Ernährung im Sport
Körpergewichts unter einer Formula-Diät bei Patienten mit Risikofaktoren. IGT = gestörte Glukosetoleranz (Vorstufe für Diabetes mellitus). HCH = hoher Cholesterinspiegel (Fettstoffwechselstörung), NGT = Stoffwechsel normal, bei Übergewicht. Bei der restriktiven Kalorienaufnahme haben die Risikopatienten am meisten profitiert. Eigene Daten
Tab. 2/12: Veränderung ausgewählter Stoffwechselmessgrößen nach Durchführung einer Formula-Diät mit 1.000-1.500 kcal/Woche bei 15 berufstätigen Frauen (1,66 ± 0,07 m Körperhöhe) Eigene Daten
13 ABWEICHENDE ERNÄHRUNGSFORMEN
13.1 Vegetarische Ernährungsweisen und Sport
Die Ernährung des Menschen hat sich im Verlaufe der Entwicklung verändert und hing wesentlich von den Ernährungsmöglichkeiten im Lebensraum ab. Die Vorstellung, dass der Mensch ursprünglich Vegetarier war, beruht auf vier Millionen Jahre alten Funden unserer Vorfahren, die einen massiven Kiefer und große Zähne hatten (Australopithecus). Zwischen der Zunahme des Fleischverzehrs und der Verkleinerung des Unterkiefers sowie dem Gehirnwachstum wurde entwicklungsgeschichtlich ein Zusammenhang gesehen. Auf Grund neuer Funde aus der jüngeren Steinzeit (Neolithikum) wird angezweifelt bzw. widerlegt, dass sich die Jäger und Sammler in der Steinzeit vegetarisch ernährten. Die Hauptnahrungsmittel der Steinzeitmenschen waren vor über 10.000 Jahren Wild, Fische und Wildpflanzen. Der Energiegewinn aus Kohlenhydraten machte teilweise nur 5% aus (EATON & EATON, 2000). In den Überlegungen zur Proteinaufnahme war lange Zeit übersehen worden, dass die Haupteiweißquelle Fische waren und nicht die Wildtiere.
Der überwiegende Teil der Menschen lebt gegenwärtig von gemischter Kost, wobei auffällig ist, dass der Kohlenhydratanteil in den Industrienationen seit der Steinzeit deutlich zugenommen hat. Gegenläufig hat sich der Proteinanteil vermindert ( Abb. 1/13.1 ). Beim Fett ist der Anteil, abgesehen von Schwankungen im Zugriff auf fetthaltige Nahrungsmittel, stabil geblieben. Der Vergleich der gegenwärtigen Leistungssporternährung mit der Ernährung in der Steinzeit weist aus, dass sich der Proteinanteil halbiert und sich der Kohlenhydratanteil fast verdoppelt hat.
Abb. 1/13.1: Veränderung der Ernährungsgewohnheiten seit der Steinzeit. Die Kohlenhydrataufnahme hat sich jetzt verdoppelt und die Proteinaufnahme ist um die Hälfte zurückgegangen.
Die Fähigkeit zur einseitigen Ernährung ist dem Menschen erhalten geblieben. Das betrifft die überwiegende Ernährung mit Fleisch bei den Eskimos (Inuits) und von Hirten in bestimmten Regionen. Auf der anderen Seite dominiert aus geografischen, traditionellen oder religiösen Gründen eine betont pflanzliche Ernährung.
Seit der Antike ist die Philosophie des Vegetarismus bekannt. Ein Wegbereiter dafür war der Mathematiker PYTHAGORAS, seine Anhänger im 18. und 19. Jahrhundert wurden deshalb auch als Pythagoreaner bezeichnet. Da beim Radrennen von Berlin nach Wien über 599 km im Jahr 1893 der Sieger und der Zweitplatzierte Vegetarier waren, verbreitete sich die Annahme, dass die vegetarische Ernährungsweise für Ausdauerathleten besonders leistungssteigernd wirke. Gefördert wurde der Vegetarismus im 19. Jahrhundert von der London Vegetarian Society . Dieser Vegetariervereinigung schlossen sich Leichtathleten und Radsportler an, die gegen den Fleischgenuss ( Carnivorismus ) waren.
Da im Sport immer nach Leistungsreserven gesucht wird, vermutete man in der vegetarischen Ernährungsweise Vorteile für die Leistungsfähigkeit. Diese Vorstellung ist heute überholt. Inzwischen ist geklärt, dass der Erhalt und die Entwicklung der muskulären Kraftleistungsfähigkeit durch Verzicht auf Fleisch oder Fisch kaum möglich sind. Alle regelmäßigen Trainingsbelastungen über 10 Stunden/Woche erfordern im leistungsorientierten Sport von Vegetariern eine zusätzliche Aufnahme von Proteinen, Vitaminen, Mineralien und Fettsäuren. Im Einzelnen betrifft das Eisen, Vitamin B 12 , Vitamin D, Jod, Kalzium, Zink, Magnesium, essenzielle Fettsäuren und Proteine ( Tab. 1/13.1 ). Wenn die sich vegetarisch ernährenden Sportler ihr Defizit an Vitaminen, Mineralien, Fettsäuren und Proteinen kennen und entsprechend ausgleichen, dann sind sie auch zu großen Ausdauerleistungen fähig.
Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Deutschlandlauf 1987, der über 1.000 km in 20 Tagen ohne Pause durchgeführt wurde. Die bei diesem Lauf durchgeführte Ernährungsstudie erbrachte keine
Weitere Kostenlose Bücher