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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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Hannelore hatten im »Stern« in Mainhardt zu Abend gegessen, einem schönen alten Bauernlokal, wo die Wirtin, nun auch schon weit über siebzig, selber kochte. Man saß an großen Tischen, an der Wand auf Bänken, vorne auf Stühlen. Zwischen den Tischen hatten die Wirtsleute viel Platz gelassen, so daß man sich selbst dann nicht bedrängt fühlte, wenn das Lokal bis auf den letzten Stuhl besetzt war. Es gab Sauerbraten mit handgeschabten Spätzle und einer sämigen Soße. Bienzle trank einen Nordheimer Trollinger mit Lemberger dazu. Sie redeten kaum, aber beide hatten keinen Augenblick das Gefühl, sich zu langweilen.
    Den Weg zurück gingen Hannelore und Bienzle zu Fuß. Sie erreichten Heimerbach kurz nach neun Uhr. Hannelore hatte sich bei Bienzle eingehängt und ihren Kopf leicht gegen seine rechte Schulter gelegt.
    Plötzlich zerriß ein Gewehrschuß die dörfliche Stille. Er war ganz aus der Nähe gekommen. Bienzle rannte los. Hannelore blieb wie angewurzelt stehen.
    Als Bienzle um die Ecke des Gasthauses bog, sah er einen Mann breitbeinig im Hof eines kleinen, flachen heruntergekommenen Häuschens stehen, er hatte ein Gewehr an der Schulter angelegt. Unter der Haustür, zu der von beiden Seiten ausgetretene Steinstufen hinaufführten, stand ein zweiter Mann, leicht vorgebeugt, als ob er seinen Augen nicht traute. Das Häuschen hatte auf der rechten Seite einen barackenähnlichen Anbau. »Motorwerkstatt« stand auf einem Blechschild, das von einer schwachen Lampe nur unvollständig beleuchtet wurde.
    Erneut peitschte ein Schuß. Dicht neben dem Kopf des Mannes unter der Tür, der noch immer wie eine lebendige Zielscheibe dort stand, spritzten Putz und Mauerwerk auf. Der Mann mit dem Gewehr lud durch. Im gleichen Augenblick erreichte ihn Bienzle. Er packte die Jagdwaffe am Lauf und drückte sie nieder.
    »Waffe weg!«, herrschte er den Schützen an.
    Der fuhr wütend herum. »Weg da!«
    Bienzle zog mit der freien Hand seinen Polizeiausweis heraus und sagte: »Ich bin Polizeibeamter. Geben Sie die Waffe her! Und weisen Sie sich aus!«
    Der Mann ließ die Waffe los und zog aus seiner Gesäßtasche einen Personalausweis. »Und was ist mit dem dort? Der hat heut Abend versucht, mich umzubringen!«
    Bienzle schrieb von dem Ausweis die Personalien ab und sprach dabei mit: »Albert Horrenried, geboren 21.9.1959 in Heimerbach. Haben Sie was mit dem Sägewerk drunten im Steinachtal zu tun?«
    »Das gehört mir«, sagte der Mann. »Und dort hat er’s auch probiert. Mit mei’m eigenen Laufkran – einen riesigen Stamm hat er im Greifer gehabt. Ich bin grad noch weggekommen, bevor der runter gekracht ist. So viel«, er zeigte es mit den Händen, »und es hätt mich erwischt!«
    Der Mann oben auf dem Treppenabsatz rief herunter: »Ich hab den ganzen Abend mein Haus nicht verlassen!«
    Albert Horrenried sagte trotzig zu Bienzle: »Und wenn er’s nicht selber gewesen ist, dann hat er einen geschickt.«
    Der andere lachte auf. »Als ob für mich einer gehen würde!«
    Der Schütze fuhr zu ihm herum und geiferte: »Pack von deiner Sorte gibt’s genug. Alles der gleiche Abschaum!«
    Bienzle fragte: »Haben Sie den Vorfall der örtlichen Polizei gemeldet?«
    »Ich brauch keine Polizei!«
    »Das können Sie nach dem Vorfall jetzt nicht mehr selber bestimmen.«
    »Wollen Sie mich etwa verhaften?«
    »Ich hab Ihre Personalien. Und das Gewehr ist erst mal konfisziert. Alles Weitere sehen wir dann.« Bienzle rief zu dem Mann unter der Tür hinauf: »Und wie heißen Sie?«
    »Horrenried...«
    Bienzle schaute sich Alberts Ausweis noch mal an. »Brüder?«
    »Leider!«, rief der Mann unter der Haustür.
    Wütend riß Albert Horrenried dem Kommissar den Ausweis aus der Hand, ging zu seinem Auto, setzte sich hinters Steuer und fuhr mit aufheulendem Motor davon. Die Lichtkeile der Scheinwerfer erfaßten kurz Hannelore, die ganz in der Nähe dicht an einer Hauswand stand.
    Bienzle sagte mehr zu sich selbst als zu Martin Horrenried: »›Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen‹, so heißt’s in der Bibel.«
    »Fromm sind wir beide nicht!«, sagte Martin und verschwand hinter seiner Haustür.
    Hannelore trat neben Bienzle. »Es soll Polizisten geben, die ziehen das Verbrechen förmlich an.«
    Bienzle seufzte. »Jetzt muß ich erst noch auf dem hiesigen Polizeiposten vorbei.«

15
    Als Mascha Niebur von der Telefonzelle zurückkam, saß Patrick apathisch in der Ecke des ehemaligen

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