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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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zu.
    »Festhalten!«, schrie Mascha.
    Mit Vollgas raste sie das steile Stück hinauf, das den Rand eines Autobahnzubringers bildete. Der Wagen machte, oben angekommen, einen Satz auf die Fahrbahn. Mascha riß das Steuer herum. Vorbeirasende Autos hupten wie verrückt. Die junge Frau zog den Mazda gerade und atmete aus. In ein Polizeiauto, das sie verfolgt hatte, raste ein Pkw hinein.
    Patrick sagte: »Du bist auf der falschen Fahrbahn!«
    Mascha zuckte zusammen. »Tatsächlich!« Sie bekam einen Lachanfall. Die entgegenkommenden Fahrzeuge hupten und blinkten. Mascha hörte nicht auf zu lachen, fuhr Schlangenlinien, blinkte ebenfalls und drückte auch voll auf die Hupe. Endlich kam ein Durchlaß. Sie bremste scharf herunter und steuerte ihren Wagen auf die andere Fahrbahn. Dort klinkte sie sich in den Verkehr ein.
    Mascha drehte sich zu Patrick um. »Na, was sagst du? Wie hab ich das gemacht?«
    »Du spinnst!«
     
    Gächter war bei den ersten Beamten, die in die Heizungskammer eindrangen. Die Spuren waren deutlich. Hier hatte Mascha Niebur das Kind festgehalten.
    Gächter sah Gollhofer an. »Wie hat das passieren können?«, fragte er, und man sah ihm an, wie sehr er sich beherrschen mußte, um dem Kollegen nicht an den Kragen zu gehen.
    »Irgend etwas muß uns verraten haben«, sagte Gollhofer und wirkte dabei ziemlich schuldbewußt.

16
    Etwa um die gleiche Zeit betrat Bienzle, Albert Horrenrieds Jagdwaffe locker in die Armbeuge gelegt, die Revierwache des Polizeipostens Heimerbach.
    Der Diensttuende Beamte schaute nicht auf, sondern sagte bloß brummig: »Jetzt kann ich nur für Sie hoffen, daß es wichtig ist!«
    »Meinen Sie, ich kann das nicht selber beurteilen?«, entgegnete Bienzle.
    Jetzt erst schaute der Beamte auf und direkt in den Lauf der Waffe. In einer Reflexbewegung hob er beide Hände. Bienzle mußte unwillkürlich lachen. Der Polizeiobermeister erkannte ihn.
    »Ha, jetzt kann i gar nemme, dr Herr Bienzle. Sind Sie auf der Jagd bei uns?«
    »Ich könnt auf kein Tier schießen«, sagte Bienzle. Er musterte den Polizeibeamten mit zusammengekniffenen Augen. »Kennen wir uns?«
    »Ich war bei Ihnen auf dem Lehrgang in Göppingen. Erich Bechtle. Ich hab damals mit einer Zwei abgeschlossen!«
    »Bechtle, ja, natürlich kenn ich Sie...« Bienzle erinnerte sich nur schemenhaft. »Ich muß eine Anzeige erstatten.«
    »Doch net jetzt, mitte in der Nacht?«
    Ja, richtig, daran erinnerte sich Bienzle nun doch wieder. Durch besonderen Fleiß war Bechtle nie aufgefallen. Dann schon eher durch überdurchschnittliche Intelligenz.
    »Ja, sind Sie jetzt im Dienst oder nicht?«, fragte Bienzle unwirsch.
    »Wie mr’s nimmt.« Bechtle seufzte. »Na gut, dann erzählet Se halt. Obwohl, am beschte dätet Sie doch selber glei a Protokoll schreibe, Sie könnet des sowieso besser als ich.«
     
    Als Bienzle eine Stunde später in den kleinen Gasthof kam, saß Hannelore mit dem Wirt am Stammtisch und ließ sich Geschichten erzählen. »Warum hat das denn so lange gedauert?«, fragte sie.
    Bienzle bestellte sich einen Lemberger. »Ich hab ein Protokoll schreiben müssen.«
    »Du selber, warum das denn?«
    »Weil ich halt so gutmütig bin!«

17
    Mascha fuhr einfach drauflos, ohne zu wissen, wohin. Patrick hatte sich zwar auf dem Rücksitz zusammengerollt, aber er schlief nicht. Schon bald hatten sie die Lichter der Stadt hinter sich gelassen. Bewußt fuhr Mascha auf den Nebenstrecken – kleinen Sträßchen, die durch verschlafene Dörfer führten.
    Eine dumpfe Hoffnungslosigkeit erfaßte sie. Sie hatte nicht lange nachgedacht. Sie hätte alles getan, um Joe freizubekommen. Und sie war sich auch ganz sicher gewesen, daß sie es schaffen würde. Schon deshalb, weil sie doch, wie sie glaubte, absolut im Recht war. Aber jetzt wuchs ihr alles über den Kopf.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Patrick plötzlich von hinten. Mascha konnte sich nicht erklären warum, aber sie war froh, die Stimme des Jungen zu hören.
    »Mascha«, sagte sie und wartete begierig auf seine nächste Frage. Doch Patrick sagte nur: »In meiner Klasse ist auch eine Mascha. Aber die ist ganz nett!«
    Der Wagen rollte nun über ein gewundenes Sträßchen auf eine Kette kleinerer bewaldeter Berge zu. Die Regenwolken waren weitergezogen. Jetzt riß der Himmel auf und der Mond zeigte sich. Er tauchte die Landschaft in ein fahles weißliches Licht. Direkt voraus kam ein kastenförmiger Bau in Sicht. Offenbar der Rohbau einer großen Wohnanlage. Mascha

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