. Das gepiercte Mädchen wäre wirklich ein guter Spion. Ihrem Erinnerungsvermögen fehlte es an nichts. Liv starrte auf die beiden Gesichter, die deutlich genug waren, um daraus ein ausgezeichnetes Bild zu machen. Jetzt musste sie sie nur noch finden.
    Sie wählte eine Nummer.
    »Was gibt‘s, Liv?«, kam es von Lind.
    »Wir haben auch die Ohren des Toten, oder?«
    Sie wunderte sich, dass sich ihr bei der Frage nicht der Magen umdrehte. Vielleicht war sie langsam abgehärtet, auch wenn sie immer behauptet hatte, dies nie zu werden.
    »Ja. Warum?«, fragte er.
    Liv erklärte ihm, was sie von der Barkeeperin erfahren hatte und bat ihn, in der Rechtsmedizin zu überprüfen, ob ein Ohr Bissspuren hatte.
    Auf dem Weg zurück nach Sønderborg führte sie das GPS über die Brücke König Christians X. Sie hatte einen Kloß im Hals. Kurz bevor sie Åbenrå verlassen hatte, hatte sie Josephine und Alba angerufen, um Hallo zu sagen. Die beiden waren traurig gewesen. Alba hatte in den Hörer geweint und wollte wissen, wann sie nach Hause käme.
    »Ich will, dass du kommst, Mama«, hatte sie gesagt.
    »Mama kommt bald nach Hause. Es ist doch auch schön, bei Papa zu sein, nicht wahr?«, hatte sie gesagt.
    Dann war Josephine ans Telefon gekommen.
    »Mama, Alba ist so traurig. Heute ist sie im Kindergarten wütend geworden, weil Papa ihr Leberwurst ohne rote Bete mitgegeben hat. Und morgens macht er uns den Haferbrei nie so, wie wir den mögen. Und Albas Haare sind auch nicht gekämmt, sie sieht aus wie ein Troll.«
    Liv hatte tief geseufzt und sich die Augen gerieben. Casper war für so etwas nicht gemacht. Er wusste einfach nicht, wie wichtig in ihrem Alter die kleinen Dinge waren. Alles musste in einer ganz bestimmten Art und Weise ablaufen, ansonsten brach ihre ganze Welt zusammen. Und da er im Alltag nicht so oft mit ihnen zusammen war, wusste er nicht, wie alles gemacht werden musste. Es war immer das Gleiche. Waren sie bei Liv, vermissten sie ihren Vater, weil der immer lustige Sachen mit ihnen machte, im Bett herumtobte, wild spielte und am Mittagstisch herumalberte. Waren sie bei ihm, vermissten sie ihre Mutter, die wusste, wie sie alles am liebsten mochten und die für Regelmäßigkeit sorgte. So war das einfach, und sie konnte an dieser Situation auch nichts ändern, so gern sie es gewollt hätte.
    Mitten auf der Brücke sah sie ein Polizeiauto mit Blaulicht, das am entlegensten Ende des Parkplatzes der stadtbekannten Galerie am Kai zum Kanal hinunter hielt. Daneben stand ein Krankenwagen. Getrieben von Neugierde bog Liv in die Nørre Havnegade ein und fuhr langsam auf den Parkplatz vor der Galerie mit der grellen Acrylmalerei an den Fenstern. Sie stieg bei der Absperrung aus und zeigte einem Bediensteten ihren Ausweis.
    »Was ist passiert?«
    Der Bedienstete schüttelte den Kopf.
    »Ein Badegast.«
    »Im Februar?«
    Der Bedienstete zuckte mit den

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