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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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schließlich.
    »Danke!« Gächter ging in das Gerichtsgebäude hinein.
     
    Richter Hasenblatt, Staatsanwalt Roller und eine Protokollführerin saßen im Richterzimmer um den Besprechungstisch.
    Gächter lehnte an der Fensterbank. Er war aufgefordert worden darzulegen, warum er Gerry Adler festgenommen hatte.
    Gächter zählte an den Fingern ab: »Er hat ein Verhältnis mit Frau Lohmann, er kassiert eine Lebensversicherung von 500.000 Mark – die Lebensversicherung von Frau Lohmann nicht mitgerechnet. Er wird alleiniger Chef der Firma. Und er hatte die Gelegenheit, den Mord zu begehen: Adler wurde auf dem Weg in Lohmanns Büro gesehen, bevor Joe Keller kam und nachdem Mascha Niebur gegangen war...«
    »Und warum hat dann Joe Keller die Schere abgewischt?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Die einzigen Zeugen dafür sind Adler und Frau Lohmann. Und wenn sie nicht lügen, gibt es eine Erklärung: Zwanzig Minuten zuvor war bekanntlich seine Freundin Mascha Niebur bei Lohmann gewesen. Als Joe Keller die Schere in der Leiche entdeckte, mußte er doch annehmen, daß seine Freundin Lohmann umgebracht hatte.«
    Der Richter nickte: »Das alles entbehrt nicht einer gewissen Logik.«
    Der Staatsanwalt wendete ein: »Herr Gächter hat ein großes Interesse daran, daß Keller freikommt. Kellers Freundin hat schließlich das Kind in ihrer Gewalt und wird es erst herausgeben, wenn ihr Freund frei ist.«
    Gächter stieß sich vom Fensterbrett ab und fixierte Staatsanwalt Roller böse. »Heißt das, Sie messen meinen Ermittlungsergebnissen weniger Bedeutung bei, weil Sie glauben, ich vertrete meine eigenen Interessen?«
    »Das ist immerhin ein interessanter Gedanke«, sagte der Richter.
    »Ich möchte jedenfalls nicht in Ihrer Haut stecken, wenn sich Ihre Einschätzungen als Fehler erweisen«, bellte der Staatsanwalt.
    Richter Hasenblatt sagte: »Wenn wir Herrn Gächters Gedanken erst mal folgen, könnten wir Johannes Keller auf freien Fuß setzen. Als Folge davon müßte das Kind auch freikommen. Und Joe Keller würde die Polizei vielleicht zu der Kidnapperin führen...«
    »Das ist mir alles zu unsicher.« Der Staatsanwalt schüttelte zweifelnd den Kopf. »Und was ist, wenn wir einen Mörder laufen lassen?«
    »Wir lassen ihn keinen Moment aus den Augen«, sagte Gächter.
    Der Staatsanwalt blieb skeptisch. »Garantieren Sie mir, daß es ihm nicht gelingt, sich abzusetzen?«
    »Nein! Das kann Ihnen niemand garantieren!«
    »Es wäre eine Güterabwägung«, sagte der Richter.
    »Es ist eine Chance«, gab Gächter zurück.
    Staatsanwalt Roller schaute den Richter an. »Am Ende ist es Ihre Entscheidung. Und Ihre Verantwortung!«
    Der Richter nickte lächelnd. »Das ist richtig.« Er drückte auf den Knopf einer Gegensprechanlage. »Führen Sie Herrn Keller bitte vor.«
    Ein Justizvollzugsbeamter brachte Joe herein.
    Hasenblatt wandte sich dem jungen Mann freundlich zu. »Nehmen Sie bitte Platz, Herr Keller...«
    Joe setzte sich auf die vordere Kante eines Stuhls. Gächter wollte hinaus, aber der Richter hielt ihn auf: »Sie können ruhig dableiben, Kommissar Gächter.« Dann sah er wieder Joe Keller an. »Sie wissen, was Ihnen vorgeworfen wird, Herr Keller?«
    »Ja, sicher. Ich habe das halbe Kabinett geschmiert, um an diverse Staatsaufträge heranzukommen. Seitdem essen im Landtag alle meine Currywurst.«
    Der Richter antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ja, so ähnliche Fälle hatten wir auch schon - aber da wurde niemand ermordet. Was sagen Sie zu dem Vorwurf, Siegfried Lohmann umgebracht zu haben?«
    »Ich war’s nicht. Und das sag ich nach bestem Wissen und Gewissen, Hohes Gericht.«
    »Wenn wir Sie auf freien Fuß setzen, Herr Keller, dann nicht, weil es Ihrer Freundin gelungen ist, uns zu erpressen. Der Staat läßt sich nicht erpressen.«
    Joe hatte nun schon Oberwasser. »Ehrlich gesagt, mir ist es egal, warum.«
     
    Als Joe Keller vierzig Minuten später das Justizgebäude als freier Mann verließ, stand Günter Gächter auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter dem dicken Stamm einer mächtigen Kastanie vor der Staatsbibliothek. Er war froh, daß es zu einer Zeugenaussage des Gerichtsmediziners Kocher gar nicht erst gekommen war.
    Gächter hielt Blickkontakt zu einigen Kollegen, die unauffällig Posten bezogen hatten. Alle Beamten hatten Krawattenmikrofone und kleine Empfänger im Ohr.
    Jetzt sagte Gächter leise zu seiner Krawatte: »Das ist er!«
    Joe Keller trat durch die Drehtür aus dem Gerichtsgebäude

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