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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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und sah sich aufmerksam um. Zwei Männer lösten sich aus ihrer Lauerstellung und wurden zu flanierenden Passanten. Joe machte sich auf den Weg. Er schlenderte zwischen Staatsbibliothek und Kronprinzenpalais auf die Bogenbrücke zu, die in den Schloßpark hinüberführte. Er ging über die Brücke. Die observierenden Beamten blieben geschickt auf Distanz. Joe durchquerte den Schloßgarten. Am Königsbau blieb er kurz stehen, wie um sich zu orientieren. Dann ging er schnell durch die Säulenpassage und betrat vor der Hauptpost eine Telefonzelle.
     
    Mascha und Patrick waren die vielen Treppen zum obersten Stockwerk des kahlen Betonbaus hinaufgeklettert. Von hier hatte man einen wunderbaren Blick über Weinberge, Baumwiesen und die Waldränder an den oberen Kanten der steilen Hänge. Sie hatten gerade begonnen, Kekse und Schokoriegel mit Cola zu frühstücken, als tief in Maschas Jacke ein Handy klingelte.
    Patrick sah sie überrascht an. »Du hast ein Handy?«
    »Ja, was hast denn du gedacht?«
    »Aber du bist doch zum Telefonieren weggegangen.«
    »Hast du denn nicht gewußt, daß man auch Handys orten kann?« Inzwischen hatte Mascha das Gerät herausgekramt und meldete sich: »Ja?« Dann stieß sie einen ungeheuren Jubelschrei aus. »Joe!«
     
    Die beiden Polizeibeamten beobachteten Joe vom Eingang zum Marquardtbau aus in der Telefonzelle. Er sprach nur kurz und legte dann wieder auf. Vermutlich habe die Zielperson Kontakt zu der Entführerin aufgenommen, gab einer der Polizisten an die Zentrale durch.
    Joe verließ die Telefonzelle und ging zur unterirdischen Haltestelle der Straßenbahn unter dem Schloßplatz hinab. Dort stieg er in eine Bahn. Einer seiner Beschatter stieg in den Wagen davor, der andere in den dahinter. An der Haltestelle »Mineralbäder« stieg Joe aus. Die Beschatter unterrichteten Gächter, der sich sofort auf den Weg dorthin machte.
    Joe Keller ging die wenigen Schritte zum Mineralbad Leuze, löste eine Karte und schritt die Treppe hinunter. Die Beamten warteten, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, zeigten ihre Ausweise und folgten ihm.
    Joe war sich längst bewußt, daß er Beobachter hinter sich hatte. Er verschwand in einer Kabine, die fast am Ende der letzten Reihe, nahe bei den Duschräumen lag. Die observierenden Beamten beobachteten beide Türen der Kabine, die zum Schuhgang wie auch die zum Barfußgang, der auf der Gegenseite von den Spinden begrenzt wurde.
    Joe hatte sich, kaum daß er in die Kabine getreten war, flach auf den Bauch gelegt. Am Vormittag waren nur wenige der Umkleideräume besetzt. In der einen Richtung sah er mehrere Paar Füße – nackt, in Strümpfen, in Schuhen. Er wendete sich nach der anderen Seite. Bis zum Ende der Reihe waren es nur drei Kabinen und die schienen alle leer zu sein.
    Joe zwängte sich unter den Kabinenwänden hindurch. Am Ende der Reihe angekommen, richtete er sich auf und ging in einen der Duschräume. Dort gab es offene Duschen und andere hinter Pferdestalltüren. Es platschte und dampfte. Unter einigen Brausen wurde gesungen oder gepfiffen. Ein dicker nackter Mann prustete wie ein Flußpferd, ein anderer rezitierte gedankenverloren Gedichte. Einer der Männer rief zu Joe herüber: »Zutritt mit Schuhen und Kleidern verboten!«
    Joe kümmerte sich nicht darum. Neben einer der Pferdestalltüren hing ein geräumiger Bademantel. Sein Besitzer mußte ein Riese sein. »High and mighty« fiel Joe dazu ein. Er nahm den Mantel vom Haken, brachte sich außer Sicht der duschenden Badegäste, schlüpfte hinein, krempelte die Hosen hoch, zog Schuhe und Strümpfe aus und verwahrte beides in den geräumigen Taschen des Mantels. Dann verließ er die Dusche Richtung Schwimmhalle.
    Die beiden Beamten bemerkten langsam, daß Joe in seiner Kabine ziemlich lange brauchte, um sich umzuziehen. Immer wieder schauten sie auf die Uhr, sahen sich gegenseitig an und wirkten einigermaßen ratlos, zumal sie von kommenden und gehenden Badegästen immer mißtrauischer gemustert wurden. Endlich ging einer von ihnen in die Kabine neben jener, in der Joe verschwunden war, stieg auf die Bank und schaute über die Zwischenwand. Leer!
    Der Beamte meldete sich sofort über sein Funkgerät bei der Zentrale. »Er ist weg... weiß der Geier, wie...«
    Gächter saß in einem Polizeibus, der sich dem Mineralbad näherte. »Was heißt da weg?«, fragte er konsterniert.
    »Er ist in einer Umzugskabine verschwunden, wir haben ihn nicht aus den Augen gelassen, ich weiß nicht,

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