Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
Vom Netzwerk:
Patrick sprechen!«
    »Das ist jetzt nicht möglich. Aber es geht ihm gut. Nur, wie lange es ihm noch gut geht, das hängt von Ihnen ab.«
    Gächter sagte beschwörend: »Mascha, ich versuche alles. Morgen ist der Haftprüfungstermin. Vielleicht kommt Joe danach ja frei...«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Hören Sie mir bitte zu, ich verspreche Ihnen...«
    Mascha unterbrach ihn kalt: »Sie kriegen den Jungen zurück, wenn Joe freikommt. Und wenn Joe morgen Mittag nicht wieder draußen ist, kriegen Sie das Kind auch zurück, aber dann lebt es nicht mehr!« Sie legte auf.
    Einer der Beamten war mit der Zentrale verbunden. Jetzt schaute er auf. »Der Anruf ist aus Cannstatt gekommen. Eine Zelle in der Gneisenaustraße.«
    Gächter riß das Foto aus der Tasche und haute mit dem Handrücken drauf. »Genau dort liegt die alte Zuckerfabrik!«
    Der Beamte meinte: »Das dät passen!«
    Gächter war schon auf dem Weg zur Tür.
    »Ich ruf sofort in der Zentrale an«, rief der Kollege ihm nach.

14
    Albert Horrenried stand schwankend vom Bett auf. Er war verschwitzt, rang nach Atem, und sein Gesicht war gerötet. Er sah aus, als ob er jeden Moment einen Schlaganfall bekommen könnte. Auf dem Bett lag Inge wie erschlagen. Um sie herum noch immer die Geldscheine. Sie starrte den nackten Mann angewidert an. Tränen liefen über ihr Gesicht.
    Albert stieg in seine Hosen und griff nach seinem Hemd. Er ging mit schweren Schritten zur Tür, drehte sich noch mal um und sagte: »Hat’s dir der Winni auch so besorgt?«
    Inge wandte sich nur ab und kehrte ihm den Rücken zu. Die Tür fiel ins Schloß.
    Albert Horrenried ging zu seiner Hausbar, goß Schnaps in ein Wasserglas und stürzte ihn in einem Zug hinunter. Ihm fiel ein, daß er ja noch nicht einmal die Halle abgeschlossen hatte. Er stieg die Treppe hinunter.
    Als er aus dem Haus trat, spürte er, daß es zu regnen begonnen hatte. Er überquerte den Platz, ging an den hoch aufgeschichteten Stämmen vorbei. Die Eichen sollten anderntags geräppelt und in der großen Gattersäge zu Möbelbrettern verarbeitet werden. Seine Hand glitt über die rauhe Rinde. Das nasse Holz roch gut. Das Leben hätte so schön sein können. Er ging zwischen den Schienen weiter, die in Beton eingelassen waren und auf denen der Laufkran fuhr. Mit diesem wurden die Stämme von den Stapeln am Mühlbach entlang in die Halle befördert.
    Plötzlich flammten Scheinwerfer an der Vorderfront des Krans hell auf: Gleißendes Licht schoß ihm in die Augen und blendete ihn so, daß er ein paar Augenblicke lang nichts mehr erkennen konnte. Unwillkürlich machte er ein paar Schritte zurück. Der Kran setzte sich in Bewegung. Jetzt erst sah Horrenried, daß der Greifer einen mächtigen Stamm gepackt und auf vier, fünf Meter Höhe angehoben hatte. Direkt über ihm schwankte der gewaltige Baumstamm an dem Greifer leicht hin und her. Das nasse Holz glänzte im Licht des hellen Scheinwerfers.
    »Nein«, schrie er, »laß das, bist du wahnsinnig?«
    Er konnte den Mann hinter der Scheibe der Führerkabine nicht erkennen, aber er zweifelte keine Sekunde daran, daß es sein eigener Bruder war, der versuchte, ihn umzubringen. Schritt um Schritt wich der Sägewerksbesitzer zurück. Danach blieb er mit dem Absatz an einer der Schienen hängen und fiel nach hinten. Im gleichen Augenblick öffnete sich der Greifer, der Stamm löste sich. Albert Horrenried rollte sich blitzschnell einen Meter zur Seite. Der Stamm stürzte krachend auf die Erde und verfehlte ihn nur knapp.
    Der Mann, der den Kran gesteuert hatte, sprang aus der Führerkabine und rannte davon. Er war nur als Schattenriß zu sehen.
    Albert rappelte sich mühsam auf. Sein Atem ging stoßweise, seine Knie zitterten, dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    Inge hatte sich einen Morgenmantel übergeworfen, sie hielt das Telefon in der Hand und wählte, schaltete den Apparat aber aus, als sie die schweren, unsicheren Schritte auf der Treppe hörte. Der Sägewerksbesitzer torkelte herein. Er riß eines seiner Jagdgewehre aus dem Waffenschrank und eilte wieder aus der Diele, wie er gekommen war. Seine Cordhosen und seine Lodenjacke starrten vor Dreck, die Haare hingen ihm naß und wirr ins Gesicht.
    An der Tür drehte er sich noch mal um und herrschte Inge haßerfüllt an: »Mit dir bin ich auch noch nicht fertig!«
    Er stolperte wieder hinaus. Inge nahm das Telefon erneut zur Hand, wählte, wartete, wurde immer nervöser, aber Winfried hob nicht ab.
    Bienzle und

Weitere Kostenlose Bücher